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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

6. 9. 2012 - 15:00

"Da ist alles nur Gegend!"

FM4 Draußen lädt österreichische Bands zum Sporteln ein. Auf Pomali wählten: Fußball.

Warmlaufen oder Dehnen hat keinen Platz im Aufwärmprogramm von Auf Pomali. Ein Isostar, ein Energy Drink, zwei Leberkässemmeln und schon kann es losgehen mit einem Höscherl. Der schönste Fußballplatz im Burgenland wurde mir versprochen und wahrlich, der Platz in Pöttelsdorf bei Mattersburg kann sich sehen lassen. Eingesäumt von hohen Sträuchern grünt der Rasen selten schön, einzig das riesige Getreidesilo im Hintergrund trübt ein wenig die Idylle, sogar dessen Schatten fällt auf die falsche Seite.

Die drei Auf-Pomali-Bandmitglieder beim Gaberln am Fußballplatz

FM4/Simon Welebil

Auf Pomali sind gewissermaßen eine burgenländische Superband: Julian Schneeberger spielt sonst bei Garish und bei Bo Candy and his Broken Hearts Gitarre, Thomas Leitgeb und Clemens Ivanschitz machen mit der Hörspiel Crew Hip Hop. Mit Auf Pomali haben sie sich der Gute-Laune-Musik verschrieben, komplett in burgenländischer Mundart, so wie sie auch auf dem Platz reden. Doch da Fußball und Musik universelle Sprachen sind stehen wir nur einmal an: Das Tiroler "gatzeln" heißt im Osten "gaberln".

Die Nachteile am Land

Mattersburg, wo die Band herkommt, ist ja gewissermaßen die Fußballhauptstadt des Burgenlands. Der SV Mattersburg , der Klub aus der 7.000-Einwohner-Gemeinde, spielt schon die zehnte Saison hintereinander in Österreichs höchster Spielklasse und ärgert dort die Wiener Großklubs. Geringere Finanzkraft und fehlende Fußballinfrastruktur wird mit großem Einsatz und Herz wettgemacht, so Thomas, und darauf können der Verein und die Fans stolz sein.

Clemens läuft zum Elfmeter an, Thomas steht im Tor.

FM4/Simon Welebil

Falls der Schuss daneben geht prallt er wenigstens vom Getreidesilo zurück.

Bei der Infrastruktur lässt sich auch eine Analogie zwischen Fußball und Musik ziehen. Als Burgenländer hätte man es natürllich schwerer Fuß zu fassen, führt Thomas aus und macht mit seinem Arm einen weiten Bogen: "Da ist alles nur Gegend." In Wien finde man gleich einen Club, wo man auftreten könne und vor allem Connections, was im Burgenland nicht so einfach ist. Hier gäbe es nur eine Handvoll Locations, wo sie spielen könnten, erzählt Clemens und fügt noch lachend hinzu "aber die wollen uns auch nicht."

Fußballerbiographien

Dass Fußball Österreichs Volkssport ist merkt man auch bei Auf Pomali. Alle drei haben eine Vergangenheit im Vereinsfußball, wenn auch sehr unterschiedlilch. Julian hat sich bereits im Miniknaben-Alter von der "Härte" des Sports abschrecken lassen, nicht jeder ist für Training bei Regen geeignet. Dafür, dass seine Vereinskarriere schon so früh zu Ende gegangen ist, verfolgt er den Sport aber noch immer ziemlich intensiv, zumindest im Fernsehen.

Thomas jongliert den Fußball

FM4/Simon Welebil

Thomas hat sich erst durch eine Verletzung vom Fußball verabschiedet, obwohl er mit der Macho-Welt des Fußballs schon früher nicht zurecht gekommen ist, "dass man immer hart sein muss und am besten noch den anderen Fuß hinstellt, wenn dir dein Gegenspieler drauf steigt." Für ein schnelles Elmeterturnier stellt er sich ins Tor und zuckt auch nicht zurück, als Clemens zum Schuss anläuft.

Clemens Ivanschitz ist tiefer als seine Bandkollegen in diese Fußball-Welt eingetaucht, er muss auch heute noch zu einem Fußballturnier. Vor einigen Jahren hat er sogar ein Jahr lang als Profi beim SV Mattersburg) gespielt, doch der Name Ivanschitz wird zumindest im Fußball immer mit einem anderen verbunden werden. Clemens jüngerer Bruder Andreas hat es nämlich noch weiter gebracht er, in die deutsche Bundesliga und zum Kapitän des österreichischen Nationalteams. 2008, vor der Heimeuropameisterschaft, hat sich Andreas sogar auf ein Gastspiel bei Auf Pomali eingelassen. Zusammen haben sie einen Fußballsong aufgenommen, etwas, das die Band im Nachhinein als ein "Hinauslehnen" bezeichnet. Wobei Clemens noch immer der Meinung ist, dass es schlimmere Sachen gibt als ein Lied zu schreiben über etwas, das man gerne macht.

Kein Fußballhymnen mehr

Auch das neue Album LAU wird voll von Aktivitäten sein, mit denen sich die Band identifizieren kann, ihre aktuelle Single "Tui Tui" gibt mit einer Grillparty schon einen Vorgeschmack davon. Aber auch Politisches und Liebeslieder werden darunter sein, alles gespielt auf "Naturinstrumenten", locker frei von der Leber. "Man soll merken, dass es uns gut geht," sagen die drei, die den Sommer nicht nur deswegen im Herzen haben, weil sie in ihrem Brotjob Lehrer da viel Freizeit haben.

Auf Pomali bilden eine Mauer knapp vor einem Handballtor

FM4/Simon Welebil

Auf Pomali im Tor

Im Herbst, wenn die Schule wieder losgeht, werden sie auch eine kleine Tournee starten, durch die Wirtshäuser im Burgenland, "wo von 20 Leuten 18 angsoffen sind". Spätestens dann werden sie wohl keine Zeit mehr haben, gemeinsam sporteln zu gehen, aber das machen Bands ohnehin nicht sehr oft. Außerdem ist heute die Fußballrangordnung wieder einzementiert worden.

Clemens hat das Elfer-Turnier knapp gewonnen, dank der besseren Vorbereitung: "Gestern um acht Uhr schlafen gegangen, in der Früh schon Nudeln gegessen - Spaghetti mit bisserl an Kas drüber. Mit den Kohlehydraten und den Fettreserven, die ich habe können die Burschen nicht mithalten." Beim Musik machen müssen sie das auch nicht.