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Phekt

Geschichten aus dem Hip Hop-Universum und benachbarten Galaxien.

4. 7. 2012 - 16:14

King of Raop

Er trägt eine Pandamaske und hat sich innerhalb weniger Monate an die Spitze der deutschen Charts katapultiert. Diese Woche veröffentlicht CRO sein Debüt-Album "Raop".

Die Karriere von CRO liest sich wie ein modernes Musikmärchen: In einem beschaulichen Vorort von Stuttgart aufgewachsen, gründet er mit Freunden aus Spaß und Langeweile "Black Box Records". In einem Kellerraum entstehen erste Songs, die aus Mangel an einem guten Mikrofon über einen umfunktionierten Kopfhörer eingerappt werden.

CRO, der im richtigen Leben Carlo heißt, nimmt damals noch unter dem Namen Lyr1c ein erstes Mixtape namens "Trash"auf. Der Startschuss für seine ungewöhnliche Rap-Karriere.

Als Brotjob arbeitet Carlo zu dieser Zeit bei einer Stuttgarter Zeitung als Gestalter von Wettergrafiken, Cartoons, etc. Er ändert seinen Künstlernamen in CRO und veröffentlicht Anfang 2011 im Netz das Mixtape "Meine Musik" und stelllt es zum kostenlosen Download zur Verfügung. Das hört KAAS, Rapper beim Stuttgarter Indielabel Chimperator. Via Twitter startet er eine Suchaktion nach CRO, der wenig später im Chimperator-Büro sitzt und seinen ersten Plattenvertrag unterschreibt. Im November 2011 geht dann das Video zu "Easy" online, das innerhalb kürzester Zeit Millionen Klicks generiert und CRO quasi über Nacht zum gehypten Rap-Star macht.

King of Raop

Aufgrund des großen Erfolges wird "Easy" als Single veröffentlicht. Obwohl der Song bereits mehrere Wochen als gratis Download verfügbar war, verkauft sich die Single mehr als 200 000 mal.

Offensichtlich trifft CRO mit seinem Sound und seinem Look den Nerv der Zeit. Was man beim Erfolg von Casper schon ahnen konnte, wird nun bestätigt: In Deutschland gibt es eine neue Generation von jungen Musikhörerinnen und Hörern, die lustige und entspannte Rap-Musik den harten und zum Teil aggressiven Texten diverser Straßenrapper bevorzugen.

Inhaltlich geht es bei CRO um Themen wie Liebe, Sex, Herzschmerz, Parties feiern und Mode. Themen und Sorgen, die eine breite Zielgruppe ansprechen. In seinen Videos sieht man coole Skater, schicke BMX-Räder, Typen mit engen Jeans und hübsche Mädchen mit Hauben: Alle stereotypen "Hipster"-Parameter werden erfüllt, böse Zungen bezeichnen die Musik von CRO deswegen als "Hipster Rap". Den Vorwurf mussten sich schon Tyler the Creator und die Odd Future-Crew gefallen lassen.

CRO hat seine eigene Nische im Hip Hop-Kosmos kreiert, er nennt sie "Raop", gleichzeitig der Titel seines nun erscheinenden Debüt-Albums. Das Wort fusioniert Rap mit Pop, eine passende Beschreibung für seinen Sound. Eingängige Hooklines und Melodien sind essentielle Bestandteile seiner Songs.

Die meisten Beats seiner Platte hat CRO selbst produziert. Er beherrscht mehrere Instrumente zumindest so gut, dass er seine Ideen umsetzen kann. Für "Raop" hat er sich acht Wochen im Studio eingesperrt und mehr als 100 Stücke komponiert. Die Highlights sind auf seinem Album gelandet, das unter anderem auch Beats von Shuko und Dexter enthält.

Anonym durch die Pandamaske

Im Interview erzählt mir CRO, dass die Pandamaske sicher Teil seines Erfolges ist. Bis heute hat er sein wahres Gesicht nicht gezeigt. Online wird heftig diskutiert und spekuliert, wer denn CRO wirklich ist. Für ihn bedeutet die Maske ein Stück Freiheit, das er sich noch bewahren möchte. Denn es passiert mittlerweile regelmäßig, dass er als Carlo in einem Café sitzt und am Nebentisch heftig über ihn diskutiert und spekuliert wird. Diese Momente genießt er besonders, denn bis jetzt kann er in zivil noch völlig unbehelligt durch seine Heimatstadt ziehen.

Indie vs Major

Den CRO-Hype haben natürlich auch die Major-Labels mitbekommen. Mit verlockenden Angeboten wollte man den 21-jährigen Rapper unter Vertrag nehmen. Sein Album erscheint aber bewusst via Chimperator auf einem Indielabel.

CRO live in Österreich:

04.07.12 Beeasy Festival in der Arena, Wien
09.08.12 Poolbar Festival, Feldkirch
15.08.12 FM4 Frequency Festival in St. Pölten
23.10.12 Rockhouse, Salzburg
24.10.12 Flex, Wien
25.10.12 PPC, Graz
26.10.12 Warehouse, St. Pölten

Das CRO und sein Team nichts von den klassischen Regeln und Abläufen der professionellen Musikbranche halten, zeigt auch ihre aktuelle Aktion: In drei Tagen wurden drei Singles ("Du", "Meine Zeit", "King of Raop") mit dazugehörigem Video veröffentlicht. Eine untypische aber erfolgreiche Strategie, um auf das diese Woche erscheinende Album "Raop" hinzuweisen.



Am Mittwoch (4.7.2012) tritt CRO gemeinsam mit dem US-Rap-Shooting Star "Mac Miller" beim "Beeasy Festival" in der Wiener Arena auf. Das Konzert ist bereits ausverkauft. In den nächsten Wochen und Monaten wird man ihn aber noch mehrmals in Österreich live sehen können (siehe rechts).