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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

20. 7. 2012 - 21:00

Popfest, Recommended…

Mein persönlicher Fahrplan durch vier Tage Popfest, das nächsten Donnerstag am Wiener Karlsplatz startet.

Popfest Wien, 26. - 29. Juli 2012

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Popfest

Das Popfest Wien geht in die dritte Runde und ich kann mich noch sehr gut an die erste Edition 2010 erinnern. Das Highlight damals war zweifelsohne der Auftritt vom Nino aus Wien & Band, der sich für das Konzert auf der Seebühne zwei Überraschungsgäste eingeladen hat: Skero und Anja Plaschg alias Soap&Skin, mit der Nino das Dylan Cover „It Ain´t Me Babe“ angestimmt hat. Und weil es so schön war, spielt Nino heuer auch wieder am Popfest und zwar am Donnerstag, 26. Juli, ab zwei Uhr früh im Prechtlsaal in der TU.





Doch bis es soweit ist, hat man schon am ersten Tag die Qual der Wahl zwischen 12 Konzerten. Und auf der Seebühne sei nach Attwenger allen Freunden der zeitgenössischen Rootsmusic Fatima Spar & the Freedom Fries ans Herz gelegt.



Vor einer gefühlten Ewigkeit wurde mir die verantwortungsvolle Aufgabe zu Teil, die Musik für eine österreichisch-jüdische/italienisch-amerikanische Hochzeit zweier Freunde zu organisieren und keine andere Band hätte bei dem Multi-Kulit-Meeting der beiden Familien besser gepasst als Fatima Spar & the Freedom Fries. Von der vierjährigen Nichte bis zum 80-jährigen Opa, haben alle Bulgar, Freylekh und Freestyle getanzt und auch zwei Besuche der Polizei, die auf Lautstärkenminimierung pochte, haben die Band nicht davon abhalten, statt geplanten zwei Stunden fast die ganze Nacht zu spielen. Uneingeschränkte Empfehlung!

am Popfest geht es im Brut mit Roots im Vokalsektor weiter: Dort wird Anbuley dem Publikum die Sprache ihrer Eltern näherbringen – und zwar Ga aus Ghana. Die in Wien geborene Sängerin feiert am Donnerstag mit ihrem kraftvollen Tribal-Electro-Pop ihr Wien-Debüt und man darf gespannt wie ein Pfitischi-Pfeil auf die Live-Umsetzung ihrer Songs sein.





Ebenfalls im Brut und auch super: Sixtus Preiss spielt mit seiner Band Kompost3 zeitgenössischen Jazz, vor dem man keine Angst haben muss. Die vier Klangforscher fahren einen eleganten und bemerkenswerten Slalom auf einer glitschigen Piste zwischen polyphonen Texturen und komplexen Rhythmen und beweisen im Tiefschnee des Aquacrunk ähnliches Talent wie einst Alberto Tomba.





Am Freitag prangen die drei Buchstaben EDM in fetten Lettern über dem TU-Seminarraum Prechtlsaal. Patrick Pulsinger, Elektro Guzzi, Wolfram und G.Rizo schulen dort die Ohren mit Techno und House, teils von Hand verlesen und live intoniert oder via analoge und digitale Konserve in die Gehörgänge gepumpt. Letztes Jahr haben alle vier Acts gemeinsam bei der 10-Jahre-Soundpark-Sause im Studio 2 gespielt und deshalb hier nochmal ein Hinweis auf das Video der Studio2 Session als Appetizer für die Freitagnacht.

Bei insgesamt 47 Konzerten am Popfest 2012 wird man einige neue und spannende Bands entdecken, wie z.B. Mile Me Deaf. Falls man sie noch nicht kennen sollte, nichts wie hin am Sonntag in den Project Space der Kunsthalle Wien. Dort spielt das schneidige Shoegazer-Trio rund um Tausendsasser Wolfgang Möstl bereits um 18 Uhr und eventuell werden sich die Drei wieder so fancy verkleiden wie bei ihrer Plattenpräsentation im Gartenbaukino Anfang Juni. Denn Wolfgang Möstl hat eine Schwäche für Augenkrebs-provozierende Hemden aus den Achtziger Jahren und nennt eine umfangreiche Sammlung aus buntgemusterten und geometrisch-verzierten Oberteilen sein Eigen, die er mit seinen Bandkollegen bei den Konzerten entlüftet.