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Phekt

Geschichten aus dem Hip Hop-Universum und benachbarten Galaxien.

5. 9. 2012 - 15:12

Small Screen Stories: Hallo Welt

Mit "Hallo Welt" hat Max Herre soeben sein drittes Solo-Album veröffentlicht. Und ist damit auf Platz 1 der deutschen Album-Charts gelandet.

Universal

Deutschsprachige Rap-Musik erlebt zurzeit einen zweiten Frühling. Nach Casper, Samy Deluxe und Cro ist nun Max Herre mit seinem Album "Hallo Welt" auf Platz 1 der deutschen Album-Charts gelandet.

Woran liegt das? Max Herre beantwortet diese Frage im Interview, das ich vor kurzem mit ihm über den Dächern Wiens geführt hab, damit, dass Rap-Musik im deutschsprachigen Raum momentan so breit aufgestellt sei wie noch nie zuvor.

Von Argumenten wie "Es war Zeit, dass Straßen-Rapper wie Bushido endlich abgelöst werden" hält er gar nichts. Denn es ist genug Platz für alle da und sogenannter Gangster-Rap hat ebenso eine Tradition in der Hip Hop-Kultur wie Spaß-Rap à la Biz Markie.

Augenscheinlich gibt es aber eine neue, junge Generation von Fans, deren Lebensgefühl sich mit der Musik von Künstlern wie Cro oder Marteria deckt.

Rap ist...

Das, was Max Herre am besten kann. Der charismatische MC hat sich schon zu frühen Freundeskreis-Zeiten von der Rap-Masse in Deutschland abgehoben: mit smarten Texten, vollgestopft mit Zitaten und Querverweisen, einer angenehmen, melodischen Stimme und einem musikalischen Spektrum abseits üblicher Genre-Grenzen.

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Dass er sich auf seinem zweiten Album "Ein geschenkter Tag" als Singer-Songwriter gibt, finden seine Fans nur bedingt gut. Er selbst sagt, dass er zu dieser Zeit einfach nicht die Power hatte, die er für Punchlines und klassiche Rap-Nummern gebraucht hätte. Das ist jetzt anders. Auf "Hallo Welt" besinnt er sich seiner musikalischen Wurzeln und verbindet diese mit den persönlichen Entwicklungen als Künstler der letzten Jahre.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass auf "Hallo Welt" unterschiedliche Künstler wie Aloe Blacc, Cro, Philipp Poisel, Megaloh oder Sophie Hunger zu hören sind. Das Album klingt nach 2012, ohne krampfhaft zeitgemäß sein zu wollen oder der 90er Jahre-Golden-Era-Retromanie zu verfallen.

Der Song "1992" ist eine Hommage an die frühen Tage des Rappers Max Herre: der Beat klingt nach Pete Rock, die Reime und Rap-Techniken so, als wären sie wirklich damals in seinem Kinderzimmer entstanden. Ein sehr netter Track.

"Vida" mit Aloe Blacc im Refrain, ist ein sehr persönlicher Song, der seiner Tochter gewidmet ist.

Auf "Berlin - Tel Aviv" erzählt er eine dramatische, fiktive Geschichte über das Schicksal eines jüdischen Mädchens. In den Song lässt Max Herre Teile seiner persönlichen Familiengeschichte einfließen. Unterstützt wird er dabei von der Schweizer Sängerin Sophie Hunger.

Nicht vorbei

Die Karriere von Max Herre ist definitiv nicht vorbei. Ganz im Gegenteil: Es ist schön zu sehen, wie sich seine Solo-Karriere entwickelt. Der Rapper war übrigens auch in die Produktion der Musik involviert, die von ihm und seinem KAHEDI-Team gemacht wurde.

Im Herbst folgt die "Hallo Welt"-Tour, die Max Herre mit Band auch nach Wien bringen wird. Am 19.10.2012 spielt er live in der Wiener Arena.