Erstellt am: 19. 8. 2012 - 17:04 Uhr
Wie nach einem Hurrikan
St. Pölten, FM4 Frequency-Campingplatz, Sonntagmittag: Viele Menschen sind hier eigentlich nicht mehr unterwegs. Die heiße Sonne hat sie wohl schon früh zum Aufstehen und Aufbrechen bewegt. Ein paar wenige klauben noch ihre Sachen zusammen, schleppen Zelte und Rucksäcke, zerren Müllsäcke hinter sich her und Rollwägen mit Gepäck.
FM4/Irmi Wutscher
Dass die CamperInnen weg sind, heißt aber noch lange nicht, dass der Zeltplatz leer ist: Es stehen noch Dutzende verwaiste Zelte und Pavillons herum, Campingsessel in kleinen Grüppchen, die so aussehen als würden ihre BesitzerInnen gleich wieder kommen und sich auf einen Plausch niedersetzen, leere Flaschen und Bierdosen, Marketinggeschenke wie Plastikhänden und Kappen, dazu Essensreste, Verpackungen, Undefinierbares. "Wie nach einem Hurrikan" sagen die Abreisenden "Ein Schlachtfeld".
FM4/Irmi Wutscher
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Es haben sich schon MülltouristInnen eingestellt, die nach Brauchbarem suchen. Eine Familie die in der Nähe wohnt, hat einen Einkaufswagen und eine Scheibtruhe voller Bierdosen, Campingsessel und Mineralwasserflaschen - und sogar einen CD-Player haben sie gefunden.
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Die Familie steht dem Frequency positiv gegenüber: Obwohl sie AnrainerInnen sind, haben sie sich von den BesucherInnen nicht belästigt gefühlt – im Gegenteil „Die Leute waren immer nett und höflich, haben immer gegrüßt und auch mit Lärm oder Müll hat es keine Probleme gegeben“. Sie hoffen, dass das Frequency in St. Pölten bleibt. Eine andere Anrainerin, die kopfschüttelnd das Traisenufer abgeht, sieht das anders: "Es ist katastrophal. Ich weiß nicht wo diese Jugendlichen herkommen – da drüben sind die Dixiklos umgeschmissen, der Inhalt rinnt aus - das muss doch nicht sein! Ich verstehe das nicht, die können sich ja selber nicht wohlfühlen vier Tage lang!"
FM4/Irmi Wutscher
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Ähnlich sieht das ein Camper, der mit einem Müllsack über den Platz geht, und versucht, zumindest das Gröbste rund um seinen Lagerplatz zu entfernen. „Mich hat es gestern schon verwundert, dass die Menschen in so einem Schweinestall leben! Es ist eigentlich bitter wie es da ausschaut. Es bekommt doch jeder die Müllsäcke und kann selber die Sachen wegbringen.“
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Er ist einer der Wenigen, die noch Müll sammeln und wegbringen. Die Müllab- und Pfandrückgabe hat nämlich am Sonntag ab 12 Uhr geschlossen. Die, die das versäumt haben, halten sich daher gar nicht lange damit auf, noch etwas weg zu räumen oder die Müllsäcke zum Eingang zu bringen.
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Letztes Jahr hat es zehn Tage gedauert bis die Wiesen und die Traisen in St. Pölten wieder sauber waren, 250 Tonnen Müll wurden abtransportiert. Die AufräumerInnen durchkämmen die Wiese mit den Händen, denn Glasscherben und Bierdosenverschlüsse wird man anders nicht los. Das alles müsste nicht sein, wenn alle ein bisschen besser aufpassen würden.
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Wobei einen auch das Gefühl beschleicht: 160.000 Menschen (eine erste Schätzung von Festivalveranstalter Harry Jenner) produzieren vielleicht auch in ihrem regulären Wohnumfeld in vier Tagen so viel Müll. Bloß hat man das dann nicht so vor Augen ausgebreitet.