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Christian Stiegler

Doktor für grenzwertiges Wissen, Freak-Shows und Musik, die farblich zu Herbstlaub passt.

3. 7. 2012 - 06:00

Harvest of Art

Es könnte zu meinem Lieblingsfestival in Wiesen werden: Das Harvest of Art am 6.7. mit Mumford & Sons, Glen Hansard, The Kooks, Ginga und vielen mehr.

Sobald Festivals utopische Größen erreichen, machen sie mir ein klein wenig Angst. Aber im burgenländischen Wiesen, nahe der Erdbeerfelder, da dürfte seit jeher die Zeit stehen geblieben sein. Als erst vor wenigen Jahren das Forestglade mit einer 90er-Welle wiederbelebt wurde (und dieses Jahr wieder zu Grabe getragen wird), da fühlte ich mich schon wohl, unter dem breitgespannten Dach der Festival-Kuppel, dort, wo Künstler noch in Eisenbahnwaggons auf ihren Auftritt warten. Dort, wo wir uns bei Arcade Fire in den Armen gelegen haben; dort, wo wir Mike Patton zusahen, wie er beinahe sein Mikrofon verschluckte.

Dieses Jahr ändert sich also einiges im beschaulichen Wiesen, mit Incubus darf man das Forestglade in den Boden stampfen (14.7.), beim Lovely Days (7.7.) dem großen und hoffentlich stimmlich fitten Lou Reed huldigen oder bei der Nova Jazz & Blues Night (21.7.) George Benson lauschen. Und im August steht ja auch wieder das Two Days A Week vor der Tür. Schon diese Woche dürfte aber das wahre Highlight stattfinden.

Harvest of Art

Harvest of Art auf Radio FM4
Montag, 9.7. ab 19 Uhr

Denn zu einem beschaulichen Festival passt Musik, die aus jeder Pore Ehrfurcht zu verlangen scheint, so als würde man bei jedem Gitarrenzupfer das Gefühl haben, etwas Großem und Einmaligem beizuwohnen. Und all jene Bands und Artists, die sich dieses Jahr bei der Premiere von "Harvest of Art" (die Neil Young-Referenz ist nicht zufällig) einfinden, dürften diesem Anspruch gerecht werden.

Da ist zuallererst Glen Hansard, irischer Frontman von den Frames, Oscar-Gewinner als herzzerreißendes Duo The Swell Season, Pate für den derzeitigen Broadway-Hit "Once" und nun erstmals auf Solopfaden unterwegs. "Rhythm and Repose" heißt sein wunderschönes, neues Album, aufgenommen in New York von Patrick Dillett (David Byrne, Arto Lindsay, Laurie Anderson) und Thomas Bartlett (Doveman, The National, Antony and the Johnsons). Eine stilvolle Produktion, der gute Mann gehört zu den Tearjerkern der Indie-Folk-Szene - einer, der mit dem Alter nicht nur reifer, sondern eine waise Verbitterung in seinen Zeilen trägt, die live ein Erlebnis sein wird. Vom bedrückenden "Philander" zum luftig leichten "Love Don't Leave Me Waiting": Große Empfehlung.

Und dann natürlich Mumford & Sons, hier schon von mir gelobt, von manchen geschmäht als folkige Coldplay-Kopie, Auslöser einer New-Folk-Suppe, die jüngst mit Bands wie The Lumineers ein neues Zugpferd erhalten hat. Mumford und seine Söhne üben sich in der Zwischenzeit noch im Verwalten der Erfolge ihres Debüts "Sign No More", aber wer wie ich beim Frequency Festival vor zwei Jahren das Line-Up verfluchte, weil die Band praktisch kurz nach dem Frühstück spielte, der wird sich nun auf einen längeren, emotionalen Gig freuen. Kürzlich veröffentlichten Mumford & Sons eine kryptische Videobotschaft auf ihrer Website, neue Songs stehen ins Haus, ich sag's euch. "Ghosts that we knew" ist ein Vorbote.

Eine Band, die im positiven Sinn aus dem Rahmen fällt, sind die Kooks. Die fantastischen Vier aus Brighton haben sich Jahre geziert einen Plattenvertrag zu unterschreiben, dann aber doch und ihr kleiner Indie-Hit "Naive" begann seine Bahnen durch die Welt zu drehen. Der belockte Frontmann Luke Pritchard liebt es seinen Herzensschrott zu sommerlich-warmen, stilbunten Melodien zu singen. Das neue Album "Junk of the Heart" ist wieder pure Frustbewältigung, radiotauglich, poppig, vital und frisch. Sowas geht auf Festivalbühnen immer gut.

Und es gibt noch mehr: denn Warpaint kommen auch, die ja von Ex-Pepper John Frusciante in den Himmel gelobt werden, Thees Uhlmann schaut mit Band vorbei, das US-Bürschchen Robert Francis stellt sich vor und die grenzgenialen Ginga präsentieren ihr neues Album.

Das "Harvest of Art" hätte Potential mein Lieblingsfestival zu werden. Sofern die Premiere nicht gleichzeitig die letzte Ausgabe wird.

Harvest of Art
Freitag, 6. Juli 2012
Ottakringer Arena, Wiesen

  • The Kooks
  • Glen Hansard
  • Mumford & Sons
  • Warpaint
  • Thees Uhlmann & band
  • Robert Francis
  • Ginga

Wir verlosen Tickets!

Und zwar 4x2 Stück für all jene, die folgende Frage richtig und zeitgerecht beantworten:

Wie heißt das Albums der Frames, auf dem bereits 2006 "Falling Slowly", der Oscar-Song von The Swell Season, erschien?

Richtige Antwort: The Cost

Die GewinnerInnen wurden per E-Mail verständigt!