Erstellt am: 18. 7. 2012 - 13:47 Uhr
Hokuspokus, das kann ich auch!
FM4 Sendung, Mittwoch Mitternacht. Die Sendung mit Telefon und Gitarre. Findet ihr postmoderne Kunst auch oft furchtbar langweilig?
Sind wir nur Spießer-Banausen?
Bereitet ihr euch gerade auf eine Aufnahmeprüfung vor und braucht ein paar Tipps?
Glaubt ihr auch, dass ihr sowas könnt und möchtet wissen, warum ihr damit trotzdem nie Geld verdienen werdet?
Was haben Jonathan Meese und Albrecht Dürer gemeinsam?
Wenn ihr mitdiskutieren wollt, die Nummer ins Studio: 0800 226 996.
"I am sick of pretending. I don't get art" - so der Titel eines tatsächlichen wichtigen Vice-Artikels, der 130.000 Mal auf Facebook geteilt worden ist. Das ist nicht wenig. Der Autor hat damit ein Tabu gebrochen, das in uns gebildeten Kunst-KonsumentInnen seit langem schlummert.
Wir gehen auf Ausstellungen, Vernissagen, ins Museum oder gar zu Performances und Happenings. Wir trinken gratis Rotwein und nicken. Wir stehen minutenlang vor einer Schmiererei oder einer langweiligen Videoinstallation und nicken. Wenn sich jemand, den wir beeindrucken wollen, in der Nähe steht, sagen wir: "Wahnsinn". Die Langeweile verkürzen wir uns mit noch mehr Rotwein und fühlen uns dumm. Nicht nur, weil wir so viele Arbeiten nicht verstehen. Wir finden sie schlichtweg schlecht. Aber wer traut sich das schon zu sagen?
"Das soll Kunst sein?" - so der Titel von so vielen Boulevard-Artikeln zum Thema. Den RedakteurInnen sei hiermit ausgerichtet: Ja, das ist es! Es gibt viele wunderbare Arbeiten, keine Frage. Aber es gibt auch wirklich viel beschissene Kunst. Aber das darf man nicht sagen. Weil wir dann Spießer sind. Auf der anderen Seite findet der Feuilleton sowieso alles "verstörend spannend", was Leute produzieren, die wissen, wie man Feuilleton schreibt.
Radio FM4
Die Beliebigkeit der Kunstwerke macht die Kunst kaputt. Jeglicher gesellschaftliche Anspruch geht komplett flöten und wird zur Galeristen-Plattitüde. Wann hat Kunst jemals etwas Großes bewegt? Muss sie auch nicht. Aber dann soll sie auch bitte aufhören, das zu behaupten.
Umgekehrt ist natürlich alles, was wir nicht verstehen, nicht automatisch schlecht. Mancherlei Kunstwerk braucht Zeit, um sich mit dem theoretischen Hintergrund zu beschäftigen und erschließt sich möglicherweise wirklich erst aus dem Kontext. Aber die finale Qualitäts-Entscheidung treffen immer die BetrachterInnen. Schließlich sind wir auch freiwillig dort.
Geld und so
Die Wirtschaft will uns erklären, dass die Zukunft in der Creative Industries liegt. Weil mit der Kunst selbst kaum was zu verdienen ist, zwingen sich junge Kunstschaffende auf Weihnachtsmärkte und müssen dort ihre Sachen an gut situierte Bobos verkaufen. Das macht vielen Menschen Freude. Aber Kunst muss das nicht unbedingt sein. Dafür gibt es eh einen eigenen Markt.
Der Kunstmarkt verhält sich so, wie sich jeder Markt verhält. Er multipliziert Stimmungen und verkauft sie dann. Es gibt kaum Altbackeneres, als den Genie/Wahnsinn-Topfenstrudel. Am Kunstmarkt funktioniert er immer noch. Jonathan Meese schmeißt Farbe auf die Leinwand und schreibt dann "Kunst" drauf. Oder "Krieg". Er lässt Büsten vormodellieren und bohrt dann seinen Daumen rein. Er schreit "Dikatur der Kunst" und zwingt interessierte Menschen, sich damit auseinander zu setzen. Er inszeniert Skandale und wird immer teurer. Währenddessen passt seine Mutter darauf auf, dass er keine Zettel signiert. Das würde das Marktgefüge zerstören. Jeff Koons macht ein Herz und kann sich dann nicht entscheiden, ob es einen "Paul McCartney Lovesong" oder das "Herz Jesu" darstellen soll. Echt jetzt.
Das hat natürlich alles seine Berechtigung. Weil so lange reiche Menschen viel Geld für so einen Blödsinn ausgeben, wird er auch produziert. Aber man soll endlich mal sagen dürfen, dass man etwas richtig Scheiße findet. Auch die wirklich gute Kunst hat es sich nicht verdient, unter General-Amnesie gestellt zu werden. Denn sonst ist jedes "Wahnsinn!" auf einer Ausstellung soviel wert wie die politische Sprengkraft von zeitgenössischer Kunst. Nämlich nix.
So wie das da:
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FM4 Sendung
Mittwoch Mitternacht. Die Sendung mit Telefon und Gitarre.
Findet ihr postmoderne Kunst auch oft furchtbar langweilig? Sind wir nur Spießer-Banausen? Bereitet ihr euch gerade auf eine Aufnahmeprüfung vor und braucht ein paar Tipps? Glaubt ihr auch, dass ihr sowas könnt und möchtet wissen, warum ihr damit trotzdem nie Geld verdienen werdet? Was haben Jonathan Meese und Albrecht Dürer gemeinsam?
Wenn ihr mitdiskutieren wollt, die Nummer ins Studio: 0800 226 996.