Erstellt am: 21. 6. 2012 - 09:55 Uhr
Movie Trailer Orgy
Ich mag Trailer. Vor allem im Hochsommer, wenn es so heiß ist, dass mein Hirn nicht mehr imstande ist, die komplexen Vorgänge in einem mittellangen Spielfilm zu verarbeiten, streicheln die maximal dreiminütigen, schnell geschnittenen, emotional schlagkräftigen Werbefilme meine Seele.
Man soll dem Trailer an sich ja auch nicht Unrecht tun. Es war einmal eine Zeit, da galt er sogar als eigenständige Kunstform. Damals war die cross-mediale Dauerbewerbung von irgendwelchen "Coming Soons" mit viralen Clips und Social Media-Einbindung noch kein Thema; damals versuchten möglichst extravagante Trailer Aufmerksamkeit für den Langfilm zu produzieren - der dann nicht selten hinter den Erwartungen zurück blieb.
Der hier zum Beispiel.
Oder auch der.
Heutzutage muss man sich schon damit begnügen, wenn ein Trailer einen die zwei, drei Minuten hindurch kontinuierlich unterhält und nach der Titelverkündung zumindest noch der Hauch einer Lust existiert, irgendwann dann doch ins Kino zu stapfen und zehn Euro dafür hinzulegen.
Ich selbst bin ja von der Schwemme an neuem Werbematerial regelmäßig regelrecht erschlagen. Mein Hirn schreit Hilfe, droht zu ersticken zwischen neuen Poster-Arts und Schriftzügen, zwischen Clips und Teasern und Trailern. Immer wieder aber, besonders eben im Sommer, versumpfe ich dann doch vor meinem Tablet (ehemals Laptop) und stopfe mich voll.
Diese Woche saß ich gleich in einer Zwickmühle. Und zwar, da ich mich dabei ertappe sukzessive zu einem "Contrarian" zu werden, also all das gefällig ist und auf ziemlich einhellige Liebe stößt von vornherein zu meiden. So geschehen bei zwei von meinen prägenden Jugendregisseuren, nämlich David Fincher und Wes Anderson, deren jeweilige neue Filme mich so überhaupt nicht mehr jucken. Die Trailer waren aber geil.
Django Unchained
Auch Tarantino ist so ein Fall. Ich weiß jetzt schon, dass nach dem Release von Django Unchained die Verkäufe von Spaghettiwestern-DVDs sprunghaft in die Höhe schnellen werden, so wie vor einigen Jahren dann plötzlich jeder den alten "Inglourious Basterds" gesehen hatte und noch ein paar Jahre früher alle zu "Sasori"-Fans mutiert sind. Und irgendwie fühlt es sich für mich Nachtschattengewächs, das Jahrzehnte hinüber nix anderes gemacht hat, als sich mit (Genre-)Filmen vollzustopfen, so an, als würden darüber einige meiner Preziosen, meiner Gemmen an die Allgemeinheit verteilt. Was natürlich prinzipiell gut und demokratisch ist; als Filmfreak ist man aber ohnehin eher diktatorisch gestimmt.
Der Trailer also zu "Django Unchained", also der für den internationalen Markt, führt den Schmetterdialog, die romantischen Bildkompositionen und sanften Spielbrüche, für die Tarantino zu Recht bekannt geworden ist, brav ein, wächst aber nicht darüber hinaus. Waltz scheint souverän und am Ende darf sogar Ur-Django Franco Nero mit Neo-Django Jamie Foxx parlieren. Eh ganz nett, haut mich aber nicht vom Hocker.
Wreck-It Ralph
Dann hätten wir noch einen überraschend reizenden Film von Disney (ohne Pixar-Beteiligung): "Wreck-It Ralph" erzählt die Geschichte eines Videospiel-Villains, der in einer "Donkey Kong"-Variante immer wieder Böses tun muss, bis es ihm zu bunt wird. Wreck-It Ralph wird dann ganz Held, nimmt also sein Schicksal selbst in die Hand und erprobt sich in anderen, moderneren Genres wie einem Lightgun-Shooter oder einem Kart-Rennen. Im Besonderen Gaming-Freaks (wie ich) dürfen schon mal die Referenzen auf die Videospielgeschichte zählen. Schön!
Magic Mike
Mmmhh. Ich muss ja gestehen, dass ich mir nicht wenige Filme alleinige deshalb ansehe, weil sie viel Männerfleisch zeigen. Mehr als einige hervorblitzende Nippel sind zumeist nicht drin: schon einen nackten Arsch werte ich als unwahrscheinlichen Augenzucker. Der neue Soderbergh "Magic Mike", der lose auf der Prä-Hollywood-Lebensgeschichte seines (gut aussehenden) Hauptdarstellers Channing Tatumn basiert, erzählt von männlichen Strippern. Eine willkommene Abwechslung, vor allem wenn Alex Pettyfer und Matthew McConaughey mittanzen.
Sinister
Dann noch ein Film, der gerade im Gerede ist, da sich offenbar diverse Filmindustrie-Insider (ich ruf mal Frau Sereda an) beim Anschauen ziemlich in die Hosen gemacht haben. Heißen tut er ja auch schon so: "Sinister". Es geht um Ethan Hawke, der in seinem neuen Haus alte Filmrollen findet und darauf gar schreckliche Familiengeheimnisse entdeckt. Ein feister Trailer. Looks like goosebumps.
So. Das reicht mal für's Erste. Eventuell (das Senderhirn tagt noch diesbezüglich) erfährt diese Zusammenstellung eine unregelmäßige Fortsetzung. Ist ja schließlich nicht immer Sommer.