Erstellt am: 11. 9. 2012 - 19:33 Uhr
Fußball-Journal '12-31.
Auch in der aktuellen Saison begleitet das Fußball-Journal '12 (wie schon in den Vorjahren) die heimische Bundesliga, den Cup, Nationalteam und ÖFB, den Nachwuchs, das europäische Geschäft und das mediale Umfeld.
Heute mit der schon traditionellen Live-Analyse bei Ländermatches: WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland ab 20Uhr30 im Happel-Stadion im Wiener Prater:
Tor: 1 Robert Almer (Düsseldorf/D), 12 Heinz Lindner (Austria), 23 Christian Gratzei (Sturm). Auf Abruf: Lukas Königshofer (Rapid).
Abwehr: 2 György Garics (Bologna/ITA), 17 Florian Klein, 20 Franz Schiemer (Salzburg), 15 Sebastian Prödl (Werder/D), 3 Alek-sandar Dragovic (Basel/ SUI), 4 Emanuel Pogatetz (Wolfsburg/D), 5 Christian Fuchs (Schalke/D), 13 Markus Suttner (Austria).
Auf Abruf: Thomas Hinum (Ried), Manuel Ortlechner (Austria), Andreas Ulmer (Salzburg).
Mittelfeld: 8 Yasin Pehlivan (Gaziantepspor/TUR), 14 Julian Baumgartlinger, 6 Andreas Ivanschitz (Mainz/ D), 19 Veli Kavlak (Besiktas/ TUR), 18 Christoph Leitgeb (Salzburg), 16 Jakob Jantscher (Din.Moskau), 10 Zlatko Junuzovic (Werder/ D), 22 Guido Burgstaller (Rapid). Auf Abruf: Stefan Kulovits (Rapid).
Angriff: 11 Martin Harnik (Stuttgart/D), 7 Marko Arnautovic (Werder/D), 21 Marc Janko (Trabzon Spor/TUR), 9 Patrick Bürger (Mattersburg). Auf Abruf: Deni Alar (Rapid), Erwin Hoffer (E. Frankfurt/D), Philipp Hosiner (Admira).
Die Abrufspieler Hinter-egger, Sabitzer und Weimann haben wie Kapitän Christopher Dibon, Jörg Siebenhandl oder Raphael Holzhauser zweimal U21 gespielt und nach einem vercoachten Match in Holland gestern ein bedeutungsloses Spiel gewonnen.
Verletzt: David Alaba (Bayern/D), Jürgen Säumel, Rubin Okotie, Andreas Hölzl (Sturm), Christopher Drazan, Christopher Trimmel, Roman Kienast (Rapid).
Rücktritt: Paul Scharner (HSV/D) und Martin Stranzl (Gladbach/D). Keine Bemühung um Jonathan Schmid (Freiburg/D).
Nicht berücksichtigt: Daniel Beichler (Hertha/D), Ramazan Özcan, Ümit Korkmaz (Ingolstadt/D), Daniel Royer (Köln/D), Ronald Gercaliu (Aue/D), Ekrem Dag (Gaziantep Spor/TUR), Markus Berger (Odessa/UKR), Michael Gspurning (Seattle/US), Georg Margreitter (Wolver-hampton/ENG), Tanju Kayhan (Besiktas/TUR), Atdhe Nuhiu (Eskisehir Spor/TUR), Florian Mader, Tomas Simkovic, Marko Stankovic, Roland Linz (Austria), Michael Madl, Manuel Weber, Haris Bukva, Darko Bodul (Sturm), Stefan Maierhofer (Salzburg), Thomas Reifeltshammer, Anel Hadzic, (Ried), Manuel Seidl (Mattersburg), Mario Sonnleitner, Thomas Schrammel (Rapid) uam...
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Der DFB-Kader:
Tor: 1 Manuel Neuer (Bayern), 12 Ron-Robert Zieler (Hannover), 22 Marc-André ter Stegen (Mönchen-gladbach).
Abwehr: 16 Philipp Lahm, 14 Holger Badstuber, 20 Jerome Boateng (Bayern), 17 Per Mertesacker (Arsenal/ ENG), 4 Benedikt Höwedes (Schalke), 5 Mats Hummels, 3 Marcel Schmelzer (Dortmund).
Mittelfeld: 6 Sami Khedira, 8 Mesut Özil (Real Madrid/ SPA), 15 Lars Bender, 9 André Schürrle (Lever-kusen), 7 Ilkay Gündogan, 19 Mario Götze, 21 Marco Reus (Dortmund), 18 Toni Kroos, 13 Thomas Müller (Bayern), 23 Julian Draxler (Schalke).
Angriff: 10 Lukas Podolski (Arsenal/ENG), 11 Miroslav Klose (Lazio/ITA).
Nicht fit genug: Bastian Schweinsteiger, Mario Gomez (Bayern), Sven Bender (Dortmund).
Im Vergleich zur EM-Quali nicht mehr dabei: Tormann Wiese, Arne Friedrich, Aogo, Träsch, Rolfes, Cacau.
Eine trotz allem frohgemute Bilanz
Ich hab nichts gegen verdiente Siege.
Aber ich lasse mir durch eine unglückliche Niederlage nicht einen tollen Auftritt schlechtreden oder gar verderben.
Und das war es: ein toller, fast sensationeller Auftritt gegen ein Top-3-Team dieses Planeten. Das ÖFB-Team ist ans Limit und drüber hinaus gegangen, hat sich strategisch und taktisch nichts vorzuwerfen, war vor allem in der 1. Halbzeit mit einem sensationellen Pressing die bessere Mannschaft.
Fast alles hat gestimmt, fast alle Akteure haben ihr Optimum abgerufen, letztlich ist man an der größeren Klasse, den individuell besseren deutschen Akteuren knapp gescheitert. In einer hochklassigen Auseinandersetzung.
Julian Baumgartlinger vergleicht das Match mit der Niederlage bei der EM-Quali in Wien, als man auch recht unglücklich 1:2 verlor.
Ja, eh.
Der Unterschied allerdings: damals war der vogelwilde Überfalls-Fußball des ÖFB-Teams ein Produkt des Zufalls, und ab einen bestimmten Zeitpunkt war der deutsche Sieg dann auch nicht unverdient.
Heute war das nie der Fall.
Nach Punkten war Kollers Team immer vorne.
Das ist aller Ehren wert.
Und es macht mich durchaus glauben, dass die kommenden Aufgaben in dieser Qualifikation zu bewältigen sind.
Wichtig ist nur, dass man das mediale Geseier vom "Pech" und die alte Mär vom Duseldeutschen nicht verinnerlicht und sich nicht in einer Opferrolle gefällt, die keine Bedeutung hat.
Die Schlußphase mit den letzten Aufbäumen
Und dann der Matchball in der 87. Minute: Jantscher hat einen sensationellen Linkslauf, seinen Cross haut Arnautovic mit dem Unterschenkel am langen Eck in den Abendhimmel, hinter ihm rutscht Janko ins Leere. Auweia.
Team Deutschland tut weiter nichts, das ist ein wenig erbarmungswürdig. So wird es auch gegen Schweden oder gar Irland schwer.
Und noch ein Arnautovic-Schuß (nach Fuchs-Assist) in der 90. Minute, zu unpräzise, Neuer hält ihn; Vier Minuten Nachspielzeit bringen leider nichts, dass der letzte Angriff wegen Offside zurückgepfiffen wird, ist typisch (auch wenn es richtig war).
Abpfiff. Kavlak hadert mit dem Schiri. Erschöpfte Deutsche klatschen enttäuschte Österreicher ab. Alle staksen wie kaputte Zombies auf dem Feld herum.
Das Momentum gehört Österreich, Deutschland kann nichts
In der 75. Minute zwei zweite Wechsel: 16 Jantscher kommt für 6 Ivanschitz; bzw 10 Podolski für 11 Klose. Das sind zwei Wechsel in Position. Poldi, der bei Arsenal wieder Spitze spielt, wird wohl vorne bleiben, Jantscher statt Ivanschitz auf der linken Seite spielen.
Özil bleibt vorne neben Podolski, ähnlich wie bei Österreich, wo Junuzovic auch fast neben Burgstaller spielt - wir sehen jetzt also zwei 4-4-2-Systeme.
Gelb für Kavlak oder Baumgartlinger nach einem Foul in der 81., als die Zuschauer wegen eines Brustballs von Schmelzer erregen, weil sie ein Hands imaginiert haben.
Das Momentum wäre jetzt wieder auf der österreichischen Seite, man kombiniert jetzt wieder. Deutschland ist seit der 60. Minute nicht im Spiel, tut auch nichts um dorthin zu kommen.
Burgstaller powert wie Sau.
Janko wird kommen, für die letzten paar Minuten.
In der 85. kommt 21 Janko für Baumgartlinger, Koller stellt auf Hollwood um, nimmt ein 4-1-3-2 für die Schlußphase. Arnautovic bleibt bei ihm vorne, Burgstaller nimmt die rechte, Jantscher die linke Seite.
Janko kommt mitten rein in eine Corner/Flankenserie, die sich gewaschen hat.
Kollers Team kämpft sich tatsächlich ins Spiel zurück
Letztlich ist in dieser 2. Halbzeit halt folgendes passiert: Deutschland hat Normalform erreicht. Und das genügt um einem österreichischen Pressing zu entgegnen, und sich selber als dominante Macht zu etablieren.
Und letztlich hat Österreich in dieser 2. Halbzeit das Glück gehabt, das in Halbzeit 1 fehlte: da gingen Schnittbälle allesamt verloren, diesmal ging einer ins Tor.
Arnautovic tut der Assist gut, der ist jetzt endlich auf dem Level der anderen, auch wenn seine Präzision weiter mangelhaft ist - er müht sich jetzt.
Deutschland sichert jetzt alle Mittelfeld-Zonen ab, ist überall im Spiel; aber Österreich stichelt weiter. Zwar fehlt jetzt den Gegenstößen die Verve, es fehlt auch am bissigen Pressing der Anfangsphase, aber nach dem Anscghlußtreffer ist dem Team klar, dass es auch durch ernudelte Treffer ins Spiel kommen kann.
Deutschland ist seit der 60. Minute wieder deutlich passiver unterwegs. Und das hat keine taktischen Gründe, das passiert nichtz absichtlich. Man sieht sich immer zahniger werdenden ÖFB-Angriffen gegenüber und macht dabei erstaunlich mäßige Figur. Effektive Aktionen, wie sie zu Beginn der zweiten Halbzeit im Drei-Minuten-Takt eingefahren wurden, stehen bereits länger aus.
Das Publikum riecht das und pfeift den Gast in der 70. Minute auf offener Szene aus.
Gelb für Lahm (71.) nach einem taktischen Foul gegen Junuzovic. Darauf spielt er dann einen üblen Rückpaß, in den Burgstaller hineinspritzt, aber dann an Neuer scheitert. Die größte Ausgleichschance.
Podolski bzw Jantscher machen sich fertig.
Ein Tiefschlag und ein glückliches, verdientes Anschlußtor
Die zweite Halbzeit ist on the way. Marco Reus ist angeschlagen und muss durch 19 Mario Götze ersetzt werden - keinerlei Schwächung.
Deutschland nimmt das Heft in die Hand, angetrieben von Hummels, der zunehmend sammersche Tugenden an den Tag legt. Österreich zieht sich zurück, um nicht den Fehler zu machen jetzt ins offene Messer zu laufen - setzt man weiter auf den Konterschlag, oder ist das ein Zeichen von Schwäche?
Dann (51.) läuft Kavlak in Müller rein, an der Strafraumgrenze und der Schiri wertet das als Elfmeter. Naja, Özil macht humorlos das 2:0, obwohl Almer die Ecke richtig hat.
Das war's dann wohl.
Verdammt und schade.
Und dann auch noch die Nachricht, dass der Angriff davor Offside war.
Hilft nix.
Koller holt sich Burgstaller, wird vielleicht auch nix helfen, trotzdem muss das ÖFB-Team jetzt Präsenz zeigen.
Offsidetor von Götze, dann (55.) geht Harnik und 22 Guido Burgstaller kommt. Als vorderste Spitze? Oder macht das jetzt Arnautovic? Nein. Junuzovic ist jetzt auch vorne, in einer Art 4-4-2.
Dann hat Österreich das Glück des Tüchtigen: Arnautovic gelingt (zufällig, Ballglück) ein Vorstoß an der linken Flanke, ein Stanglpaß in die Mitte, an Neuers hand vorbei, direkt auf Junuzovic' Fuß, und das ist das 1:2 in der 57. Minute.
In der 60. rollt Müller über Fuchs, der dafür gelb bekommt.
Halbzeit-Bilanz
Mir ist der Spielstand egal: das war eine tolle Vorstellung der Österreicher, die beste seit langem. Fast alles passt. Der Tormann ist gut im Spiel, die Abwehr steht innen sehr sicher, ist außen sehr vorsichtig (es gab nur einen einzigen Fehler). Das defensive Mittelfeld erobert etliche Bälle, verteilt sie klasse nach vorne. Und das offensive Mittelfeld beißt wie ein Hai, Ivanschitz/Junuzovic sind unglaublich, Arnautovic fällt leicht ab, Harnik zickt bei aller Klasse ein bissl zu sehr.
Deutschland ist maximal ebenbürtig. Neuer nervös, Lahm und Schmelzer nicht im Spiel, einzig Hummels-Badstuber stemmen sich gegen die Gegenstöße. Der von Scholl als einziger Arbeiter hochgelobte Khedira setzt keinerlei aktive Aktzente, Kroos stehgeigt. Es ist Özil-Reus-Müller und ihrem rochierenden Gewirbel zu verdanken, dass das deutsche Spiel nach vorne stattfindet.
ARD-Experte Scholl erwähnt dass die Österreicher hart spielen, zwicken, stoßen, Ellbogen einsetzen etc. Und meint das nicht im Ton des Gejammers, sondern positiv.
Der Dämpfer
44. Minute, 0:1, schade. Reus kriegt links einen Paß, nach einem angschossenen Ball, wird zweimal fast geblockt und kann dann glücklich flach ins kurze Eck schießen. Spielverlaufsmäßig nicht verdient.
Das ÖFB-Team hält sein bissiges Pressing hoch
Nach einer halben Stunde schaltet sich erstmals Hummels in eine Angriffsaktion ein - ein Zeichen für die Unzufriedenheit. Khedira ist heute wenifg sichtbar, Özil nörgelt schon. Deutschland wankt.
Dann schickt aber Kroos mit einem einzigen Paß Reus durch die ÖFB-Abwehr (32.) - wenn er den erläuft ist das ein Tor. Und genau diese Fähigkeit des gezielten Genie-Paßspiels macht die deutsche Weltklasse aus.
Allerdings trauen sich die Österreicher zunehmend mehr zu: Prödl spielt einen tollen Longpaß, Garics sucht plötzlich den offensiven Doppelpaß, Kavlak sortiert zunehmend auch mit Haken. In der 35. erzeugt Baumgartlinger mit einem Schuß nach einem Corner Gefahr. Und sorgt damit psychologisch dafür dass Tormann Neuer bei einem Abstoß dann Harnik anschießt und so fast ein Eigentor produziert.
Selbstvertrauen heisst das Zauberwort.
Bemerkenswert ist dass die Österreicher (im Gegensatz zu den Deutschen) null rochieren, fix ihre Positionen halten und so ein engmaschiges Netz spinnen, das durch improvisierte Wechsel nicht reißen kann. Und noch bemerkenswerter ist es, dass das bissige Pressing immer noch funktioniert, dass Juno/Harnik/Ivanschitz die deutschen Abwehrspieler anbohren wie die Kletten.
Ivanschitz gibt nach einem tollen Vorstoß leider nicht nach links zum freien Fuchs ab, sondern will schießen und fabriziert wieder einen Preßball. Würde mich nicht wundern, wenn so ein Ball das Spiel entscheiden würde, wäre heute prototypisch.
Der Spielplan sagt: deutsche Kreativzone niederdrücken
Bezeichende Szene vor einem Junuzovic-Schusserl nach schnellem Gegenstoß in der 17. Minute: drei Mann attackieren Özil, der sich zu einem Vorstoß aufgemacht hat.
In der 18. sieht Prödl gelb, nach einem Foul am Klose im Mittelfeld - entspricht auch dem Spielplan, soweit ich ihn erkenne: Dominanz im Mittelfeld suchen, Özil und Kroos einschüchtern, Reus/Müller durch starke Flankenläufe binden.
In der 19. schlägt Keeper Almer einen Müller-Kopfball nach Freistoß-Cross flattrig weg, fängt aber die folgende Ecke sicher runter.
Das sieht gut aus, nicht nur bei den offensiven Nadelstichen, sondern auch beim Versuch das deutsche Mittelfeld nicht ins Rollen kommen zu lassen. Das macht Kollers Team nicht nur durch die Verengung der Räume, sondern auch durch scharfes Rangehen; auch ein Ivanschitz steigt mächtig rein. So kommt Deutschland nur zu Weitschüssen.
Beim ÖFB-Team ist es Veli Kavlak, der die eroberten Bälle schnell in die Tiefe/Spitze leitet, und das mit ordentlichem Tempo, das Ivanschitz, Junuzovic und Harnik toll aufnehmen. Einzige Schwachstelle: Arnautovic, der zum einen seine Seite kaum verlässt und sich dort zum anderen nur sehr schwankend bewegt. Zudem kommen seine Zuspiele nicht gut.
Garics und Fuchs schalten sich kaum offensiv ein, sie sind die stille Reserve.
In der 27. fällt Harnik im Laufduell mit Badstuber, das Stadion pfeift, aber es war wohl eher nix. Der sterbende Schwan muss dann was trinken und bleibt vorne, kann so einen Konterball erlaufen und ins Außennetz ballern
Das ÖFB-Team geht scharf geladen in die Partie
Erregung auf allen Kanälen in der 4. Minute: Baumgartlinger nützt einen deutschen Fehler beim Herausspielen und setzt Harnik ein, der aus seinem Konterlauf nur einen Pressball rausholen kann. Das ist das österreichische Spiel: schnelle Nadelstiche setzen, aus einem eigentlichen Nichts etwas machen.
In der 5. Minute schlägt Almer an seinem ersten Ball vorbei, ups. Trotzderm tut sich Deutschland mit dem scharfen Pressing der Österreicher schwerer als erwartet. Man bleibt zwar ruhig und versucht keine Risiko-Passes im Aufbau zu spielen, trotzdem merkt man so etwas wie Respekt.
In der 10. Minute schiesst Garics Reus an, der Ball prallt zu Müller, der allein vor Almer steht, den aber anschießt. Im Gegenstoß schaufelt Ivanschitz eine Fuchs-Auflage übers Tor.
Und in der 12. Minute hat dann auch Österreich eine Prellball-Chance: Ivanschitz flippert einen Arnautovic-Paß irgendwie zu Harnik, dessen Flachschuß von halbrechts knapp am langen Eck vorbeigeht.
Das sieht alles wild, gut und gefährlich aus, ist aber noch ein wenig dem Zufall entsprungen. Österreich wird diese Intensität im Pressing nicht 90 Minuten halten können, muss über Dominanz im Mittelfeld spielerisch mithalten.
Ein guter Ivanschitz-Schuß rundet die ersten, durchaus aufregenden 15 Minuten ab.
Die Aufstellung ist raus, und wie erwartet:
1 R. Almer; 2 Garics, 15 Prödl, 4 Pogatetz, 5 C. Fuchs (K); 14 Baumgartlinger, 19 Kavlak; 7 Arnautovic, 10 Junuzovic, 6 Ivanschitz; 11 Harnik.
Bank: 23 Gratzei, 12 Lindner; 17 F. Klein, 20 Schiemer, 3 Dragovic, 13 Suttner; 8 Pehlivan, 18 Leitgeb, 16 Jantscher, 22 G. Burgstaller; 9 P. Bürger, 21 Janko.
Rote Trikots, weiße Hosen, Tormann Almer in gelb.
Nach den neuen FIFA-Regeln darf gesamte Kader auf der Bank Platz nehmen.
Und dann auch die der Deutschen:
1 Neuer; 16 Lahm (K), 5 Hummels, 14 Badstuber, 3 Schmelzer; 6 S. Khedira, 18 T. Kroos; 13 T. Müller, 8 Özil, 21 Reus; 11 Klose.
Bank: 22 ter Stegen, 12 Zieler; 20 J. Boateng, 17 Mertesacker, 4 Höwedes; 15 L. Bender, 7 Gündogan, 23 Draxler, 19 M. Götze, 9 Schürrle, 10 Podolski.
Weiße Trikots, schwarze Hosen.
Löw hat im Gegensatz zu Koller nur 22 Mann im Kader.
Das ist zweimal ein 4-2-3-1.
Ausverkauft, 47.500 Zuschauer, alle haben eine Fahne bekommen, der ÖFB hat zwei einfache Choreos erarbereitet (und sich dabei von Stiegl sponsern lassen), der Abend ist lau, es sollten optimale Voraussetzungen herrschen.
Fairplay-Eröffnungsworte von Fuchs und Lahm. Die Zuschauer singen: Hey, hey, wer nicht hüpft der ist ein Piefke!
Welcher Spieler jetzt wie bei den Hymnen mitsingt - i couldnt care less. Schiri ist der Niederländer Kuipers.
Vor der Spiel...
...läuft das übliche Deutschland-Brimborium, kommen '78 (Cordoba) und - diesmal stärker - '86 (4:1 bei der Eröffnung des neuen Happel-Stadions) aufs Tapet - und dabei fallen hauptsächlich die Paß- und Ballannahme-Ungenauigkeiten von heutigen Altstar-Experten auf.
Dass das Löw/Bierhof-Camp die aktuelle ÖFB-Truppe gezielt starkredet, ist einerseits nur sehr clevere Strategie, basiert aber andererseits auf Fakten, die den DFB-Spionen nicht entgangen ist.
Denn das ÖFB-Team ist unübersehbar deutlich besser als noch vor einem Jahr. Das hat mit den zunehmend zu Stammspielern gewordenen Legionären zu tun, der wieder ein wenig reifer gewordenen sehr jungen heimischen Spieler-Generation. Das hat aber auch, vor allem, mit der Kontinuität zu tun, die seit der Amtsübernahme von Marcel Koller im A-Team eingezogen ist: eine Philosophie, eine Strategie, ein System.
Noch verfügt Kollers Truppe über keinen wirklich gut sitzenden Plan B - aber immerhin können die aktuellen Spieler, die um die 30, 35 Kaderakteure, kann der Kern der fünf, sechs Führungsspieler zumindest das eine System, haben die eine Philosophie verinnerlicht, wissen über die eine Strategie Bescheid. Und das ist der entscheidende Unterschied zu den Vorgängern, die keinen Plan hinter ihrem Laissez-Faire hatten, die zu wenig für echte Gegnerbeobachtung übrig hatte, für die moderne Trainingsmethoden immer nur ein neumodischer Blödsinn waren.
Dort ist aber der entscheidende Unterschied zum Gegner: das ist eine Mannschaft, die mehr als nur einen Trick draufhat. Man kann nicht nur gegen die FärÖer 4-1-4-1 spielen, sondern gegen jeden anderen Gegner auch. Und nur sehr selten und da nur gegen die ganz Großen, kann dieses Team im Probleme kommen. Alles andere ist Wunschdenken löwkritischer Medien.
Weil nun aber auch Löw und seine Beobachter/Helfer/Spione wissen, dass das gestärkte ÖFB-Team eben nur die eine Option (das 4-2-3-1 mit dem gezielt schnellen Umschalten und dem scharfen Pressing) hat, sind sie selbstverständlich im Vorteil, was ihre Variationsbreite betrifft.
Trotzdem gehen alle davon aus, dass Löw dem österreichischen 4-2-3-1 auch sein klassisches 4-2-3-1 entgegenstellt; dass nichts Überraschendes geplant ist, von Anfang an.
Man rechnet mit...
Team Austria: Almer; Garics, Prödl, Pogatetz, Fuchs; Baumgartlinger, Kavlak; Arnautovic, Junuzovic, Ivanschitz; Harnik.
Was fällt dabei auf: eine deutsche Nummer 2 steht vor österrechischen Nummer 1en, konsequent, weil ja ausschließlich Legionäre erwartet werden. Möglich ist aber auch eine Version mit Suttner-Fuchs auf der linken Seite.
Harnik in der vordersten Spitze ist ein Risiko - das ist nicht ganz seines. Andererseits ist Janko einfach nicht fit genug und dahinter klopft aktuell niemand wirklich an.
Team Germany: Neuer; Lahm, Hummels, Badstuber, Schmelzer; Khedira, Kroos; Müller, Özil, Reus; Klose.
Diesmal kann der zuletzt nicht fitte Linksverteidiger Schmelzer also wohl spielen - und damit macht Löw einen der Fehler bei seiner EM-Stammelf wett. Ob Kroos der bessere Schweinsteiger ist, darf bezweifelt werden, die offensive Version mit Götze ist unwahrscheinlich. Dass Schürrle auf der Müller-Position effektiver ist als Müller, hat sich eigentlich auch schon während der Euro gezeigt - auf der anderen Seite hat Reus Podolski schon abgelöst.
Das DFB-Team hat zuletzt Schwächen gezeigt; es sind aber welche auf sehr hohem Niveau.
Man kennt sich und seine Spielweise also, auch aus dem direkten Vergleich in der Liga (bis zu 17 Bundesliga-Kicker können zu Beginn am Platz stehen).
Es ist mit keinen Überraschungen zu rechnen.
Es wird also darauf ankommen, wer die bessere Idee, den besseren Matchplan, den schlaueren Kniff auspackt. Und es liegt am ÖFB-Team den spielerisch und individuell deutlich besser ausgestatteten Nachbarn zu verblüffen. Und wenn heimische "Experten" verbreiten, dass man doch auf Standard-Situationen vertrauen soll, dann zeigt das nur den mangelnden Horizont einer Liga, die womöglich gar nicht vertreten sein wird.