Erstellt am: 12. 8. 2012 - 16:17 Uhr
Goldbraune Schwermut
- Der Song zum Sonntag auf FM4
- Über "Forget the Song" macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Das Stück beginnt mit der Altersresignation und dem Wissen, dass das wohl doch nichts Spezielles mehr werden wird mit diesem Leben: „It’s Time to Stop Pretending, Those Days, those Days are Gone.“ Die Beachwood Sparks sprechen von der Vergangenheit, sie haben sich die früheren, schönen Tage schwelgerisch und magisch memoriert. Die Band aus Los Angeles hat sich Zeit gelassen, gut 10 Jahre nach Erscheinen ihres Debütalbums und nach Verstrickungen der einzelnen Bandmitglieder in unterschiedlichen anderen Projekte kehren sie jetzt mit aller Gelassenheit der Welt mit ihrem zweiten Longplayer zurück, der sich da „The Tarnished Gold“ nennt.
Beachwood Sparks
Die Beachwood Sparks sind eine Band, die bei Sub Pop in ihrem zweiten Sommer nur bestens aufgehoben ist. Ähnlich wie ihre Label-Kollegen die Fleet Foxes, nur weit weniger pastoraler und zottelbärtiger, beziehen sie sich auf den kalifornischen Folk-Rock der 60er von Bands wie Buffalo Springfield und vor allem den Byrds, die Ideen von Country, Rock und eben Folk mit der süßlichen Melodieseligkeit der British Invasion zusammenbrachten. Da haben die Beachwood Sparks nichts weiterentwickelt. Auf „The Tarnished Gold“ bleiben sie einer gut erprobten Formelsprache treu und schauen, was denn songwritingtechnisch aus diesem Koordinatensystem noch herauszuholen ist. Das Ergebnis ist ein Album, das man immer schon gekannt zu haben meint. 13 ewige Songs, die sich am großen amerikanischen Songbook bedienen, mal beschwingt und sorgenfrei rumpeln, mal melancholisch goldbraun in den letzten Sonnenstrahlen des Tages schimmern, während nebenan in den Fässern der gute Whiskey reift.
“Forget the Song” ist so ein Song, der sich mit dem Vergessen freilich nicht rückbezüglich selbst meint, sondern die wieder und wieder runtergebetete alte Leier, den Humbug, die Geschichten von vor dem Krieg und die nie wahrgewordenen Tagträumereien, in denen immer alles so schön pfirsichfarben war. Was man tun kann, ist nach vorne schauen oder eventuell doch bloß einfach weiterexistieren. Musikalisch ist der Song dabei einzige Geschichtsverwaltung, ein Blick in verlorene Jahrzehnte. Am Schluss steht dann aber immer noch die Hoffnung, dass das Eis im Herzen wieder verschwinden wird: „Hope That The Spring Melts the Winter in my Heart.” Eine Orgel singt, mit dem Frühling kommen die Blumen.