Erstellt am: 13. 8. 2012 - 15:14 Uhr
Ein Foto mit Usain
Wir haben uns sehr aufeinander gefreut, FM4 und Sabrina Filzmoser: wir, weil wir ja nicht so oft eine leibhaftige Olympiateilnehmerin zu Gast haben, und sie, weil sie sich auf die Wettkämpfe so gern mit FM4-Musik im Ohr vorbereitet.
Die Welserin Sabrina Filzmoser ist amtierende Judo-Europameisterin in der Klasse bis 57kg, bei der WM 2011 wurde sie Dritte. In London belegte sie nach zwei Siegen und zwei Niederlagen (gegen die spätere Dritte Automne Pavia (FRA) und Titelverteidigerin Giulia Quintavalle (ITA)) den siebten Platz.
Die Enttäuschung über die verpasste Medaille merkt man ihr trotzdem noch an, auch zwei Wochen nach ihren Kämpfen. Aber auch die Freude, dabei gewesen zu sein, vor allem auch bei der gestrigen Abschlussfeier. Die Stimmung mitten unter 80.000 ZuschauerInnen und 10.000 SportlerInnen sei einfach grandios gewesen, auch wenn die Akustik im Innenraum so schlecht war, dass man die Musik erst vom mitsingenden Publikum erkannt hat.
Sabrina Filzmoser
Sabrina Filzmoser war bei Claudia Unterweger im Connected Studio und hat ihr erzählt, wie die Partys im olympischen Dorf wirklich waren, wie sie das Abschneiden der österreichischen SportlerInnen sieht, und wie sie mit dem Druck der Medien zurecht gekommen ist. Anschließend haben sie sich gegenseitig Autogramme geschrieben.
Claudia Unterweger: Wie hast du deine Niederlage denn verarbeitet?
Sabrina Filzmoser: Es hat sich dann doch zum Glück zum Positiven entwickelt, weil die Leute vom ÖOC und meine Teamkollegen mir gut zugeredet und mich wieder aufgepäppelt haben. Und ich bin nachher einfach von einer Sportveranstaltung zur nächsten gegangen und habe die Emotionen der anderen Sportler aufgesaugt und habe auch gemerkt, dass es vielmehr Verlierer als Sieger gibt. Man tauscht sich dann aus, schaut sich die anderen während der Wettkämpfe an, lernt sie dann kennen und es ist dann für mich bis zum Schluss positiv gewesen.
FM4
Claudia Unterweger: Kommt man den Superstars wie Usain Bolt dann auch so nahe?
Sabrina Filzmoser: Das ist ganz witzig. Nachdem im olympischen Dorf ja 10.000 Sportler auf engem Raum zusammenwohnen, und es auch eine große Main Dining Hall gibt, wo man 24 Stunden essen kann und sich trifft, sieht man auch viele Stars. Dann sitzt man dann beim Essen und sieht die Schwimmer, Leichtathleten oder Basketballspieler vorbeilaufen. Ein witziges Erlebnis nach dem 200m-Finale war zum Beispiel, als Usain Bolt und Yohan Blake in der Nacht, als es dunkel war, ins olympische Dorf zurückgekommen sind - und auf einmal sind die zwei Meter neben mir gestanden! Und ich dachte mir: "Ups, das ist ja der Usain!" Normalerweise bin ich nicht so, dass ich nach einem Foto frage, aber da war gerade niemand anderer dabei, also hab ich gefragt und die zwei waren total locker drauf und war überhaupt kein Problem. Und nun hab ich halt ein Foto mit Usain und Yohan.
Sabrina Filzmoser
Claudia Unterweger: Die Spiele waren für Österreich ja nicht so erfolgreich, und die Aufregung in den Medien war ziemlich groß. Bekommt man das als Athletin vor Ort mit, wie daheim die Nervosität steigt und der Druck wächst?
Sabrina Filzmoser: Gottseidank muss ich sagen, war das bei mir nicht so. Ich habe keine Zeitungen gelesen, nur ab und zu im Internet die Schlagzeilen. Natürlich wurden wir in Interviews darauf angesprochen worden, und wir haben versucht das abzublocken. Weil es teilweise doch sehr überzogene Fragen waren, wir als Loser und Versager hingestellt worden sind, das habe ich wirklich nicht verstanden. Aber ich denke, die Zeit zum Analysieren kommt jetzt erst in den nächsten Wochen nach dem Ende der Spiele und nicht während der Spiele, wo solche Diskussionen herauskommen.
FM4
Claudia Unterweger: Das waren jetzt schon deine zweiten Olympischen Spiele nach Peking vor vier Jahren. Wie war die Stimmung jetzt in London im Vergleich zu China?
Sabrina Filzmoser: Der Unterschied zwischen China und England war, dass der Zugang zum Sportler in England viel stärker war. Die Briten haben die Sportler auf der Straße angesprochen und jeder konnte Englisch, was es natürlich erleichtert hat. Das war ein großer Vorteil, um eine Begeisterung zu entfachen. In China waren die Leute doch eher distanzierter, haben sich sprachlich nicht so leicht getan, aber waren trotzdem irrsinnig freundlich.
In England war alles viel kleiner, etwa als man auf der Straße spaziert ist, da waren Musicals, Künstler, Performancetänzer, die dich involviert haben, dass du Teil warst des Ganzen. Das war auch im Stadion teilweise so.
Es war egal ob du im Beachvolleystadion warst, beim BMX oder im Hockeystadion, die Stimmung war überall sensationell. Jede Sportart wurde voll unterstützt und so ist eine ungemeine Dynamik entstanden. Das haben die Sportler mit Goldmedaillen bzw. der Anzahl der Medaillen natürlich gedankt, weil soviele Medaillen wie bisher gab es für die Briten vorher noch nie.
Das vollständige Interview zum Nachhören
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