Erstellt am: 15. 8. 2012 - 12:12 Uhr
Tschuschka
Ich freue mich, dass ich am Frequency sein werde, ärgere mich aber gleichzeitig, dass ich im Publikum und nicht auf der Bühne stehe. Und es gab Zeiten, als ich ich glaubte, das könnte mal passieren. Als Schüler gründete ich mit meinem Bruder eine Band. Sie hieß „Tschuschka“. Mein Bruder spielte Gitarre und ich schrieb die Texte und sang. Wir waren die Lieblinge des Gymnasiums. Unsere exaltierten Mitschülerinnen schrien, als wir die Bühne betraten. Wenn ich das jetzt überdenke, schrien sie mehr nach meinem Bruder, der als ein großer Herzensbrecher bekannt war. Jedenfalls gab es Publikum. Na ja, nicht so viel wie in Woodstock.
Das FM4 Frequency Festival 2012
Das FM4 Frequency wird genau wie das legendäre Woodstock zwischen dem 15. und 18. August stattfinden. Zu Woodstock kamen 500. 000 Leute. Ich frage mich, wie viele zum Frequency kommen? Und vor allem was für Leute?
Fast 45 Jahre sind seit Woodstock vergangen. Jimi Hendrix und Janis Joplin sind nicht mehr unter den Lebenden. Nun spielen Korn und The Cure. Die Generationen haben gewechselt und ihre Musik auch. Woodstock war ein Fest des freien Geistes. Inmitten des Vietnamkrieges sprachen alle nur über Liebe und Frieden. Die Hippies gibt es nicht mehr. Amerika und die Welt haben sich verändert. Damals wusste man, wogegen alle diese Jugendlichen kämpfen. Wogegen kämpfen sie heute? Ich glaube, dass wir Spaß beim Frequency haben werden. Die Bands sind gut und viele.
Woodstock
Wir waren auch mit „Tschuschka“ bei einem Festival. In einem Park in Sofia spielten wir als Vorband für eine bulgarische Metalband, die nationalistische Texte von bulgarischen Dichtern aus dem 19. Jahrhundert verwendete. Unser Auftritt war ganz komisch. Das ganze Publikum trug schwarz. Wir waren die einzigen Menschen mit bunter Kleidung in der Menge. Keiner freute sich auf „Tschuschka“. Sogar unser großer Hit „Septisches Schicksal“, der vom Graben einer Senkgrube handelt, interessierte niemandem. Ich fragte mich, warum die Mädchen in der Schule so viel geschrien haben. Erst als wir eine Coverversion von „All cops are bastards“ auf Bulgarisch spielten, schienen wir dem Publikum zu gefallen. Der Woodstockgeist hängte über uns. Gegen staatliche Autorität zu sein, ist gut in jeder Epoche und in jedem Land.
„Tschuschka“ spielt nicht beim FM4 Frequency. Alle, die dort sein werden, kann das nur Leid tun. Oder ihr sollt euch eigentlich freuen, da ich überhaupt nicht gut singen kann. Wenn ihr in der Menge hört, dass einer wie ein Bär grölt, das bin sicherlich ich. Bis bald, wir sehen uns auf dem Festival!