Erstellt am: 8. 7. 2012 - 14:34 Uhr
Hype Machine Berlin
Für alle, die es noch nicht gewusst haben: Freunde, hier ist sie, die schöne Zukunft. Die prallste Aromaverdichtung eines sogenannten Zeitgeists von gestern, heute und vor allem übermorgen. Das Video zu D E N As "Cash, Diamond, Rings, Swimming Pools" geistert schon recht gut durch die Blogs mit Style-Auftrag und hält nach etwas mehr als zwei Wochen online bei knapp 120.000 Views, was eine mehr als ordentliche Bilanz darstellt in diesem Internet.
D E N A
Die ursprünglich aus Bulgarien stammende, längst schon aber in, of all places, Berlin angekommene Musikerin, Sängerin, Rapperin Denitza Todorova gleitet da in einem schrill-pinken Strick-Pullover und mit einer Goldkette behängt, die nicht von Tiffany's stammt, durch einen schrottig-sympathischen Flohmarkt, der mit seiner zur Schau ausgelegten Fake-Designer-Ware, seinen Rolex-Kopien, den gestern geklauten Mobil-Telefonen und dem Plastik-Bling, die im Titel zum Song und in der wieder und wieder wiederholten Zeile "Cash, Diamond Rings, Swimming Pools" drastisch formulierte HipHop-Forderung nach goldenen Gütern konterkariert.
"Cash, Diamond Rings, Swimming Pools" funktioniert aber nicht bloß auf der Ebene des ironischen Verwaltens von Klischee-Phrasen, sondern ist genauso der echte und wahre Ausdruck des Wunsches nach endlich mal wirklich ein bisschen mehr Asche in diesem verlotterten Künstlerdasein.
D E N A, die im Umfeld von Erlend Oyes The Whitest Boy Alive daheim ist und auch schon auf deren Platten zu hören war, ist mit ihrem geil mit Blumen bedruckten Hosen-Anzug und ihrer einer trotzig wie ostentativ gelangweilt nach vorne gestülpten Unterlippe gleichen Attitude Sinnbild für das sexy, aber schon auch ein wenig verwahrloste Hip-Berlin. Erlend Oye schlingert dann auch in üblich ungelenk-quirky Dance-Moves durchs Geschehen.
- Der Song zum Sonntag auf FM4
- Über D E N A macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Das Stück selbst, es ist erst das dritte überhaupt von D E N A, ist ein fantastisches: Ein schlichter Beat, der House- und HipHop-Klassiker zitiert, Handclaps, ein Sirenen-Sound und, als unaufdringliches Gimmick, das wohldosiert eingesetzte Läuten einer Türglocke. Ka-ching! - and take your money. Der leiernde Singsang von D E N A funkelt nur so vor prächtigem Ennui. "Cash, Diamond Rings, Swimming Pools" ist ein simples kleines Lied, die in Musik gegossene Unradikalität; es ist ein Slogan, es ist der albernste Hipster-Shit, den man - und dies ist ein Versprechen - diesen ganzen Sommer lang wird hören können, es ist der Grund, warum Mark Greif Bücher herausgibt, und die bescheidenste Party-Bombe seit der Erfindung von Konfetti in Tüten. Es ist ein Welthit.