Erstellt am: 18. 9. 2012 - 19:32 Uhr
The Basement Collection
Wenn bei einer Künstlerin oder einem Künstler einmal der Durchbruch gelungen ist, dann werden oft mit einem Schlag auch die Frühwerke interessant. Was davor von vielen als banales Übungsstück gesehen wurde, verwandelt sich schnell in einen historischen Einblick in den Genius des Kunstschaffenden. Der bekannte Game Designer und Grafiker Edmund McMillen stellt nun seine Frühwerke in einer Sammlung vor - mehr Infos brauchte die Videospielwelt nicht um in helles Entzücken zu geraten. Immerhin ist McMillen seit "Super Meat Boy", dessen Entstehungsprozess teilweise auch verfilmt* worden ist, ein besonders prominentes Aushängeschild der immer vielschichtiger werdenen Indie-Games-Nische.
* Wer "Indie Game: The Movie" komplett oder auch nur als Trailer gesehen hat, sollte unbedingt auch die Parodie von MEGA64 dazu kennen.
Blinkworks
McMillen ist vor allem für seine bizarren Settings bekannt - man spielt in seinen Games neben dem bereits genannten, zum Leben erwachten Fleischstück etwa einen kleinen Buben, der von seiner tiefreligiösen Mutter wegen einer fragwürdigen Gotteserscheinung verstoßen wurde ("The Binding of Isaac"). Die "Basement Collection" geht aber ein paar Jahre zurück und sammelt all jene kleinen Games, die zwischen 2006 und 2009 gemeinsam mit wechselnden Programmierern und Musikern entstanden sind und damals auf diverse Flash-Game-Portale gestellt wurden. "The Basement Collection" umfasst stolze acht Spiele, das prominenteste davon ist zweifellos "Meat Boy" - der Vorgänger von "Super Meat Boy".
Vom verkannten Underdog zum etablierten Außenseiter
McMillen ist der Prototyp des Indie-Game-Entwicklers: zurückgezogen, talentiert, hochkreativ und mit Ideen ausgestattet, die alle anderen in den meisten Fällen eher seltsam finden. In der Schule haben die Lehrer gesagt, mit ihm stimme was nicht und die Mitschüler sind mit ihm auch nicht warm geworden. Doch bei der High-School-Reunion wenige Jahre später hat sich das Kräfteverhältnis verändert und es entsteht Inspiration für ein neues Spiel.
"When I go there and get there, people were already drunk and everybody was just trapped in the same box that they were in in High School - being stuck in a loop, being stuck in a self-imposed box, and not having the perspective to see that the door is right there. You just have to switch perspectives."
Das Perspektivenspiel heißt "Time Fcuk", wo man ständig zwischen zwei Dimensionen wechseln muss um die Levels zu bestehen. Experimenteller sind die physikbasierte Spinnensimulation "Triachnid" oder das Kunstspiel "COIL", wo der Zeugungsprozess und das Wachsen einer seltsamen Alienkreatur interaktiv erlebbar gemacht wird.
Edmund McMillen
"I wanted to make an experimental game that had to do with how people learn, life and death, and other stuff that was going on with me at the time. But it was just me attempting to do something experimental."
Edmund McMillen zieht die meisten Ideen aus seinen eigenen Erlebnissen und Gefühlszuständen, die oft auch bis in die Kindheit zurückreichen. Im Spiel "Aether" reitet ein kleiner Bub auf einem Oktopus durchs Weltall und versucht, traurige Planeten wieder aufzumuntern.
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Die "Basement Collection" bietet eine spielerisch vielseitige Mischung an Kleinoden, an denen man manchmal aber auch mal bis zu zwei Stunden am Stück sitzt. Dass Edmund McMillen mit seinen Games auch Selbsttherapie betreibt, stößt in manchen Momenten ein bisschen auf - der selbstironische Zugang, der prägnante Grafikstil und die guten Spielideen machen das aber mehr als wett. Die "Basement Collection" ist auf Steam für Windows und Mac erhältlich.
Die (hier ausschnittsweise transkribierten) Audiokommentare, der Soundtrack aller acht Games sowie spielbare Prototypen, Concept Art und diverse Videos sind übrigens in gesamter Länge als Bonusmaterial bei der "Basement Collection" mit dabei.
Edmund McMillen