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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

1. 7. 2012 - 20:44

EM-Journal '12-74.

Das Euro-Finale 2012, Teil 2: die Live-Begleitung zum Match Spanien - Italien.

Alles zur Ausgangslage vor dem Match hier, hier wird im Rahmen des EM-Journal 2012 (so sieht das in der Übersicht aus) jetzt ausschließlich das Finale begleitet.

Heute im EM-Quartier im Wiener WUK wie gewohnt mit Public Viewing, für heuer zum letzten Mal. Gast ist ÖFB-Teamspieler Markus Suttner.

Spanien ist mit diesem Match zu Recht Europameister. Warum steht bereits im Halbzeit-Tweet. Danach war nur noch 15 Minuten lang etwas möglich - nach der 60. brach das Spiel leider in sich zusammen. Bis dahin war es toll und hochklassig, wie die gesamte Euro.
Fortsetzung folgt morgen, ich schau jetzt Siegerehrung.

Und dann ist die Luft raus, das Spiel entschieden...

Das ist jetzt ganz schön bitter und minimiert die italienischen Chancen ins Nichts hinein. Mit einem Mann weniger ist ein Zwei-Tore-Vorsprung gegen Spanien wohl nicht aufzuholen.
Schade für die Spannung hier. Irgendwie bröselt das Match jetzt weg. Nach der 60. war es vorbei, leider.

In der 75. kommt noch 9 Torres für 10 Fabregas.
In der 78. vergibt Spanien eine Super-Kombination, war aber eh abseits.
In der 84. interceptet Iniesta einen italienischen Ball, schickt sofort Torres in die Schnittstelle, und der legt den Ball an Buffon vorbei flach ins lange Eck. 3:0
In der 86. geht Iniesta und ermöglicht 13 Juan Mata zumindest einen Kurzeinsatz.
In der 89. setzt Spanien noch einen drauf: wieder Torres kriegt wieder einen Geniepass von Xabi in die Schnittstelle, legt genial zurück auf Mata, der mit seiner ersten Ballberührung das 4:0 macht.
In der 93. gelingt Ramos fast noch ein Ferslertor.

Nach 92:59 pfeift Proenca ab, 22:37, Spanien ist Europameister.

Mottas Out beendet das Hin- und Herwogen des Spiels

Einen Wechsel gibt es zur Halbzeit: 11 Di Natale für 10 Cassano, ein reiner Stürmertausch. Und gleich gibt es eine Chance, ein Abate-Kopfball geht knapp drüber. Allerdings ist die Fabregas-Schusschance in der 47. dann deutlich gefährlicher. Eine Minute später wurstelt Fabregas am kurzen Eck einen Solotrickser-Ball fast an Buffon vorbei. Die Elferjammereien (49.) bei der deutlich nur angeschossenen Hand von Bonucci mag ich weder hören noch kommentieren, das ist die einzige große Lächerlichkeit bei dieser Euro. Proenca ist ein cooler Typ und lässt weiterspielen.

Spanien powert zu Beginn von Halbzeit 2 wie zu Beginn von Halbzeit 1. Das soll Italien den Nerv ziehen.

Di Natale scheitert in der 51. mit einem tollen Schuss nach einem tollen Pass (da hat Spanien auf Offside gespielt, unclever) an Casillas - die erste Torchance in der 2. Hälfte.

Jetzt, so ab der 50. Minute gibt es eine interessante Spielphase, ein Hin- und Herwogen mit je einem abwechselnd gespielten gefährlichen Angriff. Das kann eine entscheidende Phase werden. Casillas ist Gott, habe ich das schon erwähnt? Er bringt seine Finger einfach immer entscheidend an die Bälle.

In der 56. kommt 5 Motta für Montolivo. Das ist kein wirklich offensives Signal. Und es ist bereits der finale Tausch Prandellis, mehr Optionen hat er nicht mehr! Und in der 59. kommt 7 Pedro für 20 Silva, einen noch flügelstärkeren Spieler für die rechte Seite.

In der 60. verletzt sich Motta von selber - und es gibt keinen Ersatz für ihn.
Damit erspar ich mir die Umstellung die durch Motta-Einwechlsung verursacht wurde - sie kommt nicht zum Tragen. Italien muss jetzt 4-3-2 spielen.

Halbzeit-Tweet

Erstaunlich: die taktisch und strategsich klügste und flexibelste Mannschaft des Turnies, Cesare Prandellis Italien, sieht gegen Spanien kein Land. Was in der ersten Begegnung im Gruppenspiel mit einem extra designten 5-3-2 noch so gut geklappt hatte, geht sich mit einem mutigeren 4-4-2 einfach nicht aus.
Auch weil Spanien sein Spiel leicht geändert hat - es gibt deutlich mehr Flügelarbeit als bisher, nicht mehr jeder Spielzug führt ins Zentrum. Und über außen ist Italien verwundbar, weil dort außer der Außenverteidiger niemand steht.

Italien findet kein Mittel - Spanien setzt sich ab

Interessanterweise überrascht nicht Italien taktisch, sondern Spanien: man macht das Spielfeld breit, die Außenspieler stehen manchmal an der Outlinie, das ist sehr ungewöhnlich. Iniesta definiert seinen Job heute massiv über die Flügel. Vielleicht hat man in Abate/Chiellini(jetzt Balzaretti) Schwachstellen ausgemacht.

Italiens Mittelfeld hat durchaus Probleme sich gegen ihre spanischen Konkurrenten durchzusetzen - kein Wunder, Spanien stellt sich in der Defensive mit einem 4-1-6 auf.

Toller Fernschuss von Cassano in der 33., aber Casillas lässt den Ball in den unbesetzten Raum prallen. Italiens Offensivbemühungen werden stärker, Spaniens Gegenstöße seltener.

In der 41. kriegt Jordi Alba nach einem weiten Ausschuss einen Ball von Xavi ideal in den Fuß gespielt, startet durch die Schnittstelle und überwindet Buffon - 2:0.

Jordi Alba, der in Valencia erst kürzlich zum Linksverteidiger umfunktioniert wurde und somit das Problem in der spanischen Nationalmannschaft löste, hat es wie kein anderer verdient - er ist eine der Entdeckungen des Turniers.

Italien setzt wieder einen Weitschuss (Monolivo, 43.) dagegen, aber Casillas ist unüberwindbar. In der 44. kriegt Barzagli für ein Notfoul an Iniesta die gelbe Karte.

Hat Prandelli die falsche Taktik ausgesucht?

Italiens Elf kommt nach dem Gegentreffer langsam ins Spiel, aber auch nur weil es Spanien zulässt. Aktuell legt es Del Bosques Mannschaft darauf an jetzt Kontrolle auszuüben und sich ein wenig auf Tempogegenstöße zu beschränken.

Und es stellt sich die Frage ob das 5-3-2 im ersten Spiel gegen Spanien nicht effektiver gewesen wäre. In den ersten Minuten war Italien nämlich sowohl defensivanfällig als auch offensivschwach, ließ sich vom überlegenen spanischen Spiel lähmen, war ein bisschen Kaninchen vor der Schlange. Montolivo hatte noch gar keine Szene, Pirlo kommt vor lauter Angriffsgewirbel gar nicht dazu einen seiner blendend inszenierten ruhige Stehpasses zu spielen. Und: zu viert scheint Italiens Abwehr gegen die gern zu fünft attackierenden Spanier zu schwimmen - das war mit De Rossi im Zentrum anders. Der ist diesmal zwar auch, im Wechsel mit Pirlo dort anzutreffen hat seinen Hauptjob aber ganz explizit im halblinken Mittelfeld.

In der 21. Minute kommt 6 Balzaretti für den schon wieder verletzten 3 Chiellini auf die linke Abwehrseite. In der 25. geht Pique deutlich zu hart gegen Cassano zuwerke - gelb.

Die italienischen Angriffe haben dann, wenn sie gegen eine vollständige Abwehr durchgeführt werden (und die spanische Verteidigung ist die beste des Turniers, eine die sich fast nie zerreißen lässt) weniger Mumm, dass Cassano in der 28. Minute nicht abgibt, sondern selber abschließt (aus spitzem Winkel) hat diesen Grund.

Das Tempo passt inzwischen, auch weil Italien jetzt muss und Spanien nicht anders kann, das Niveau bei diesen beiden technisch agierenden Truppen sowieso hoch.
Das was man früher bei Italien und Spanien oft sah, Sperenzchen und Geschinde ist diesen beiden Truppen völlig fremd.

Die ersten Erkenntnisse der ersten Minuten

SPANIEN
1 Iker Casillas
17 Alvaro Arbeloa
3 Gerard Pique
15 Sergio Ramos
18 Jordi Alba
16 Sergio Busquets
8 Xavi herhandez
14 Xabi Alonso
6 Anders Iniesta
21 David Silva
10 Cesc Fabregas

9 Fernando Torres
7 Pedro Rodriguez
11 Alvaro Negredo
19 Fernando Llorente
22 Jesus Navas
20 Santi Cazorla
13 Juan Mata
4 Javi Martinez
2 Raul Albiol
5 Juanfran Torres
12 Victor Valdes
23 Pepe Reina

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ITALIEN
1 Gianluigi Buffon
3 Giorgio Chiellini
15 Andrea Barzagli
19 Leonardo Bonucci
7 Ignazio Abate
16 Daniele De Rossi
21 Andrea Pirlo
8 Claudio Marchisio
18 Riccardo Montolivo
9 Mario Barwuah Balotelli
10 Antonio Cassano

6 Federico Balzaretti

5 Thiago Motta
22 Alessandro Diamanti
11 Antonio Di Natale
20 Sebastian Giovinco
13 Emanuele Giaccherini
23 Antonio Nocerino
2 Christian Maggio
17 Fabio Borini
4 Angelo Obinze Ogbonna
12 Salvatore Sirigu
14 Morgan De Sanctis

Beide Teams gehen es eher vorsichtig an, zumindest was ihr eigentlich gewohntes Tempo betrifft.
Bei Italien lässt sich Pirlo wieder weit nach hinten fallen, fast zwischen seine beiden Innenverteidiger, de Rossi links und Marchisio rechts flankieren ihn, Montolivo hat alle Freiheiten, die beiden Narren vorne sowieso.

Schöne Szene in der 7. Minute: nach einem Jniesta-Durchbruch über links kommt ein flacher Cross ins leere Zentrum; und auf der drüberen Seite putzt Chiellini dann problemlos vor Silva aus. So ist das bei Läufen zur Grundlinie, wenn man keinen Stürmer im Zentrum hat.

Eines überrascht allerdings in den ersten Minuten: Spanien drückt Italien erstaunlich tief hinten hinein - das konnte Italien in der ersten Partie vermeiden, mit der bewussten 5-3-2-Strategie, auf die sie heute verzichtet haben.

In der 10. Minute ein toller Schuss von Xavi (nach Doppelpass mit Cesc) knappest drüber. Und in der 14. Minute setzt sich Fabregas dann mit einem Idealpaß von Iniesta und einem Lauf über rechts bis zur Toroutlinie gegen Chiellini durch, und seinen eigentlich unmöglichen Ruckpass wuchtet Silva per Kopf eigentlich unmöglich rein, ein überraschendes Tor, ein frühes 1:0, das einiges lösen wird.

Prompt gibt es (17.) die erste echte italienische Szene: De Rossi verfehlt einen Cornerball nur knapp, weil Casillas den Ball noch mit den Fingerspitzen wegstupst. Es folgt gleich eine Cornerserie voller Gefahrenmomente und Taten von Casillas.

Die Aufstellungen fürs Finale - mit Überraschungen

Die spanische Aufstellung ist also wie erwartet: 1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 8 Xavi, 16 Sergio Busquets, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 10 Cesc Fabregas, 6 A. Iniesta. Spanien spielt in rot im üblichen System.

Die ersten Wechseloptionen 9 F. Torres, 20 Santi Cazorla, 7 Pedro Rodriguez, 22 Jesus Navas.

Bei Italien gibt es keine 5er-Abwehr, die Verteidigung wird aber personell umgebaut werden. Abate spielt rechts, Chiellini bleibt links, Montolivo bleibt im Team. Italien spielt also weiter das durchaus offensiv orientierte 4-4-2 mit der Mittelfeldraute - es sei denn es gibt einen weiteren De Rossi-Trick.

Italien wird also in Blau-Weiß und so auflaufen: 1 Kapitän Buffon; 7 Abate, 15 Barzagli, 19 Bonucci, 3 Chiellini; 8 Marchisio, 21 Pirlo, 16 De Rossi, 18 Montolivo; 10 Cassano, 9 Balotelli.

Die ersten Wechseloptionen wären 11 Di Natale, 20 Giovinco, 18 Montolivo, 22 Diamanti.

Ort des Geschehens: Kiev/Kyiv, Olympiastadion. Schiedsrichter ist der aktuell beste der welt, Pedro Proenca aus Portugal.