Erstellt am: 5. 7. 2012 - 18:29 Uhr
Florian Meindl
Unser Soundparkact des Monats Juli war eigentlich schon immer da.
"Willst du als Künstler Erfolg haben, musst du Österreich verlassen."
Eine provokante Behauptung, aber nicht ganz unwahr werden vielleicht einige aus Erfahrung und Beobachtung sagen. Denn das etwas angeknackste Ego dieses Landes nimmt einem das eigene Talent ja bekanntlich oft erst dann ab, wenn man anderenorts Erfolge feiert.
Parov Stelar füllt Festvals in Griechenland als Hauptact des Abends. Kruder & Dorfmeister tingeln auch heute noch gerne an der Kalifornischen Küste herum.
Wie man auch zu einer Ausage wie dieser stehen mag - das wohlige Nest verlassen und sich von anderen Orten inspirieren lassen kann kein Fehler sein. Das weiß auch der ursprünglich aus Eferding / Oberösterreich stammende Techno-Produzent Florian Meindl, der mittlerweile jedes Wochenende zum Auflegen und für seine Liveacts über den Globus fliegt, lange in London gelebt hat und nun seine Base in Berlin gefunden hat.
In englischsprachigen Magazinen wurden dem Herrn schon Florian Meindl
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"Ja, das finden manche zurecht komisch. Ich sehe das auch kritisch. Aber andererseits bietet dir so ein Ort die Strukturen, die du als junger Musiker brauchst. Wenn man etwas aufnehmen will, dann braucht man dazu eben ein möglichst professionelles Studio. Und man hat in so einer Umgebung auch den Druck, etwas produzieren zu müssen. Zuhause im Wohnzimmer geht das natürlich auch, aber ich habe in London die nötige Infrastruktur bekommen und viel schneller die wichtigen Dinge gelernt. Auch die Sprache."
Florian Meindl live
4. August, Bass Island Festival, Schloss Leiben, Niederösterreich, Austria
11. August, Arena Club/ Badeschiff, Berlin, Germany
7. September, Sucasa, Ulm, Germany
Florian Meindl hat zum Beispiel gelernt, wie man sich im wackeligen Musikbusiness richtig durchschlägt. Außerdem führt er sein eigenes Label namens FLASH Recordings. Er weiß, wie man den unglamurösen Part des Jobs - die für Außenstehende nicht sichtbare Bürokratie - bewältigt.
Von Montag bis Donnerstag sitzt er wie viele andere Menschen auch hinterm Computer und muss gestresste Booker, die Presse - und was sonst noch alles dazugehört, um den Musikladen am Laufen zu halten - bedienen. Dazwischen und vor allem in der Nacht wird an Tracks und an Soundeffekten und Loops für sein Sample-Label, die Riemann Kollektion, geschraubt - übriggebliebene oder nicht verwendete Sounds verkauft er an andere DJs und Produzenten und das ist ein nettes Zubrot für den Musiker. Und am Freitag, Samstag und Sonntag gibt's Gigs zwischen Weimar und Omaha.
Florian Meindl
So hat es eben gute sieben Jahre gedauert, bis das Debütalbum "Waves" fertig war. "Waves" spürt den vielen Facetten von Techno nach. Mal minimalistisch-puristisch, mal fulminant und verspult groovt das Album elegant und sauber über den Techno-Dancefloor. Ein etwa 80-minütiges Opus ist es gworden, das man sich besser im Ganzen denn Track für Track anhören sollte.
In Zeiten wie diesen wirkt die Veröffentlichung eines Albums mit zwölf Stücken vielleicht auf viele anachronistisch. Gerade im Technobereich ist man mit EPs und Remixen (die Florian Meindl etwa für Hot Chip und Röyksopp gemacht hat) doch auch recht gut bedient. Für Florian Meindl sind Alben aber immer noch die größten Meilensteine, die ein Musiker eben schaffen kann. Und "Waves" ist ein catchy, druckvoller Meilenstein geworden der zeigt, was alles in dem Musiker drinnensteckt.
Wer sich selber davon überzeugen will: In Österreich ist der Musiker immer wieder gerne unterwegs. Und sonst auf sämtlichen Festivalitäten im Ausland. Den heimischen Mutterboden dafür zu verlassen kann kein Fehler sein.