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Daniel Grabner

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12. 9. 2012 - 16:48

Eine Messerspitze Aktionismus

Die Salzburger Kochshow Wastecooking macht Lebensmittelverschwendung erfahrbar. Aktionismus hat noch nie so gut geschmeckt.

von Daniel Grabner

Im Art-Park des FM4 Frequency Festivals ist am dritten Festivaltag nicht viel los. Ein paar Leute sitzen am kühlen Steinboden und genießen den Schatten der Halle. Von draußen dröhnen Bässe herein, drinnen herrscht Katerstimmung.

Daniel Grabner

FM4 / Alex Wagner

Daniel Grabner

Eine Stunde später allerdings, hat sich eine Menschentraube vor der Bühne des Art-Parks gebildet. Die Festivalgäste blicken gespannt auf zwei Videowalls, darauf sieht man ein paar Leute, die in der Nacht mit Stirnlampen und Säcken von Mülltonne zu Mülltonne ziehen und weggeworfene Lebensmittel einsammeln. Die Bilder sind unterlegt mit jazzigen Elektrobeats und auch auf der Bühne selbst ist einiges los. Eine Gruppe junger Leute hat zu kochen begonnen, es riecht nach Zwiebeln und Öl. Ein Plakat lässt erahnen worum es hier geht: Wastecooking.

Während gerade ein DJ ihr Equipment aufbaut, steht ein Mann am Rand der Bühne und moderiert das Spektakel. "Die Hälfte aller Lebensmittel die produziert werden landen im Müll", sagt er. Der Moderator ist David Gross, Journalist, Künstler und Leiter des Projekts Wastecooking. "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auf die Verschwendung von Lebensmittel aufmerksam zu machen", erklärt er. Vor ein paar Monaten war er selbst zum ersten Mal wastediven, d.h.: er hat die Mülltonnen hinter Supermärkten nach Essbarem durchsucht. Die unglaublichen Mengen an Brot, Obst und Gemüse, die er damals fand, brachten ihn auf die Idee, diese kritische Koch Show zu machen. Laut EU-Parlament landen 89 Millionen Tonnen an Lebensmitteln pro Jahr im Müll und Schätzungen zu Folge wirft jeder EU-Bürger 179 Kilo Nahrungsmittel pro Jahr weg.

"Die Problematik des Themas muss erfahrbarer gemacht werden", sagt Gross. Deswegen werden in der Kochshow Nahrungsmittel aus dem Müll gekocht und gratis an die Menschen verteilt. Die Müllköche laden die Menschen auch dazu ein, sie auf ihren Wastedivingtouren zu begleiten. "Gedived" wird immer in jener Stadt, in der die Show gerade Halt macht. Somit wird den Menschen ihr eigener Müll vorgesetzt. An diesem Tag im Art-Park werden Lebensmittel aus den Mülltonnen von St. Pölten verkocht. Es gibt bereits eine lange Schlange am Rand der Bühne, denn die Essensvergabe hat gerade begonnen. Heute auf der Speisekarte: Linsenfalafeln und Obstbrotkuchen.

Wenig später sitzen die Leute im Art-Park zwischen leeren, weißen Essensschalen am kühlen Steinboden, satt und zufrieden. Auch David Gross ist zufrieden. Sämtliche Lebensmittel, die er heute mitgebracht hat, wurden verkocht und bis zur letzten Schale an die Besucher verteilt.

Bisher gastierte Wastecooking in Salzburg und St. Pölten. Im Oktober steht Wien am Plan der Müllköche. Auf der Website finden sich Kochrezepte, Infos und Videomaterial zur Kochshow.