Erstellt am: 11. 8. 2012 - 14:25 Uhr
Steampunks: Dampf statt Strom
Solchen Gedankenspielen gehen sogenannte Steampunks nach. Anhänger dieser Subkultur leben in einer imaginierten alternativen Zukunft, tragen dreiteilige Anzüge, Taschenuhren, Zylinder und Augengläser, die Schwimmbrillen nicht unähnlich sehen. Das Punk im Namen stammt vom ausgeprägten Hang zum selber machen. So müssen Kostüme und Accessoires geschneidert und gebastelt werden. Ebenso Fahrzeuge und Gebrauchsgegenstände, bei denen Zahnräder, Kolben und Bolzen möglichst sichtbar zum Einsatz kommen. Die Bibel der Dampf-Anarchisten stammt aus der Feder von Jules Verne, der im 19. Jahrhundert fantastische Science Fiction Expeditionsromane geschrieben hat.
Steam Heart
Punk kommt vom Selbermachen
Man kann basteln, man kann selbst erfinden, man kann neue Welten erschaffen, so fasst Dag Rauber seine Faszination für die Retro-Subkultur „Steampunk“ zusammen. Auch bei hochsommerlichen Temperaturen trägt der der ausgebildete Modedesigner und nunmehrige Eventmanager über seinem T-Shirt eine braune Lederweste. Selbst entworfen und genäht, sagt er stolz.
So oder ähnlich sei er immer gekleidet, gibt er zu Protokoll, außer wenn er arbeitet. Da trägt der Endzwanziger Anzug und Krawatte.
Steam Heart
Das Wichtigste: die Goggles
Alle Infos unter:
steam-heart.deviantart.com
Vor sich am Tisch hat er eine ganze Armada an Accessoires und Kleidungsstücken ausgebreitet. Neben einem englischen Tropenhut und einem mit Leder überzogenen Zylinder ein - natürlich auch selbst gebasteltes - Geschirr aus Leder zum Umhängen. Darin finden nicht nur Fantasiegegenstände Platz, wie mit buntem Wasser gefüllte Glasphiolen, sondern auch sein Handy, das nicht ganz in die Retrooptik passt. Daneben liegen runde Schwimmbrillen aus Metall und Leder. Die Goggles gehören zur Grundausstattung von Steampunks, klärt Matthias Richter auf. In den fiktiven Steampunk-Welten sollen Goggles vor verschiedenen Gefahren schützen: vor Funken beim Erfinden oder vor fliegendem Ungeziefer beim Steuern von Luftschiffen. Die Brillen dürfen aber auch einfach die Sehkraft verbessern.
Steam Heart
Nicht Kleidungs- sondern Lebensstil
Der gelernte Schlosser und Kunstschmied teilt Raubers Leidenschaft. Gemeinsam organisieren die beiden unter dem Label steamheart einen Stammtisch, im Sommer Picknicks, sowie gemeinsame Kino- und Museumsbesuche, zu denen die Wiener Community in voller Aufmachung kommt. 30 bis 40 Leute gehörten zum harten Kern, 250 Mitglieder umfasst die Steamheart-Facebookgruppe.
Das Netz ist das primäre Kommunikationsmedium der weltumspannenden Steampunk-Szene. Man tauscht sich aus über Anleitungen zum steampunkigen Umbau eines Laptops oder über parodistische Filmprojekte auf YouTube.
Die beiden Wiener Steampunks übernehmen für Filme und einschlägige Bands auch manchmal die Ausstattung. Schließlich stecken sie ihre gesamte Freizeit in ihr aufwändiges Hobby, wie Matthias Richter meint. Wobei Hobby für die beiden schlicht eine Untertreibung ist. Sie sprechen lieber von Lebensstil.