Erstellt am: 12. 9. 2012 - 15:02 Uhr
Paraflows 7: Reverse Engineering
Kaum ist die „Ars Electronica“ in Linz vorbei, da geht schon das nächste Festival für digitale Kunst und Kulturen los. In Wien startet am 13. September 2012 das siebente Paraflows. Wie schon beim letzten mal gibt es Austellungen, ein Symposium, eine Filmschau und eine Konzertreihe. Das Motto von Paraflows 7 heißt: Reverse Engineering. Der Begriff kommt eigentlich aus dem Maschinenbau. Im digitalen Zeitalter wurde er umgedeutet. Für Günther Friesinger, einen der Gründer und Organisatoren des Festivals, ein guter Grund sich damit zu beschäftigen: „Es geht um einen Aufstand von Userinnen und Usern gegen Systeme. Man gibt sich nicht mehr zufrieden damit, dass einem irgendetwas vor die Nase gesetzt wird. Sondern möchte es verändern, neu denken, neu entwerfen und neu leben.“
Sylvia Eckermann
"Paraflows 7" besteht aus Austellung, Symposium, Filmschau und Konzertreihe. Bei der Ausstellung steht - ähnlich wie beim „Ars Electronica“-Festival - eine große Zahl an Installationen im Mittelpunkt. In Kooperation mit "das weisse haus" sind diesmal Werke von gleich 22 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt zu bewundern.
ulrike gabriel
Festivaleröffnung: 13.09.2012, 19 Uhr, das weisse haus, Argentinierstrasse 11, 1040 Wien
Ausstellung: 14. September bis 20. Oktober 2012,
das weisse haus
Symposium: 14. bis 16. September 2012, Jeweils 14-19 Uhr, Raum D, QDK, quartier21, MQ
Konzertreihe REVERSE ENGINEERING: 20. bis 23. September 2012, das weisse haus
Filmschau: 17.-19. September, ´(Obere Augartenstr. 1, 1020 Wien) Eintritt frei!
Friesinger: „Da gibt eine ganz wunderbare Arbeit von Ulrike Gabriel aus Berlin. Sie hat sich mit der Wiederverwertbarkeit von Müll auseinandergesetzt und dazu auch eine Langzeitstudie gemacht. Gabriele Edelbauer baut eine Laborsituation nach. Silvia Eckermann arbeitet mit Rückprojektionen und Spinnennetzen“. Diese kurzen Beschreibungen einiger Lieblings-Installationen des Kurators können der Ausstellung freilich kaum gerecht werden – man muss sie selbst sehen, hören und erleben.
Das Symposium von Paraflows 7 ist in drei Themenbereiche analog zu drei Phasen von Reverse Engineering eingeteilt: „Open“, „Dissect“ und „Rebuild“. Es werden Probleme und Möglichkeiten von Reverse Engineering auf vielfältige Weise erörtert - seine Legitimität, die Chancen von Open-Source-Aktivismus oder die Crux mit Softwarepatenten. Veranstalter Friesinger: „Der Symposiums-Tag, auf den ich mich selbst am meisten freue, ist der Freitag – weil wir da eine unglaublich schöne Bandbreite zusammenbekommen. Vom künstlerischen Einführungsvortrag von Johannes Grenzfurthner, hin zu einem Modevortrag von Anouk Wipprecht, in dem es darum geht, wie Mode neu zu denken und zu rebuilden ist. Es gibt einen Vortrag zum Biohacking mit Markus Schmied. Und zum Schluss haben wir Amelia Andersdotter von den Europäischen Piraten, die im EU-Parlament sitzt und sich überlegt, wie man diese Einrichtung neu erfinden und neu denken könnte.“
Der langjährige Kooperationspartner, das Filmarchiv Austria, trägt wieder mit einer thematischen Filmschau bei – thematisiert wird diesmal das Filmschaffen österreichischer Frauen vor 1999, alle Filme sind gratis zu sehen. Und in der Paraflows-Konzertreihe präsentiert sich wieder die elektronische Musik-Avantgarde. Diesmal etwa mit Christina Nemec, die Klänge von Landschaften durch Kassettenrecorder jagt.
paraflows
Veranstalter Günther Friesinger freut sich, das Paraflows 7 nach einer zuletzt verkleinerten Ausgabe diesmal wieder in voller Größe stattfindet: Dank eines Umschwungs in der Kulturpolitik Wiens, so Friesinger, könne das Festivals jetzt wieder längerfristig planen. „Die Probleme der letzten Jahre sind jetzt vorläufig gelöst. Die Situation war immer, dass wir sehr, sehr kurzfristig erfahren haben, ob wir überhaupt Fördermittel für Paraflows bekommen. Oft war das nur vier bis fünf Monate vorher. Jeder, der schon einmal etwas organisiert hat weiß, dass das sehr wenig ist, um dann noch ein schönes Festival zu machen. Seit heuer sind war erstmals in der Situation, zu wissen: Wir haben auch die Finanzierung für 2013 und 2014.“
Das ist erfreulich. Paraflows als Sprachrohr der Netzkultur und Austragungsort für aktuelle Debatten der digitalen Kunst und Kulturen ist mehr als nur einen Besuch wert.