Erstellt am: 11. 7. 2012 - 17:03 Uhr
Mit Wehmut durch den Sommer
Ninja Tune
Wenn man die musikalische Erleuchtung für das neue Album beim Begräbnis seiner eigenen Mutter erfährt, können keine happy Uptempo Popnummern beim späteren Produktionsprozedere heraus kommen. Dave Okumu, Sänger und Mastermind von "The Invisible" nennt das aktuelle Album seiner Band ”a love letter to grief" und benennt es nach seiner Mutter - Rispah.
Okumus Familie hat afrikanische Wurzeln - während der mehrtägigen Beerdigung seiner Mutter hört er traditionelle afrikanische Gesänge. Sie handeln von Leben, Tod, Hoffnung und Trauer und erinnern Okumu an alles, woran er im Zusammenhang mit Musik glaubt. "Diese Gesänge haben mich erleuchtet.", sagt Okumu in einem Interview.
Dieses prägende Ereignis hat sich auch auf die anderen beiden Bandmitglieder Tom Herbert (Bass) und Leo Taylor (Drums) ausgewirkt - und somit auf die elf neuen Albumsongs. Sie sind düsterer als die Tracks von dem von Matthew Herbert produzierten und von den Kritikern hochgelobten Debütalbum "The Invisible" (2009, Accidental). Die Tracks auf "Rispah" bedrücken und befreien gleichzeitig, sie packen einen und lassen ruckartig wieder los - dabei wachen Okumus ätherische Vocals über dem rabenschwarzen downtempo electro. Der dunkle trippige Kosmos dreht sich weiter: Produziert hat das neue Album Richard File, der neben DJ Shadow ein Teil von U.N.K.L.E. war. Er hat U.N.K.L.E. 2008 verlassen, um seine eigene, ebenfalls großartige Band We Fell to Earth zu gründen.
The Invisible
Die dunkle Seite des Pop
The Invisible nennen ihren Sound "Experimental Genre-Spanning Spacepop". Auf "Rispah" hört man aber auch andere musikalische Einflüsse. Auf "Protection", der letzten Nummer des Albums, mischen sich experimenteller Jazz und Math Rock. Der vierte Albumtrack „Lifeline“ ist psychedelischer Avantgarde-Rock à la TV On The Radio.
The Invisible
Die Remixes zu den Singles “Protection” und “Wings” haben unter anderem Matthew Herbert und Joe Goddard von Hot Chip gemacht. Und auch diese Musiker haben The Invisible in ihrer bisherigen Karriere beeinflusst:
Wäre das Album erst im Herbst oder Winter veröffentlicht worden, wäre es ein klassischer Anspieltipp für einen nebeligen Sonntag im November inklusive Wolldecke und trüben Gedanken. Aber gerade jetzt im Sommer, wo uns alle die Hitze niederrafft, ist dieses Album wie ein Glas Eistee - mit einem gehörigen Schuss Rum. Für mich eines der besten Alben des bisherigen Jahres. Und zum Abschluss eines der besten Videos: