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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

1. 7. 2012 - 16:44

EM-Journal '12-73.

Das Euro-Finale 2012, Teil 1: die Preview vor dem Match Spanien - Italien.

Das EM-Journal 2012 begleitet täglich die Euro in Polen und der Ukraine, ähnlich wie schon das WM-Journal '10 beim letzten Großereignis.

Die Halbfinals: Deutschland - Italien 1:2 und Portugal gegen Spanien 0:0, 2:4 nE.

Die Viertelfinals:
England gegen Italien 0:0, 2:4 nE, Spanien - Frankreich 2:0, Deutschland gegen Griechenland 4:2 und Tschechien - Portugal 0:1.

Die Übersicht zu allen Spielen und Journalen.

Das alles im Rahmen des heurigen Fußball-Journals '12, welches sich - wie schon 2011 - mit den aktuellen Unwägbarkeiten dieses besten aller nicht lebenserhaltenden Systeme beschäftigt.

FM4 hat auch diesmal wieder ein EM-Quartier im Wiener WUK, mit Public Viewing, Moderation, heute von mir, und netten Gästen, heute dem großartigen Markus Suttner, einem Mann, der schon einmal 7 Spiele bei einem großen Turnier bestritten hat, also weiß wie sich das anfühlt. Für Regenwetter gibt es Indoors-Screens. Das allles heute zum Finale letztmalig.

Die Ausgangslage vor dem Match...

... ist ganz klar.

Spanien ist der Titelverteidiger, der Weltmeister, die eigentlich unbezwingbare Mannschaft, deren Weltherrschaft aber schon ein wenig nervt. Sie sind zu gut, zu musterschülerhaft.

Italien hat niemand einen solchen Lauf zugetraut, dazu war die Ausgangslage (Wettskandal, personelle Probleme, noch instabiles Team...) zu wackelig. Allerdings war klar, dass bei einer großen Fußball-Nation sowas wie ein positives Hochschaukeln möglich ist. Und: auch 2006 wurde eine im Vorfeld mit Liga-Betrugsverdacht konfrontierte Mannschaft Weltmeister.

Soll heißen: trotz aller Klarheit ist gar nichts klar, alles ist möglich.
Zumal die erste Begegnung ja schon mit einem verdienten Unentschieden endete.

Und hier noch ein paar Kennzahlen zur spanischen Überlegenheit:
... bei der EM 08 hatte Spanien 56.6% Ballbesitz und alle 27.4 Passes kam es zu einem Schußversuch.
... bei der WM 10 waren es 65,2% und alle 34,2 Passes ein Schuß.
... bei der Euro 12 waren es bislang 67,4 % Ballbesitz und ein Schuss alle 42,9 Passes.

Die möglichen Aufsstellungen

Bei Spanien rechnet alle Welt mit der Formation des ersten Spiels: 1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 8 Xavi, 16 Sergio Busquets, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 10 Cesc Fabregas, 6 A. Iniesta.

Auffällig: in jedem bisherigen Spiel wechselte Del Bosque zwischen seinen beiden Optionen hin und her - wenn er mit dem echten Neuer begann, kam irgendwann Fabregas, wenn er mit ihm startete, dann irgendwann ein echter Stürmer.

Der vielzitierte Aufreger des falschen Neuner ist also kein Dogma, sondern eine Mühle-auf-Mühle-zu-Variante. Die ersten Wechseloptionen 9 F. Torres, 20 Santi Cazorla, 7 Pedro Rodriguez, 22 Jesus Navas, 11 Negredo sind allesamt rein offensiv orientiert.

Die tatsächliche Aufstellung ist dann wie erwartet: 1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 8 Xavi, 16 Sergio Busquets, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 10 Cesc Fabregas, 6 A. Iniesta.

Bei Italien rechnet man wieder mit der 5er-Abwehr, die schon einmal so belenden funktioniert hatte gegen den spielstarken spanischen Gegner, also dem zwischen die Innenverteidiger zurückgezogenen De Rossi.

Da Maggio wieder spielen kann, wäre Balzaretti für links frei, Chiellini könnte ins Zentrum - die Abwehr wird also personell umgebaut werden.

Im Mittelfeld könnte Motta statt des offensiven Montolivo kommen, damit das Dreier-Mittelfeld in seinem 5-3-2 wieder so stabil hält.

Möglich wäre also:
1 Kapitän Buffon; 2 Maggio, 15 Barzagli 16 De Rossi, 3 Chiellini, 6 Balzaretti; 8 Marchisio, 21 Pirlo, 5 Thiago Motta; 10 Cassano, 9 Balotelli.

Die ersten Wechseloptionen wären 11 Di Natale, 20 Giovinco, 18 Montolivo, 22 Diamanti.

Vielleicht bleibt Cesare Prandelli aber auch bei exakt derselben Formation wie im Halbfinale - es würde seinen Usancen (der genauer taktischen Abwägung) zwar widersprechen, würde aber ein psychologisches Zeichen setzen. Vielleicht kommt auch 7 Abate statt 2 Maggio und 13 Giaccherini statt 6 Balzaretti auf den Außenpositionen.

Gegen 20 Uhr kommt die Aufstellung, und sie ist ein Mix der Möglichkeiten: Abate spielt rechts, Chiellini bleibt links, Montolivo bleibt im Team. Italien spielt also weiter das durchaus offensiv orientierte 4-4-2 mit der Mittelfeldraute - es sei denn es gibt einen weiteren De Rossi-Trick.

Italien wird also so auflaufen: 1 Kapitän Buffon; 7 Abate, 15 Barzagli, 19 Bonucci, 3 Chiellini; 8 Marchisio, 21 Pirlo, 16 De Rossi, 18 Montolivo; 10 Cassano, 9 Balotelli.

Spaniens Weg in Richtung Titelverteidigung

SPANIEN

Tor: 1 Iker Casillas (Real Madrid), 12 Victor Valdes (Barcelona), 23 Jose Manuel 'Pepe' Reina (Liverpool/ENG).

Defenders: 17 Alvaro Arbeloa, 15 Sergio Ramos, 2 Raul Albiol (Real Madrid), 3 Gerard Pique (Barcelona), 5 Juanfran Torres (Atletico Madrid), 18 Jordi Alba (Valencia), 4 Javi Martinez (Athletic Bilbao).

Midfielders: 16 Sergio Busquets, 8 Xavi Hernandez, 6 Andres Iniesta, 10 Cesc Fabregas (Barcelona), 14 Xabi Alonso (Real Madrid), 20 Santi Cazorla (Malaga), 13 Juan Mata (Chelsea/ENG), 22 Jesus Navas (Sevilla).

Forwards: 21 David Silva (Manchester City/ENG), 9 Fernando Torres (Chelsea/ ENG), 7 Pedro Rodriguez (Barcelona), 19 Fernando Llorente (Athletic Bilbao), 11 Alvaro Negredo (Sevilla).

Spanien kennt bei dieser Euro genau zwei Aufstellungs-Varianten: ein 4-3-3 mit einem hängenden Messi-mäßigem Center (Fabregas) und eine mit einem echten Mittelstürmer (Torres). Der Rest blieb fünf Spiele lang genau gleich.

Spanien im ersten Spiel gegen Italien - mit dem falschen Neuner; allerdings wurde im Lauf des Spiels umgestellt.

1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 8 Xavi, 16 Sergio Busquets, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 10 Cesc Fabregas, 6 A. Iniesta. Wechsel: 9 F. Torres, 22 Jesus Navas.

Spanien im zweiten Match gegen Irland mit dem echten Stürmer; allerdings wurde im Lauf des Spiels umgestellt.

1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 8 Xavi, 16 Sergio Busquets, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 9 F. Torres, 6 A. Iniesta. Wechsel: 10 Cesc Fabregas, 4 Javi Martinez, 20 Santi Cazorla.

Im dritten Spiel gegen Kroatien gab es dann dieselbe Formation:

1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 8 Xavi, 16 Sergio Busquets, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 9 F. Torres, 6 A. Iniesta. Wechsel: 10 Cesc Fabregas, 22 Jesus Navas, 11 Negredo.

Im Viertelfinale gegen Frankreich zog sich Viocente del Bosque dann wieder auf die Fabregas-Variante, das verspottete 4-3-3-0 zurück:

1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 8 Xavi, 16 Sergio Busquets, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 10 Cesc Fabregas, 6 A. Iniesta.Wechsel: 9 F. Torres, 20 Santi Cazorla, 7 Pedro Rodriguez.

Fürs Halbfinale rechnnete man wieder mit der Cesc-Varante, allerdings kam es dann anders: Del Bosque nominiert einen echten Brecher, allerdings nicht Torres, sondern Negredo. Eie Maßnahme, die schiefging und korrigiert wurde

1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 8 Xavi, 16 Sergio Busquets, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 11 Negredo, 6 A. Iniesta. Wechsel: 10 Cesc Fabregas, 22 Jesus Navas, 7 Pedro Rodriguez.

Noch ohne Einsatz sind 2 Albiol, 5 Juanfran, 13 Mata, 19 Fernando Llorente und die Torleute 12 Valdes und 23 Reina.

Auffällig: in jedem Spiel wechselte Del Bosque zwischen seinen beiden Optionen hin und her - wenn er mit dem echten Neuer begann, kam irgendwann Fabregas, wenn er mit ihm startete ein echter Stürmer. Der vielzitierte Aufreger des falschen Neuner ist also kein Dogma, sondern eine Mühle-auf-Mühle-zu-Variante.

Italiens überraschender Lauf ins Finalspiel

ITALIA

Tor: Kapitän 1 Gianluigi Buffon (Juventus), 12 Salvatore Sirigu (Paris SG/FRA), 14 Morgan De Sanctis (Napoli).

Abwehr: 2 Christian Maggio (Napoli), 3 Giorgio Chiellini, 15 Andrea Barzagli, 19 Leonardo Bonucci (Juventus), 6 Federico Balzaretti (Palermo), 7 Ignazio Abate (Milan), 4 Angelo Obinze Ogbonna (Torino).

Mittelfeld: 5 Thiago Motta (Paris SG/FRA), 16 Daniele De Rossi (Roma), 21 Andrea Pirlo, 8 Claudio Marchisio, 13 Emanuele Giaccherini (Juventus), 23 Antonio Nocerino (Milan), 18 Riccardo Montolivo (Fiorentina), 22 Alessandro Diamanti (Bologna).

Angriff: 9 Mario Barwuah Balotelli (Manchester City/ENG), 20 Sebastian Giovinco (Parma), 10 Antonio Cassano (Milan), 17 Fabio Borini (Roma), 11 Antonio Di Natale (Udinese).

Cesare Prandellis Italien hatte Spanien mit einer völlig unerwarteten Taktik, einem 5-3-2, mit einem echten Libero (De Rossi), vorsichtigen Außenverteidigern und einem defensiv orientieren Mittelfeld. Damit stellte er den Gegner vor überraschende Probleme:

1 Kapitän Buffon; 2 Maggio, 19 Bonucci, 16 De Rossi, 3 Chiellini, 13 Giaccherini; 8 Marchisio, 21 Pirlo, 5 Thiago Motta; 10 Cassano, 9 Balotelli. Wechsel: 11 Di Natale, 20 Giovinco, 23 Nocerino.

Match 2 gegen Kroatien bestritt dasselbe Personal, auch dieselbe Formation, die aber weitaus offensiver und aggressiver agierte.

1 Kapitän Buffon; 2 Maggio, 19 Bonucci, 16 De Rossi, 3 Chiellini, 13 Giaccherini; 8 Marchisio, 21 Pirlo, 5 Thiago Motta; 10 Cassano, 9 Balotelli. Wechsel: 11 Di Natale, 20 Giovinco, 18 Montolivo.

Fürs dritte Match gegen Irland stellt Prandelli auf 4-4-2 um. Die Außenverteidiger sind neu: Abate und Balzaretti ersetzen Maggio und Giaccherini. Der endlich fitte Barzagli statt Bonucci als rechter Innenverteidiger. Vorne beginnt Di Natale.

1 Kapitän Buffon; 7 Abate, 15 Barzagli, 3 Chiellini, 6 Balzaretti; 8 Marchisio, 21 Pirlo, 5 Thiago Motta, 16 De Rossi; 11 Di Natale, 10 Cassano. Wechsel: 9 Balotelli, 19 Bonucci, 22 Diamanti.

Im Viertelfinale musste der verletzte Chiellini ersetzt werden. Außerdem stellt Prandelli auf ein 4-4-2 in Rautenform mit Montolivo im Zentrum um, der defensive Motta muss weichen.

1 Kapitän Buffon; 7 Abate, 15 Barzagli, 19 Bonucci, 6 Balzaretti; 8 Marchisio, 21 Pirlo, 16 De Rossi; 18 Montolivo; 10 Cassano, 9 Balotelli. Wechsel: 2 Maggio, 22 Diamanti, 23 Nocerino.

Im Halbfinale setzt Prandelli wieder auf sein Rauten-Mittelfeld und seine zwei bissigen Spitzen. Die Abwehr stellt sich von selber auf. Mit 7 Abate (verletzt) und 2 Maggio (gelbgesperrt) fallen beide Rechtsverteidiger aus. 6 Balzaretti muss rechts spielen und der wieder fitte 3 Chiellini ungewohnt außen links. Ogbonna, ein echter Linker, schaut durch die Finger.

1 Kapitän Buffon; 6 Balzaretti, 15 Barzagli, 19 Bonucci, 3 Chiellini; 8 Marchisio, 21 Pirlo, 16 De Rossi; 18 Montolivo; 10 Cassano, 9 Balotelli. Wechsel: 22 Diamanti, 11 Di Natale, 5 Motta.

Ohne Einsatz sind nur noch Stürmer 17 Borini, Verteidiger 4 Ogbonna und die Torleute 12 Sirigu und 14 De Sanctis.