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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

20. 9. 2012 - 16:00

Fußball-Journal '12-33.

Die Fußball-Woche, Ausgabe 2, #fuwo38 <<< Stichworte: Österreicher in der Euro-League; Keine Häme für schon wieder erneuertes Sturm; Österreicher in der CL; Asymmetrische Analyse.

Seit kurzem beleuchte ich in der Fußball-Woche (kurz: #fuwo) alles was sich so zwischen einem monothematisch-langen Fußball-Journal und einem kurzen Tweet bewegt. Das ist eine ganze Menge; und auch dringend nötig, weil Einschätzung und Verknüpfung in der größtenteils ohne vertiefende Analyse auskommenden News-Überflutung so sehr fehlen.

Das Fußball-Journal '12 begleitet auch in der aktuellen Saison - wie schon in den Vorjahren - die heimische Bundesliga, den Cup, Nationalteam und ÖFB, den Nachwuchs, das europäische Geschäft und das mediale Umfeld.

Donnerstag 20.9.2012, 16 Uhr. Österreicher in der Euro-League

Neben den auf dieser Liste gemeldeten 25 Rapid-Akteuren (19 Österreicher, 6 andere Nationalitäten) tummeln sich auch in der zweiten internationalen Spielklasse einige ÖFB-Kicker - allerdings deutlich weniger als in den Jahren zuvor.
Dazu trägt unter anderem der UEFA-Ausschluss von Besiktas Istanbul (Violation of Licensing and Financial Fair Play Regulations) bei, wo Veli Kavlak und Tanju Kayhan, früher auch Ekrem Dag aktiv waren.

Mitspielen darf der VfB Stuttgart mit Stammspieler Martin Harnik (87-06; Rückennummer 7) und den beiden jungen Ergänzungsspielern Raphael Holzhauser (93-02; Nr. 27) und Kevin Stöger (93-08; Nr. 19). Als Tormann Nummer 6 ist Bernhard Hendl (92-08) von den VfB-Amateuren nur dann potentieller Nachrücker, wenn zwei andere Goalies ausfallen sollten.

Auch nur Ersatz, aber auf der Liste: Samuel Radlinger (92-11; Nr. 21), der dritte Tormann von Hannover 96, wo Emanuel Pogatetz durchaus eine Lücke hinterlassen hat.

Führungsspieler ist natürlich Innenverteidiger Martin Stranzl (80-06; Nr. 39) bei Borussia Mönchengladbach, der wie reifender Wein immer besser wird. Sein junger Amateur-Kollege Bernhard Janeczek (92-03) von den Gladbach-Amateuren ist nach etlichen Verletzungen zu weit zurückgeworfen.

Ebenso wie Gladbach ist auch der FC Basel in den Champions League-PlayOffs gescheitert: Aleksandar Dragovic (91-03; Nr. 6) und Co-Trainer Markus Hoffmann sind dafür aber Co-Favorit in ihrer Gruppe.

Das gilt auch für den PSV Eindhoven, wo Mittelfeld-Stratege Marcel Ritzmaier (93-04; Nr 24) schon seit einiger Zeit mitgemeldet wurde und mittlerweile auch schon seine regelmäßigen Einsätze bekommt.

Ich hätte auch damit gerechnet, dass der Lukas Spendlhofer (93-06), mittlerweile einer der Führungsspieler der Primavera, bei Inter Mailand nominiert wird. Immerhin ist sein Ex-Coach Andrea Stramaccioni, der mit den Inter-Burschen die Junioren-Champions League gewonnen hat, jetzt Chef bei den Großen. Der Pottschacher steht aber nicht auf Stramaccionis Liste.

Nicht mehr beim Geheimtipp Anzhi Makhachkala (wo er allerdings eher nur auf der B-Liste stand): Stürmer Myroslav Slavov (90-09), der zur Vienna wechselte.

Beim spanischen Debutanten Levante steht Christian Lell (84-08; Nr. 22) im Kader. Der Ex-Herthaner verfügt über einen österreichischen Elternteil und hatte sich dem ÖFB (um dessen Rechtsverteidiger-Elend wissend) angeboten, scheiterte allerdings an den Steffen Hofmann-Kriterien.

Auffällig: das jugendliche Alter der meisten Akteure. Früh ins Ausland zu gehen zahlt sich also aus, da können die heimischen "Experten" noch so strampeln.

Bereits in der EL-Quali hängengeblieben...

... ist der neue Verein von Marc Janko (83-06), Trabzonspor. Mit dem FC Porto wäre der Stürmer in die CL gekommen - hätte aber wohl kaum Einsätze gekriegt.

... ist überraschend auch im Play Off der SC Heerenveen, wo damals noch Tobias Kainz (92-10; Nr. 21), der mittlerweile zu Sturm gewechselte U21-Teamspieler gelistet war. Junior Daniel Geissler (94-04), auch ein Grazer, ist/war zu jung für den Einsatz bei den Großen, spielte gestern aber erfolgreich mit derÖFB-U19.

Mittlerweile zu Istanbul BB gewechselt ist der bis Anfang August noch für das ebenso knapp gescheiterte Bursaspor tätige Turgay Bahadir (84-01; Nr. 7)

Ebenso wie Admira oder Ried in der dritten Quali-Runde gängengeblieben: Adthe Nuhiu (89-07; Nr. 9) mit Eskişehirspor.

Die meisten Österreicher außerhalb von Österreich finden sich beim in der ersten Runde knapp an einem isländischen Vertreter gescheiterten Pokalsieger von Liechtenstein, dem FC USV Eschen/Mauren. Neben dem Austro-Schweizer Kapitän Mathias Barandun (85-12; Nr. 7) waren Abwehrspieler Andreas Simma (89-07; Nr. 6), Mittelfeldakteur Metin Batir (89-05; Nr. 10) und Stürmer Eren Dulundu (88-07; Nr. 16) Teil der Fast-Sensation. Regisseur Gültekin Sönmez (87-05; Nr. 18), ein Mann mit wild-wechselvoller Geschichte, war verletzt, Angreifer Dursun Karatay (84-10) wurde erst später verpflichtet.

Mittwoch 19.9.2012, 16 Uhr. Sturm Graz noch neuer, aber ohne Häme

Rom wurde bekanntlich nicht an einem Tag erbaut. Und da Sturm Graz der allererste österreichische Fußball-Verein ist, der sich eine Struktur verpasst, die internationalen Maßstäben standhält (und deutschen Vorbildern nacheifert) begeht man dort alle Anfängerfehler, die man nur machen kann und muss dauernd nachjustieren. Oder, wie heute, alles nochmal neu aufstellen.

Grund für Häme ist das keiner, auch wenn die Präsentation in der unangenehmen Tonlage provinziellen Haberertums stattfand: schließlich ist man Pionier und hat im Vergleich zur Konkurrenz (auch Salzburg) deutlich die Nase vorn.
Grund für Analyse gibt es genug.

Sturm-Präsident Jauk hat die bislang dem wirtschaftlichen Geschäftsführer Houben aufgebürdeten Agenden aufgesplittet. Und die Vakanz des sportlichen Geschäftsführers (auch das musste Houben kommissarisch machen) beendet.

Aus zwei Jobs wurden drei, mit Gerhard Goldbrich, dem vormaligen Marketing-Leiter der Graz-Holding als neuer General Manager. Das soll kein Frühstücksdirektor-Posten a la Toni Polster sein, die Anforderungen zeichnen ein klares Profi-Management-Bild.
Die wirtschaftliche Agenden übernimmt Daniela Tscherk, davor Marketing-Leiterin der steirischen Industriellenvereinigung, die sportlichen Ayhan Tumani, der als Co-Trainer nach Graz kam, und in den letzten Wochen den Sportdirektor-Job de facto schon miterledigte.

Die davor gefundene Duo-Lösung hatte nicht funktioniert: Paul Gludovatz hatte den Job völlig gegenläufig interpretiert, was zum schnellen Split führte, woraufhin monatelang nichts geschah, was Christoph Houben komplett überlastete, weswegen er kürzlich das Handtuch werfen musste.

Coach Peter Hyballa hatte, ideologisch ganz im Gegensatz zu machtgeilen Austro-Kollegen, auf der Installierung eines sportlichen Verantwortlichen bestanden, insofern war das Präsidium um Christian Jauk unter Druck eine neue Struktur aufzusetzen.

Das Raumschiff Sturm Graz startet nun den Weiterflug in Galaxien, die nie zuvor ein österreichischer Verein gesehen hat, eine satte Fehler-Streuungsbreite bleibt weiter garantiert.

Montag 17.9.2012, 20 Uhr. Die Champions League und Österreich

Österreich ist auch heuer wieder nur Zaungast in der morgen beginnenden Champions League, diesmal dank der erst jüngst getilgten Düdelinger Selbstzerstörung.

Die Chancen auf ein Finale waren sowieso nicht groß.

Wien hatte drei (64, 87 und 95), die ÖFB-Schiris auch (Stoll 64, Linemayr 79 und Kohl 90 - seither kommen die heimischen Refs nicht einmal in die Nähe solcher Ehren; ein dramatischer Abstieg).

Ernst Happel gewann zwei, eines mit Feyenoord (70), eines mit dem HSV (83). 1970 war mit dem Fußball-Genie und Horror-Zocker Franz Hasil der einzige österreichische Final-Aktive ever mit der Hand am Meisterpokal.
Wolfgang Feiersinger erlebte sein Finale (97, mit Dortmund) von der Tribüne aus; aktuell muss er als originelles Testimonial herhalten, weil er Hüttenwirt und Wurzelsepp geworden ist, der (ganz modisch) den modernen Fußball kritisiert - wobei er sich in einer erschreckend reaktionären Tonalität verliert. Dass Marko Arnautovic 2010 im Kader des CL-Siegers Inter stand, ist eine Fußnote.

Soweit ein paar Poser-Facts zur Vergangenheit.
Die Gegenwart zeigt sich in den UEFA-Nennlisten der Teilnehmer, die bis zur Winterpause nur in Ausnahmefällen erweitert werden dürfen.

Bayern München benannte nicht nur David Alaba (92-06; Rückennummer 27), von dessen rascher Gesundung man ausgeht (schließlich wurde kein neuer Back-Up verpflichtet), sondern auch einen der vielen Austro-Junioren, die in der Vorbereitung bei den vielen Bayern-Testspielen Aufmerksamkeit auf sich zogen: Kevin Friesenbichler (94-05; Nr. 37), einen Angreifer aus der U19.

Für die Kollegen Toni Vastic (93-01), Alessandro Schöpf (94-02), Christian Derflinger (94-02) oder Oliver Markoutz (95-05) heißt es sich bis zur Winterpause für einen Back-Up-Platz zu empfehlen.
Schöpf hat aktuell ebenso wie Friesenbichler Zeit für die U19 des ÖFB zu spielen.

Für Borussia Dortmund läuft der mittlerweile in der deutschen U21 spielende Austrodeutsche Moritz Leitner (92-12; Nr. 8) auf. Der zentrale Mittelfeldspieler war bis zur U17 beim ÖFB, wurde dann aber vernachlässigt und auch verloren.

Bei der dritten deutschen CL-Kraft, Schalke 04, hat natürlich Christian Fuchs (86-04; Nr. 23), der aktuelle ÖFB-Teamkapitän, seinen Fixplatz.

Dinamo Kiev hat den in Wien geborenen Kroaten Niko Kranjčar (84-08; Nr. 21) im Team, Dinamo Zagreb den in Linz geborenen Mateo Kovačić (94-05; Nr. 8). Kranjčar hat den österreichischen Pass, spielt aber schon ewig für seine Heimat, beim talentierten Spielmacher Kovačić haben sich weder Stammklub LASK noch der ÖFB sonderlich interessiert gezeigt.

Manchester City hat sein U18-Talent Sinan Bytyqi (95-01) ebensowenig gemeldet wie der AC Milan seinen Primavera-Stürmer Philipp Prosenik (93-03).

Bis vor ganz kurzem wäre noch Marc Janko (83-06) mit dem FC Porto dabei gewesen - dann kam der Wechsel zu Trabzonspor in die Süper Lig. Bis vor kurzem hätte auch Alexander Manninger (77-06) mit Juventus teilgenommen - sein Vertrag wurde aber nicht verlängert.

Knapp gescheitert sind Martin Stranzl (Gladbach) und Aleksandar Dragovic (Basel) - die sehen wir aber in der Europa League wieder.

Mehr zu den Österreichern dort dann am Mittwoch.

Montag 17.9.2012, 14 Uhr. Der Reiz der Asymmetrie

Auf abseits.at findet sich eine hochinteressante Analyse des Samstag-Spiels Sturm - Innsbruck, das ich nicht gesehen habe.

Sie beleuchtet zum einen die asymmetrische Herangehensweise von Sturm-Coach Peter Hyballa, mittels der er eine verblüffende Offensiv-Überzahl erzielen kann und bespricht zum anderen das neu gefertigte Innsbrucker System von Walter Kogler, der sich wohl endgültig von seinem 4-1-4-1 verabschiedet hat.

Kleine Anmerkung dazu: schon in einigen frühen Saisonspielen hat Kogler den hochtalentierten Piesinger als zweiten Sechser neben den schwächer werdenden Abraham gestellt. So aufregend und fresh ist die Umstellung also nicht. Das allerdings gilt weiter für Hyballas scheinbar krauses System, das hier wunderbar erklärt wird.

Wer dazu eine Anleitung braucht - die Kollegen von der Spielverlagerung haben eine ganz grandiose.