Erstellt am: 15. 7. 2012 - 12:02 Uhr
Pathos, eigentlich immer gut
Die Geschichte der Schwermut und der dunklen Melancholie ist ja eine lange in der Musik der englischen Stadt Manchester: Joy Division, the Smiths oder auch - im Hier und Heute - das schön gelackte Synthie-Pop-Duo Hurts - in Manchester wurde die Kunst des Leidens immer schon mit höchstem Stil kultiviert.
In diese Reihe der sensiblen Schmerzensmänner fügt sich jetzt auch die junge - ebenfalls aus Manchester stammende - Band M O N E Y ein. Informationen gibt es so gut wie keine über M O N E Y. Zu viert sollen sie angeblich sein, Interviews geben sie eigentlich nie - und wenn, dann sind die Antworten vage und betont geheimnisvoll. Auf ihrer Homepage zitieren M O N E Y Rainer-Maria Rilke, die wenigen Fotos, die es von der Band gibt, sind meist grobkörnig und bis auf ein, zwei Ausnahmen - natürlich - in Schwarz-Weiß gehalten. Alles ein bisschen ein mystischer Zinnober, aber manchmal muss man sich den eigenen geheimniskrämernden Wallungen in der Psyche eben ergeben.
M O N E Y
- Der Song zum Sonntag auf FM4
- Über M O N E Y macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Gerade einmal eine Handvoll Songs haben M O N E Y im letzten Jahr veröffentlicht, ihr bislang bester ist die Nummer "I'll Be the Night", die B-Seite ihrer aktuellen Doppel-Single, Seite A, "So long (Godisdead)", ist ebenfalls ein großes Manifest des prickelnden Trübsals.
"I'll Be the Night" ist ein extrem reduzierter, minimalistischer Song. Ein einziges Rauschen, Wabern und Sich-in-Qualen-Winden. Ein kleines Läuten und Brummen. Der so wundervoll jammernde Schmelz in der Stimme des Sängers von M O N E Y beschwört da und dort immer wieder den Geist des eigentlich noch gar nicht toten Morrissey oder auch die späten Arbeiten der Band Talk Talk und die filigrane Soundarchitektur der Solo-Platten von deren Sänger Mark Hollis. Man kann hier auch den von Pein befeuerten Soul solch großer Bands wie den Associates oder Prefab Sprout in den Gliedern nachhallen spüren.
"I'll be the Night" - ein Dokument aus Zeiten, in denen sich die Seele schwarz färbt und verklumpt. Dabei versinkt die Band M O N E Y jedoch nicht im Sumpf des Selbstmitleids, sondern - und hier liegt die große Kunst dieser Gruppe herrlicher Jammerlappen - lässt glücklicherweise immer wieder die wärmenden Lichter des Regenbogens aus den grauen Zeilen dieses schaurig-schönen Liedes schimmern. M O N E Y singen hier solch großartige Texte wie: "No one owes you any favours / They only owe you wine." Was mag es uns fürs Leben mitgeben?