Erstellt am: 27. 8. 2012 - 18:23 Uhr
Yaoi! Yaoi!
Einmal im Jahr verwandelt sich die Technische Uni Wien in die Aninite, Österreichs größte Convention für Manga, Anime und Cosplay. Trotz ihres Namens dauert die Aninite drei Tage und Nächte. Nicht nur vier Stockwerke des TU-Hauptgebäudes, sondern auch die Innenhöfe wurden heuer von 3000 TeilnehmerInnen bevölkert. Dass die Cosplayer auch einfach den Platz vor der Karlskirche in Besitz genommen haben, verlieh dem Fest zusätzlichen Charme - viele vorbeikommende Touristen machten große Augen und stellten neugierige Fragen.
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Das Angebot der Convention war äußerst vielfältig: Wissenschaftliche Vorträge zu japanischer und koreanischer Popkultur, Ausstellungen, Shops, Wettbewerbe verschiedenster Art und vieles mehr.
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Jubel und Entzückungsschreie galten im Festsaal der TU vor allem den Cosplayern, die auf der Bühne zum Beispiel als Pinguine, Dragonball-Charaktere, Naruto oder Helden aus dem Computerspiel "Diablo 3" auftraten. In einigen der Cosplay-Wettbewerbe wurde ausschließlich das Kostüm bewertet, das von den meisten Wettbewerbs-Teilnehmern komplett selbst angefertigt wird: Rüstungsteile aus Gips, Schwerter aus Plastik oder Holz, selbstbemalte Helme oder komplett geschneiderte Link-Kostüme - die Liebe zum Detail und der Kawaii-Faktor sorgten für Staunen.
In anderen Cosplay-Disziplinen ging es auch um die Darstellung kleiner Szenen auf der Bühne – manche Cosplayer sangen, einige versuchten die Lacher auf ihrer Seite zu haben, andere erzählten eine kleine Geschichte oder spielten Szenen aus Manga und Anime nach.
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Competitions gab es aber auch rund um Videospiele, zum Beispiel Dance Dance Revolution, Pokémon oder Street Fighter. "Ich spiele die Serie seit den Pokémon-Editionen Rot und Blau auf dem Game Boy", erzählte Luke, Champion des Pokémon-Wettbewerbs auf der Aninite. Für den Sieg musste er dreizehn Partien gewinnen.
Rikudo Sennin
An Turnieren nehme ich erst seit einem halben Jahr teil", sagte Luke. Denn veranstaltet werden Pokémon-Turniere bisher ausschließlich auf Manga-, Anime- und Cosplay-Conventions. Lukas glaubt, dass Pokémon-Games durchaus zu einer E-Sports-Disziplin wie Starcraft oder Counter-Strike werden könnten. "Das Potential wäre da."
Moderator und einer der Organisatoren der Aninite ist seit fünf Jahren der in China geborene Chang. Er freute sich, dass das Interesse an der Aninite auch heuer spürbar größer geworden ist: "Ich bin in China mit Manga und Anime aufgewachsen - dort läuft das schon seit vielen Jahren. Es ist ein Teil meines Lebens. Ich liebe es und würde mir wünschen, dass viele andere Leute anfangen, es zu verstehen - oder vielleicht auch, es zu lieben. Das ist mir wichtig."
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Viele der 3000 Teilnehmer waren für die Veranstaltung weit gereist: So konnten heuer mehr ungarische und deutsche Cosplayer bewundert werden als je zuvor, und auch Bundesländer wie Tirol, Oberösterreich oder die Steiermark waren stark vertreten. Die Vernetzung der Fans und Aktivisten erfolgt in Österreich und Deutschland vor allem über die Website Animexx, wo es für Städte wie Graz oder Linz eigene Userbereiche gibt. "Dort organiseren wir dann oft auch Mini-Conventions", erzählt eine Teilnehmerin.
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Bei einigen der wissenschaftlichen Vorträge waren die Säle überfüllt. Am populärsten war die Lecture "Yaoi und Slash: Warum lesen Frauen gerne homoerotische Mangas?" Tatsächlich ist die Yaoi, Slash- und Shonen-Ai-Leserschaft zu etwa 95% weiblich - und auch im Vortragssaal bei der Aninite setzte sich das Publikum hauptsächlich aus Frauen zusammen. Unterhaltsam und sehr aufschlussreich waren die "Yaoi! Yaoi"-Sprechchöre, die während der ganzen Convention immer wieder durch Innenhöfe und über den Karlsplatz ertönten.
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Die Theorien zur Beliebtheit homoerotischer Manga-Literatur bei überwiegend heterosexuellen Frauen sind genauso vielfältig wie das Genre selbst. Sie reichen von Freudscher Tiefenpsychologie bis hin zu feministischer Medienforschung. Im Vortrag angesprochen wurden auch einige damit verbundene Kontroversen, z.B. wie die Gay Community eigentlich zu dem Genre steht. Zeit für Diskussionen blieb in den für den Vortrag reservierten eineinhalb Stunden auch. Um Wiederholung und Vertiefung wird gebeten.
Vorträge und Videovorführungen gab es heuer auch zu koreanischer Musik wie K-Pop und K-Rock. Im Vortrag "Woran glaubt Japan" ging es um kulturelle Einflüsse auf und Religionen in Japan. Workshops boten Information und Praxis zu Themen wie Synchronisation von Anime, der Dekoration von Alltagsgegenständen ("DecoDen") oder dem Zeichnen von Manga. Die Aninite wird also auch inhaltlich breiter. Viele Teilnehmer sind überzeugt, dass die Beliebtheit fernöstlicher Popkultur in Europa im Steigen begriffen ist.
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Unbestritten ist, dass die Cosplay-Szene in Österreich noch wächst: "Auf der Aninite, aber auch auf den anderen Conventions sind jedes Jahr mehr Teilnehmer", sagte Gopal. "Ich hoffe, dass Cosplay bei uns bald so normal und alltäglich ist wie in Japan."
Japan-Fans aufgepasst: Am Sonntag, 2. September gibt es ein Konzert von Inoran, dem begnadeten Gitarristen der legendären J-Rock-Band Luna Sea. Im Aera, Gonzagagasse 11, 1010 Wien - Beginn 20 Uhr.