Erstellt am: 26. 7. 2012 - 14:23 Uhr
"6:0 für das Wetter"
Es ist gar nicht so einfach, in der FM4-Redaktion einen Tennisschläger aufzutreiben, der Tennisboom in Österreich ist seit gefühlten 15 Jahren vorüber. Es gibt keinen heimischen Weltklassespieler mehr, der die Menschen für den Tennissport begeistert, keinen Thomas Muster, dessen Sandplatz-Siegesserie die Massen vor den Fernseher und ganze Dorfjugenden auf den Tennisplatz getrieben hat.
M185 sind wie ich Kinder dieser Muster-Generation. M185-Bassist Alexander Diesenreiter hat Ivan Lendl bewundert, Keyboarder Joerg Skischally die Boris-Becker-Faust im Gedächtnis und Sänger Wolfram Leitner hegt noch immer Sympathien für Horst Skoff, die tragische Figur des österreichischen Tennissports. Sie alle haben Anekdoten aus den 80er- und 90er-Jahren zu erzählen und deshalb wundert es mich nicht besonders, dass sie mit mir Tennis spielen wollen.
M185 spielen am Freitag, 27.07 um 20:00 auf der Seebühne am Popfest Wien.

FM4/Simon Welebil
"Tennis ist ein Hipstersport"
Das vereinbarte Match mit 3/5 der Band fällt dann buchstäblich ins Wasser, als sich eine halbe Stunde vor unsererm Termin ein Wolkenbruch über Wiens 17. Bezirk ergießt. Auch wenn danach die Sonne wieder rauskommt, der Platz bleibt unbespielbar. Schade, denn M185 sind gerade wieder dabei, den Sport wieder neu für sich zu entdecken. "Es ist schon so out, dass man sagen könnte, es wäre höchst in", meint Joerg, ein "extremer Hipstersport - deswegen machen wir ihn ja", legt Alexander nach und verweist auf ihre Outfits, knappe Hosen, Polo-Shirts, Schweißbänder. "Der ganz heiße Scheiß" - von ihnen müsse niemand Slacklinen gehen, von den befreundeten Ernesty International gibt es sogar schon die erste Herausforderung.

FM4/Simon Welebil
Die besondere Geräuschkulisse
Trotz dem gesperrten Platz lässt sich die Lust am Tennis spielen nicht lange bändigen und einer der drei beginnt einen Ball gegen die Betonwand im Durchgang zu schlagen. Es sind die Geräusche, die Tennis für Wolfram so attraktiv machen. Das harte Prallen des Balles beim Aufschlag oder das Vibrieren der Schlägersaiten, wenn die Filzkugel aufspringt. "Es wäre einmal lustig, einen Elektronik-Track zu basteln, der aus Tennissamples besteht, und den sollte man dann Horst Skoff widmen." Dem Stöhnen Monica Seles' wurde diese Ehre schon zuteil.

FM4/Simon Welebil
War das Aufstöhnen Monica Seles' oder auch von Thomas Muster früher noch ein Skandal, gehöre es mittlerweile zum guten Ton auf dem Center Court. Aber vom Gentlemen-Image habe sich Tennis schon mit John McEnroe verabschiedet, der auf dem Platz regelmäßig seine Schläger zertrümmert habe, etwas, das Alexander früher als Turnierspieler auch regelmäßig gemacht hat, aus Wut auf seinen "Nummer-2-Status" und ungerechte Setzlisten. "Schläger und Instrumente werden gerne kaputt gemacht", meint er und erinnert sich, dass er beim Videodreh zu Space Bum Rocket Kid auf seinen Bass gesprungen ist.
Die "Typen" fehlen

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Die heutigen Spieler könnten Spielern wie McEnroe, den Idolen der eigenen Kindheit und Jugend nicht mehr das Wasser reichen, darüber sind sich M185 einig. Es gäbe keine Skandale mehr und die Sportler wären nur mehr brave, smarte, glattgebügelte Jungs - langweilig, aber eine generelle Enwicklung im Sport. "Es fehlt der Sex", meint Joerg und sofort sind die Bilder der jungen Formel1-Fahrer Gerhard Berger oder Ayrton Senna präsent, auf Yachten in St. Tropez. Sie wären noch Menschen gewesen, die auch getrunken hätten, im Gegensatz zu den hochprofessionellen Athleten, die heutzutage die Sportarten dominieren.
Selber zählen sich M185 eher zu den Menschen als zu den Athleten. Neben ihren Vollzeitjobs und der Band kommen sie selten dazu selber Sport zu machen, zumindest, wenn man das Live-Spielen mit vollem Einsatz auf der Bühne nicht als Sport zählen will. Und auch dieses Mal hat es nicht wirklich geklappt, auf unserem Scoreboard müssen wir am Ende 6:0 für das Wetter eintragen.

FM4/Simon Welebil
Demnächst bei "FM4 Draußen lädt österreichische Bands zum Sporteln ein": Basketballspielen mit Clara Luzia.