Erstellt am: 27. 8. 2012 - 19:03 Uhr
"Eine riesengroße Schweinerei"
Ins Netz einischaun...
On air am Dienstag, 28. August, von 16 bis 17 Uhr
Diskutiert mit! Hier im Forum, per Email oder live am Telefon während der Sendung:
0800 226 996
In unserer Sommerdiskussionsreihe "Ins Netz einischaun" reden wir mit jungen, politisch engagierten Menschen abseits des politischen Mainstreams oder etablierten Parteien. JournalistInnen, BloggerInnen und Netz-AktivistInnen können auf FM4 ihre Statusmeldungen zu Österreich abgeben und skizzieren, wie es um die Republik im Jahr 2012 bestellt ist. Wir sprechen mit ihnen - und mit euch - über das, was sie beschäftigt, über die Motive für ihr Engagement, die Ideen dahinter.
Journalist und Blogger Tom Schaffer
FM4 / Alex Wagner
Profil
Name: Tom Schaffer
Adresse: twitter.com/schaffertom, zurPolitik.com, Ballverliebt
Tags: Innenpolitik, Unipolitik, Fußball
Tom Schaffer hat sich nach eigener Aussage schon immer für Politik interessiert. Bereits in der ersten Klasse Gymnasium hat er seine eigene Schülerzeitung herausgegeben - als Vorlage dienten ihm Innenpolitik-Artikel etablierter Tageszeitungen. Dennoch ist der bekennende Hut-Träger und #unibrennt-Aktivist eher zufällig zum Journalismus gekommen. Tom Schaffer arbeitet bei derstandard.at in der Sportredaktion, früher auch im Innenpolitik-Ressort.
2005 hat der gebürtige Steirer angefangen über Politik zu bloggen. Auf zurPolitik.com hat er sich mit anderen Bloggern zusammengeschlossen und schreibt dort darüber, was ihn bewegt und wo es in klassischen Medien keinen Platz gibt. Den 27-Jährigen ärgert es, dass so viele Fehlinformationen in der Bevölkerung herumschwirren, er will aufklären und einen Überblick über die Welt liefern - und so versteht er auch den Journalismus, als einordnend und Stellung beziehend.
In der Politik wünscht sich Tom Schaffer mehr Intellektuelle. Der Diskurs, der derzeit geführt wird, ziele darauf ab, die einen in ein linkslinkes Gutmenschen-Eck, die anderen ins rechte Ewiggestrige-Eck zu stecken, differenziert wollen sich nur wenige mit Themen auseinandersetzen.
Ins Netz einischaun
Statusmeldungen zu Österreich. Bisher waren folgende NetzaktivistInnen zu Gast:
- Claudia Gamon, Nachwuchshoffnung der jungen Liberalen
- Sahel Zarinfard, Journalistin beim Online-Magazin Paroli
- Brigitte Theißl, Feministin, Journalistin mit wissenschaftlichem Hintergrund
- Porrporr, politischer Netzaktivist und Informationshub für den Widerstand
- Tom Schaffer, Journalist und Blogger bei zurPolitik und Ballverliebt
Sein Blog bietet ihm auch die Möglichkeit zu experimentieren, zum Beispiel in punkto neuer Bezahlsysteme für den Journalismus in Zeiten des Internets. So wurden über zurPolitik.com Spenden lukriert, um einen Artikel über die österreichischen Freimaurer schreiben zu können und Zeit für die Recherche zu haben. Als sie genug Geld zusammen hatten, haben sie aber schnell bemerkt, dass der Artikel nicht durchführbar ist und nur als Idee gut klang. Das Projekt wurde abgesagt, die Spendengelder zurückgezahlt. Rückschläge gehören zum Leben, sofern sie einen nicht davon abbringen, weiter zu experimentieren und neue Wege einzuschlagen.
Auf Ballverliebt widmet sich Tom Schaffer einer weiteren Leidenschaft: Dem österreichischen Fußball. Er war einer der ersten, der Matches analysierte, Aufstellungen, taktische Manöver und Spielzüge dechiffrierte und so dem österreichischen Fußballjournalismus zu mehr Professionalität verholfen hat. Wurden seine Strategie-Analysen auf anderen Fußballwebsites zunächst belächelt, haben sie mittlerweile bei den meisten österreichischen Anbietern Einzug gefunden.
Statusmeldungen zu Österreich
Tom Schaffer ist am Dienstag, den 28. August, von 16 bis 17 Uhr zu Gast bei FM4 "Ins Netz einischaun". Robert Zikmund wartet im FM4 Connected Studio mit den Fragen.
Doch vorab: Was hält Tom Schaffer von...
- der sich bildenden Stronach-Partei?
"Ich denke, dass das ein nicht nachhaltiges Projekt sein wird von recht uninteressanten Personen. Die Partei ist auf populistische Themen aufgebaut, wird aber keine wirkliche Lösung bieten. Ich verstehe aber, warum die restlichen Parteien aufgebracht sind: Stronach wird ihnen ein paar Stimmen kosten, seine Partei wird im Nationalrat vertreten sein und damit nascht er auch am Geldkuchen mit. "
- den Skandalen in Kärnten?
"Das ist eine riesengroße Schweinerei, die spezifische Kärntner Konturen trägt, die es aber so ähnlich in ganz Österreich gibt. Es wäre wichtig, dass die Verantwortlichen in Kärnten dafür ins Gefängnis gehen. Allerdings sollte man vorsichtig sein und nicht ein ganzes Bundesland dafür verantwortlich machen."
- dem ORF?
"Grundsätzlich halte ich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für eine wichtige und gute Sache. Teilweise erfüllt der ORF auch seine Aufgaben, zum Beispiel in der Information. Allerdings muss er so viele Bereiche abdecken, für die es heute keinen öffentlich-rechtlichen Programmauftrag mehr braucht, zum Beispiel die Unterhaltung. Der Auftrag, den der ORF hat, müsste überarbeitet werden, damit er für die Kernbereiche mehr Mittel aufwenden kann."
- Fußball in Österreich?
"Bis zu einem gewissen Grad ist Österreich beim Fußball ein Entwicklungsland. Dabei darf man allerdings nicht übersehen, dass sich in den letzten Jahren einiges zum Positiven verändert hat. Zum Beispiel die Bestellung eines echten modernen Trainers für die Nationalmannschaft und dass Vereine heute wesentlich professioneller arbeiten als noch vor zehn Jahren. In der Tendenz kann man also positiv in die Zukunft blicken."
- Politik- und Parteipolitikverdrossenheit von Jugendlichen?
"In Österreich ist das politische System sehr unattraktiv, um als Jugendlicher daran teilzunehmen. Denn man steht immer vor einem großen Apparat, die Distanz zum Entscheidungfällen ist sehr groß. Und die österreichischen Politiker tun ihr übriges dazu, blass und wenig begeisterungsfähig, wie sie sind. Politik in Österreich steht vor einem institutionellen Problem: es gibt keinen Zugang für junge Menschen."
Das Interview als Stream
In FM4 Connected hat Tom Schaffer mit Robert Zikmund ausführlich über seine Kritik an der Österreichischen politischen Landschaft, seine eigene Politikverdrossenheit und den Wandel in der Fußballberichterstattung gesprochen. Das ganze Gespräch zum Anhören:
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