Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Word up!"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

10. 7. 2012 - 17:26

Word up!

Die neue Generation der Wortspiele für Smartphones und Tablets mischt die Buchstaben neu durch.

Kreuzworträtsel können Spaß machen - sie müssen aber nicht, wenn die Fragen zu seltsam oder schwer sind. Sudoku ist eine gute Knobelei für den Jausentisch oder das Schwimmbad, aber nach all den Jahren auch schon langweilig geworden. Zum Scrabblen wiederum braucht es immer eine Gruppe. Außerdem muss man sich über die Regeln einig werden.



Weitere Spielerezensionen

Wer einen Hang zu Wortspielereien hat, aber gerade nicht über die nötigen spielinteressierten Tanten verfügt, kann seinen Hunger nach anregendem Buchstabensalat seit einigen Monaten auch - etwas zeitgenössischer - auf Smartphones und Tablets stillen. In letzter Zeit sind dafür einige gute Puzzlespiele erschienen, wo es darum geht, in möglichst kurzer Zeit möglichst lange Worte zu bilden. Die meisten Word-Game-Apps sind zwar in Englisch, aber warum nicht das Angenehme mit dem Praktischen verbinden, wenn das Auffrischen der Zweitsprache entsprechend unterhaltsam aufbereitet ist?

Spelltower

Bildschirmfoto aus dem Spiel "Spelltower". Bunte Buchstabenfelder.

Zach Gage

Minimalistisch und stilsicher, so präsentiert sich "Spelltower" - visuell als auch spielerisch. Entwickelt vom New Yorker Medienkünstler und Indie-Game-Designer Zach Gage, ist hier der halbe bis ganze Bildschirm voll mit quadratischen Buchstabenfeldern. Ein Zeitlimit können wir einstellen, müssen wir aber nicht. In "Spelltower" geht es vor allem um Ruhe und den konzentrierten Blick auf das Buchstabenraster. Je länger ein Wort, desto höher die darauf folgende Kettenreaktion und die Punktezahl. Wer es hektisch und herausfordernd will, spielt via Bluetooth gemeinsam gegen eine/n Freund/in. Dann geht's zu wie bei "Tetris" am originalen Game Boy - nur ohne Link-Kabel: Wer langsamer ist, wird vom Gegner mit feindlichen Buchstaben zugeschüttet. "Spelltower" ist eines der besten iOS-Spiele, aber immer noch ein Geheimtipp.

Lumicon

Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Lumicon": Große Buchstaben am unteren Rand, kleinere Buchstaben in drei weiteren Reihen in der Mitte und am oberen Rand.

Ugly Apps, Glynn Smith

Schnell muss man auch in "Lumicon" sein. Hier bekommt man in Sekundenabständen neue Buchstaben zugewiesen und kann diese dann in einer von sieben - am Anfang des Spiels leeren - Feldern nach Belieben einordnen. Entstehen dort Wörter, die mindestens drei Zeichen lang sind, leuchten die Buchstaben auf. Tippt man dann drauf, verschwindet das Wort und man bekommt Punkte. "Lumicon" verlangt uns nicht nur Sprachkenntnis und Geistesgegenwart ab, sondern auch taktisches Gespür. Welche Konsonanten sollte man eher am Wortanfang platzieren? Setzt man auf längere Worte und riskiert ein zugestelltes Spielfeld oder bastelt man lieber schnelle Drei-Buchstaben-Worte und lässt Luft im Feld? "Lumicon" bietet nicht so eine Langzeitmotivation wie "Spelltower", bietet dafür eine besonders originäre Spielmechanik.

Puzzlejuice

Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Puzzlejuice": Bunte Buchstaben und Farbfelder, die teilweise wackelig nebeneinander angeordnet sind.

Greg Wohlwend

Bei "Puzzlejuice" mischen sich Buchstaben mit bunten Farbblöcken. Auch hier gibt es eine "Tetris"-Referenz: man muss horizontale Reihen bilden. Diese lösen sich dann aber nicht in Luft auf, sondern wandeln sich in Buchstaben um, mit denen man Wörter bilden muss. Erst dann explodieren die Blöcke und reißen - im "Easy"-Modus - ringsum auch noch einige anderen Spielsteine für noch mehr Punkte mit. Die Steuerung von "Puzzlejuice" ist nicht optimal, weil auf dem selben Spielfeld gleichzeitig die herabfallenden Farbsteine gesteuert und die Buchstaben kombiniert werden müssen. In der Hitze des Gefechtes wird da schon mal ein Block falsch platziert oder ein Wort nicht aufgelöst, weil die Felder etwas zu klein sind. Die ungewöhnliche Spielidee und das schicke Interface gleichen dieses Steuerungsmanko aber wieder aus.

Quarrel Deluxe

Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Quarrel": Vier Comicsoldaten, die das Wort "Fish" bilden, das in einer Sprechblase dargestellt wird.

Denki

"Risiko" trifft auf "Scrabble": Zwei bis vier Spieler/innen (oder eine Person gegen Computergegner) bekommen bei "Quarrel Deluxe" farbige Landteile und lustige Figuren zugewiesen. Eine Figur steht jeweils für einen Buchstaben. Treten etwa sechs unserer Wortkämpfer gegen fünf feindliche Soldaten an, bekommen wir sechs Buchstaben in den Talon zugewiesen und der Gegner fünf. Dann geht's ans Wort bilden. Wie bei "Scrabble" gibt es für seltene Konsonanten mehr Punkte als für gängige Vokale. Bei Punktegleichstand entscheidet, wer sein Wort zuerst fertig hatte. Wenn gerade nicht gequarrelt wird, kann man auf der Landkarte strategisch geschickt seine Figuren von einem Feld aufs nächste ziehen und so etwa Barrikaden mit besonders vielen Figuren bauen. Gewonnen hat man erst, wenn die Gegner auch den letzten Wortstreiter verloren haben - wer ein letztes, aber starkes Feld übrig hat, hat also durchaus noch Chancen.