Erstellt am: 8. 9. 2012 - 14:40 Uhr
Ich bin hineingekippt und will nicht mehr raus
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Ich habe bewusst niemals World of Warcraft gespielt, weil ich wusste, ich würde sofort Gefallen daran finden und mich willig in die Reihen derer einfügen, die soziale Kontakte und Alltagsverpflihtungen zu Gunsten ihres Spielerfolgs vernachlässigen. Dieser Widerstand hatte mich allerdings anscheinend so viel Kraft gekostet, dass ich, als ein anderes MMO um mich warb, nicht mehr widerstehen konnte. Guild Wars sah so schön aus und kostete nach einmaliger Anschaffung auch keine weiteren Monatsgebühren. Auch die Rechenleistung meines damals eher Traktor-ähnlichen Computers reichte aus, um Guild Wars Factions problemlos laufen zu lassen. Um es kurz zu fassen - in der Zeit, die dann folgte, habe ich viel Zeit vor dem Computer verbracht.
Der Nachricht, dass Guild Wars 2 bald veröffentlicht werden sollte und dass es ganz anders sein sollte als die früheren Teile, begegnete ich mit skeptischer Vorfreude. Seit etwas mehr als einer Woche ist es nun da und - um es kurz zu fassen - ich verbringe wieder sehr viel Zeit vor dem Computer.
Zugegeben, die ersten Tage waren noch etwas holprig, denn trotz mehrerer Stresstests kamen die Server anfangs nicht mit dem Spielerandrang zurecht. Aus Guild Wars wurde Login Wars und die Fans zeigten sich ungeduldig.
So schöön
Guild Wars 2 verlangt nach mehr Grafikleistung als seine Vorgänger, bietet dafür aber als Gegenleistung beeindruckende und detailreiche Umgebungen. In den unterschiedlichen Gebieten herrschen unterschiedliche Stimmungen, abwechslungsreiche Flora, Fauna und Musik. Übrigens gibt es im neuen Guild Wars auch einen Tag/Nacht Rhythmus, der die Landschaften entsprechend verändert. Einfach nur langweilig durch die Gegend zu laufen weil es so schön ist, das ist allerdings nichts für mich (den Reiz, den andere dabei empfinden, bei Red Dead Redemption stundenlang durch die Prärie zu reiten, konnte ich nie nachempfinden). Es gibt allerdings Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten, die auf der Karte markiert sind und die man auf eigenen Touren entdecken kann. Dafür gibt es Punkte und man kommt irgendwann nicht mehr umhin zu bemerken, wie schön die Umgebungen, Landschaften und Städte in Guild Wars 2 sind.
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Blubb
Die Umgebungen umfassen aber nicht nur Berge, Wälder, Städte und Siedlungen in den unterschiedlichsen architektonischen Stilen, sondern auch Unterwasser-Gebiete. Diese lassen sich ebenfalls erkunden, und man muss dabei nicht alle paar Sekunden auftauchen um nach Luft zu schnappen, denn jeder Character ist von Anfang an mit einer Atemmaske ausgestattet, die es erlaubt, unbeschränkte Zeit unter Wasser zu verbringen. Dort gibt es auch Gegner, doch Vorsicht: Waffen und Fertigkeiten sind unter Wasser andere als an Land. Das und die Tatsache, dass man sich unter Wasser nicht nur horizontal, sondern in alle Richtungen bewegen kann, macht die Kämpfe interessant.
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Klasse und Rasse
Eine der umfangreichsten Neuerungen in Guild Wars 2 sind seine vielen unterschiedlichen Völker. Tyria, die Welt in der das Spiel angesiedelt ist, ist die Heimat vieler unterschiedlicher Völker. Neben den Menschen gibt es da auch die Sylvari - ein pflanzenartiges Naturvolk, die Norn - ein hünenhaftes Volk aus dem Norden, das aussieht wie Menschen, aber um einiges größer, die Charr - kriegerische, menschenartige Raubkatzen, und die Asura - kleingewachsen aber hochintelligent, mit ihren großen Ohren und Augen.
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Jedes dieser Völker hat in Tyria ein eigenes Gebiet und eigene Städte. Diese sehen völlig unterschiedlich aus, der Natur des jeweiligen Volkes entsprechend. Die Asura zum Beispiel entwickeln Roboter und Maschinen, also ist ihre Hauptstadt, Rata Sum, ein riesiger Würfel mit mehreren Ebenen und vielen Gängen. Die Hauptstadt der Sylvari hingegen ist der Hain, wo alles natürlich und voller Pflanzen ist.
Abhängig davon, wen ich spiele, wache ich in einer jeweils anderen Umgebung von Tyria auf und starte von dort aus mein Spiel. Dadurch ergeben sich auch unterschiedliche Anfangs-Aufgaben. Auch gibt es in der Storyline immer wieder Punkte, an denen man entscheiden muss, wie man handelt, auf wessen Seite man sich stellt usw. All diese Entscheidungen nehmen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf und entwickeln eine persönliche Geschichte.
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Hat man sich für ein Volk entschieden, kann man aus einer der acht Klassen wählen. Neben bereits bekannten Klassen wie Krieger, Elementarmagier, Nekromant, etc. gibt es auch zwei neue: den Ingenieur und den Wächter. Der Wächter ersetzt im neuen Guild Wars die defensive Klasse des Mönchs. Interessant ist vor allem aber der Ingenieur. Diese Klasse arbeitet mit mechanischen Waffen wie Geschütztürmen und mit Sprengstoff. Eine kleine Prise Steampunk in der sonst so archaischen Welt von Guild Wars.
Wer will fleißige Handwerker sehn
Auch neu in Guild Wars 2 ist, dass man nun ein Handwerk erlernen kann, zum Beispiel Rüstungsschmied oder Lederer. Aus teilweise sammelbaren, teilweise käuflichen Materialien kann man seine eigenen Gegenstände herstellen.
Wie das alles funktioniert, darauf kommt man am ehesten learning by doing, denn ein spielbares Tutorial wie in früheren Teilen gibt es nicht mehr. Es gibt PopUp-Info-Kästchen, ein online Handbuch und ein Tutorial-Video. Aber wer nur ansatzweise so Anleitungs-lesefaul ist wie ich, wird diese Dinge geflissentilch ignorieren. Wenn ich etwas Konkretes wissen will, schau ich ins Guild Wiki oder frage einen der anderen Spieler via Chat.
Der Kontakt zu anderen Spielern ist allerdings nicht mehr so häufig notwendig wie im früheren Guild Wars. Musste man früher noch eine Gruppe finden, mit der man gemeinsam die Stadt verließ, um einen starken Gegner zu erledigen, so kann man jetzt überall anderen Spielern begegnen. Wenn ich irgendwo in der Wildnis plötzlich in Bedrängnis gerate, sind meistens andere Spieler in der Nähe, die mir zu Hilfe eilen (um dafür Erfahrungspunkte zu kassieren).
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Mano a mano
Es gibt ja auch Spieler und Spielerinnen, denen ist das alles schnell einmal zu einfach, zu wenig Herausforderung, zu vorhersehbar. Diejenigen können sich im PvP Modus aneinander messen. Hier reicht einfaches Draufhauen nicht mehr aus und Strategie und unprogrammiertes, menschliches Chaos bringen neuen Schwung in den Kampf. Das ist dann ein ganz anderes Spiel, als wenn man einfach durch beschauliche Landschaften läuft und Sehenswürdigkeiten besucht.
Neben dem PvP Modus gibt es auch den World vs World Modus, wo die Spieler als Armeen gegeneinander antreten, allerdings muss man hier derzeit noch mit starker Serverbelastung rechnen.
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Guild Wars 2 ist ein Spiel, in das man (ich) sehr schnell reinkippen kann, Der Suchtfaktor ist hoch und der Zeitaufwand groß. Da kann es einem (mir) schnell passieren, dass man sich vor dem Schlafengehen nochmal kurz hinsetzt, um noch diese eine kleine Quest zu erledigen, und 5 Stunden später merkt man (ich), dass die Augen ein bisschen brennen. Das ist das Risiko, das man (ich) eingeht, wenn man ein MMO spielt. Guild Wars 2 ist nicht ein Spiel, sondern viele Spiele. Jeder kann sich daraus holen, was er oder sie will und es auf seine oder ihre Art spielen: allein oder in Gruppen, idyllisch oder kämpferisch, magisch oder mit Pistolen und Granaten. Doch obwohl dieses MMO soviele Faktoren und Elemente beinhaltet, wirkt es nicht wie ein Kraut-und-Rüben-Salat von Ideen sondern bildet ein stimmiges Ganzes.
Ach und - vielleicht die beste Neuerung im Gegensatz zu den Vorrgängern - man kann jetzt auch endlich springen.