Erstellt am: 13. 7. 2012 - 14:50 Uhr

Confess

"Ich weiß nicht soviel über den Mann, der die Twin Shadow-Songs schreibt. Aber der Mann in ihnen ist kein guter Mensch." Twin Shadow ist unser Artist of the Week.

Das, meine Lieben, ist ein aus einem anderen Review ausgeborgter Gedanke. Twin Shadow ist soviel Hedonismus, soviel Style, soviel Oberfläche und so große Gesten, dass das manische Verlangen, mehr über George Lewis Jr. zu erfahren, in mir aufgestiegen ist.

Lewis Jr. spielt in der Konstruktion der Figur Twin Shadow mit vielen filmischen Referenzen, die ich mag: Marlon Brando trifft auf die Warriors trifft auf Easy Rider trifft auf Lost Boys. Wir haben es mit einer Kreatur zu tun, die ihr Motorrad auf dem Parkplatz, der für die dunkle Seite der Macht reserviert ist, abstellt.

Große Worte erzeugen große Emotionen, ich schreibe hauptsächlich basierend auf meinen Erinnerungen. Ein paar andere Gemeinplätze entstammen der Youtube-Recherche.

Twin Shadow

Twin Shadows erstes Album "Forget" war die Katharsis von jemandem, der sich geschworen hat, sein Herz niemals wieder brechen zu lassen, die eigenen Interessen aus Selbstschutz über die Gefühle anderer zu stellen. In Interviews erzählt Twin Shadow, dass "Forget" dank einer Kokain/Wodka-Diät entstanden ist, im Rahmen derer sich George Lewis Jr. noch einmal an Dinge erinnert hat, um sie anschließend für immer aus dem Gedächtnis zu verbannen.

Auf der Flucht bleibt unser Bad Poster Boy auch auf "Confess". Twin Shadow legt uns auch diesmal wieder eine ganz präzise assoziative Autobahn, schon wenn wir seine Website öffnen. Eine Straße in der Nacht, schmachtende Vocals, die von Melancholie und Sehnsucht erzählen und in mir den Verdacht erwecken, dass Twin Shadow als Kind sowohl Chris Isaak als auch Bruce Springsteen gehört hat. "Confess" hat Twin Shadow im Alleingang gemacht. Er hat nicht mehr mit Chris Taylor von der ebenfalls aus Brookyln stammenden Band Grizzly Bear zusammengearbeitet.

Es gibt Verdachtsmomente, dass "Confess" Teil einer größeren Erzählung sein könnte.

Ein narzisstischerTodeswunsch schwingt im Video zu "5 Seconds" mit. Twin Shadow, der vor Jahren fast bei einem Motoradunfall ums Leben gekommen wäre, hat einen Roman namens "Night of the Silver Sun" geschrieben. Es geht um eine Motoradgang in einer nicht genau definierten Zukunft. Das Video zu "5 Seconds" ist der Prolog zu "Night of the Silver Sun" und erster Teil einer kontinuierlichen Verfilmung der Songs von "Confess".

Thematisch geht es laut Twin Shadow auf "Confess" um den Zustand, in den man durch das Leben aus dem Koffer gelangen kann. Sex wird zu einer Droge, mit der man versucht, innere Leere zu füllen.

We had a lot of hard touring, and I really indulged myself. I abused substances, I abused women. I'm going to get in so much trouble for saying that, but it's true. It's just the nature of the road, and everybody does it. I started building really awkward relationships with people who I hardly knew, having these incredibly personal experiences, completely cutting myself off from them, and then coming back in.

Geständniss oder Pose? Vielleicht ist es auch sinnlos, diese Frage überhaupt zu stellen, weil Twin Shadow auf "Confess" an einem Punkt angelangt ist, wo diese Unterscheidung nicht mehr wichtig ist und George Lewis Jr. in der Figur, die er geschaffen hat, aufgegangen ist.