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Alexandra Augustin

West Coast, wahnwitzige Künste und berauschende Erlebnisse. Steht mit der FM4 Morningshow auf.

13. 8. 2012 - 10:58

FFFB - Favourite FM4 Frequency Bands 2012

Zeitloses und Zeitgeistiges: Bush, Tocotronic, Lykke Li und die Cloud Nothings

Böse Zungen behaupten, das Line Up des heurigen FM4 Frequency Festivals wäre, nun ja: etwas nostalgisch programmiert. Korn, Placebo, The Cure. Klar, die haben wir auch schon gehört, da waren wir halb so alt wie jetzt. Und dass diese Bands nun die Next Generation mit Musik beliefern, junge Leute die gerade erst geboren worden sind als die ersten Alben dieser Bands bei uns am Plattenteller rotiert sind, das finden wir in manchen Momenten kurios.

Ob ihr ihnen nun die lebenslange Treue geschworen habt oder weil ihr sie gerade eben erst für euch entdeckt habt: Ich weiß, dass ich viele von euch ganz vorne treffen werde, in den vordersten Reihen und ihr werdet alle ganz laut "swallowed..." gröhlen, als wäre es 1997.

Bush

Bush
Freitag, 20:00-21:10 / Space Stage

So wirklich Grunge waren Bush ja nie. Bereits beim Debüt Sixteen Stone von 1994 hat sich Gavin Rossdale damit abfinden müssen, dass er musikalisch wohl nie richtig ernst genommen werden wird. Der "Posterboy des Grunge" würde die Jugendbewegung ausverkaufen, sich von Bands wie Pearl Jam und Nirvana alles zusammen klauen, um seinen kommerziell erfolgreichen Alternative Rock zusammen zu zimmern. Da konnte selbst Majestro Steve Albini, der das zweite Album Razorblade Suitcase produziert hat, nicht mehr viel retten. Die Band selbst juckte das wahrscheinlich wenig, wieso auch? 18 Millionen Platten haben sie summa summarum verkauft, hust hust!

Wieviele Platten jemand verkauft oder nicht, das war mir in den 1990ern eigentlich auch ziemlich wurst und ich schätze die zwei ersten Bush-Platten als Wegbegleiter meiner Teenagerzeit. Aber ehrlich gesagt hab ich danach aufgehört, Bush musikalisch zu verfolgen. Dass da 2011 ein neues Album erschienen ist, hab ich selber erst gerade nachschauen müssen. Aber ist das wichtig? Mir reicht es vollkommen, wenn die Band ihr Frühwerk aufs FM4 Frequency Festival mitbringt.

Damit wir dann alle kollektiv in unsere Bierbecher weinen können, wenn Glycerine erklingt!

Cloud Nothings

Cloud Nothings
Samstag, 13:35-14:10 / Space Stage

Kinder, wie die Zeit vergeht! 15 Jahre später zählen Bush also zum alten Eisen und Herr Steve Albini mischt mittlerweile Platten für die übernächste MusikerInnen-Generation. Zum Beispiel für die Cloud Nothings aus Cleveland. An The Strokes-Gitarren erinnerdes Liedgut wie im Hit "Stay Useless", ein slackerhafter Gesang eines Stephen Malkmus im anderen Ohrwurm "Should Have": Die Cloud Nothings sind herrlich zeitgeistig und zeitlos zugleich und haben in drei Jahren drei Alben gemacht, die sich brav und gekonnt in den Indie-Buben-Kanon einschreiben und wieder Leben in die juvenile Rumpelkammer bringen.

Ob die Band morgen noch da sein wird, kann uns heute herzlich egal sein. Feiern wir erst einmal ordentlich ab mit den Jungs am FM4 Frequency.

Tocotronic

Tocotronic
Donnerstag, 17:10-18:00 / Space Stage

Mit ihrem Stil haben sie unser Verständnis von Mode und unser Auftreten geprägt wie keine andere Band zuvor. Kaum jemand, der in den 1990ern keine Sportjacke vom Flohmarkt besessen hat. Auch unser Verhalten, die Wahrnehmung von Coolness war durch die Bands der Hamburger Schule einem akuten Wandel unterzogen.

Plötzlich war es cool, schlaksig, wortkarg und liebevoll verschusselt zu sein. Ein Loser sein, aber mit Stil: Das passte der eigenen Unsicherheit natürlich gut ins nicht vorhande Lebenskonzept. Im Vakuum, in dem sich die Jugendkultur damals, Ende der 1990er Jahre befunden hat, am Übertritt zum digitalen Zeitalter, haben uns Tocotronic abgeholt und an der Hand genommen. Und sie sind immer noch da und beweisen uns, dass man auch mit mittlerweile 40+ keinen Grund hat, sich den Bieder- und Gemeinheiten des Lebens beugen zu müssen.

Morgen wird heute sein und so jung kommen wir nicht mehr zusammen!

Lykke Li

Lykke Li
Donnerstag, 22:00-23:00 / Green Stage

Die Dame aus Schweden feiert ihr Österreichdebüt und Lykke Li macht nicht nur großartige Musik, auch ihr Lebenslauf ist beeindruckend. Aufgewachsen ist sie zwischen den Polen Schweden, Portugal und Indien. Sie ist mit zwei Hippie-Eltern umhergetingelt und war immer schon eng mit den Künsten verwoben. Irgendwie war ihr auch schon immer klar, dass sie Musikerin werden wird.

Aber man muss schon sehr große Eier haben, um ohne Geld in der Tasche nach New York City abzuhauen. Und weils irgendwie im ersten Anlauf nicht so recht klappen will mit der Karriere, gibt sich Lykke Li als Schwedischer Star aus. Doch das funktioniert am harten Pflaster New York auch nur mehr schlecht als recht und Lykke Li kehrt geläutert nach Schweden zurück. Und auf einmal haut doch noch alles hin.

Lykke Li findet den richtigen Produzenten, bekommt den Ritterschlag von der coolen Robyn, kollaboriert mit den Shout Out Louds und ab geht es zurück nach New York. Diesmal klappt es auch mit der internationalen Karriere. Ich freue mich darauf, diese inspirierende Musikerin endlich live sehen zu können.