Erstellt am: 29. 8. 2012 - 10:53 Uhr
Urlaubszeit
Ich habe es endlich geschafft, hierher zu kommen. Ich trinke Menta (Pfefferminzlikör) mit Sprite. Wenn ihr jetzt findet, dass der letzte Satz nicht dem guten Ton entspricht, dann lest ihn nicht. Oder beneidet mich einfach.
In den letzten 22 Jahren hat sich die ganze Schwarzmeerküste von Bulgarien in ein Betonreservat verwandelt. Die Ferienorte sind voller Engländer, Russen und Deutscher. Diese drei Nationen sind hier vereint, vereint durch den Alkohol. In Bulgarien ist er billig und das All-Inclusive-System hilft den Gästen, nie zu nüchtern zu werden. Als ich einmal in so einem Ferienort gearbeitet habe, konnte ich täglich beobachten, wie ganze deutsche Familien von morgens bis abends beim Swimmingpool Wodka soffen. Einige bespuckten sich sogar gegenseitig mit Wodka und hatten irrsinnigen Spaß dabei. Ich habe versucht, mir diese Menschen in ihrem Alltag als Steuerberater und Polizisten vorzustellen. Das war nicht leicht. Ich sah nur ihre rosa Körper, verbrannt von der Sonne. Es gibt nichts Lustigeres und gleichzeitig Traurigeres als ein betrunkener Mensch mit starkem Sonnenbrand.
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Irakli, wo ich gerade bin, ist ein Strand, der wegen der Wirtschaftskrise unbebaut geblieben ist. Hier gibt es keine Hotels und deshalb auch keine Ausländer. Mein Freund Günther aus Wien ist die einzige Ausnahme. Sein Aufenthalt hier durchlebte einige Stadien. Zuerst war er begeistert von der wunderschönen Natur, da genau hier das Balkangebirge das Schwarze Meer erreicht. Danach war er ein bisschen verlegen, da es hier keine Dusche und kein Klo gibt. Danach fing er an die ganze Zeit Holz zu sammeln, um unser Feuer, auf dem wir kochen, nicht erlöschen zu lassen. Vielleicht wird er später den Boden in Schwechat küssen aus Freude, dass er wieder zu Hause ist. Jetzt gerade küsst er seine neue Freundin, die er hier kennengelernt hat. Sie sehen aus wie eine Skulptur mit dem Meer im Hintergrund. Ich sollte ihm vielleicht sagen, er soll sich umdrehen, weil er sonst einen Sonnenbrand kriegen wird. Und wie wir schon gesagt haben, ist ein Mensch mit Sonnenbrand kein schöner Anblick. Hier gibt es außerdem keine medizinische Versorgung. Vielleicht ist das der Preis für die Freiheit? Wenn ihr wollt, könnt ihr auch nach Irakli kommen. Ihr erkennt uns an dem sonnenverbrannten Österreicher und dem großen Holzstapel. Na los, kommt's her!