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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

16. 6. 2012 - 23:55

EM-Journal '12-44.

Nachträgliche Anmerkungen zum Parallelspiel Griechenland - Russland, in zeitversetzter Echtzeit.

Das EM-Journal 2012 begleitet täglich die Euro in Polen und der Ukraine, ähnlich wie schon das WM-Journal '10 beim letzten Großereignis.

Die bisherigen Spiele der Gruppe A:

Runde 1: Polen - Griechenland, 1:1; und Russland - Tschechien 4:1.

Runde 2: Griechenland gegen Tschechien, 1:2 und Polen - Russland, 1:1.

Die Profile der sechzehn teilnehmenden Teams:
Gruppe A
Polen / Griechenland
Russland / Tschechien
Gruppe B
Niederlande / Dänemark
Deutschland / Portugal
Gruppe C
Spanien / Italien
Kroatien / Irland
Gruppe D
England / Frankreich
Schweden / Ukraine

Das alles im Rahmen des heurigen Fußball-Journals '12, welches sich - wie schon 2011 - mit den aktuellen Unwägbarkeiten dieses besten aller nicht lebenserhaltenden Systeme beschäftigt.

FM4 hat auch diesmal wieder ein EM-Quartier im Wiener WUK, mit Public Viewing, Moderation und netten Gästen. Für Regenwetter gibt es Indoors-Screens.

Eineinhalb gute Spiele haben für Advocaats Team Russland nicht gereicht - die nach dem ersten Match zum Geheimfavorit erklärte Mannschaft zeigte bereits im 2. Spiel große Schwächen und liess in Match 3 alles vermissen, was zuvor angedeutet wurde. Das war dann doch nur eine Schönwetter-Leistung, zu viel Schein, zu wenig Nachdruck. schade, denn das war womöglich der letzte Azuftritt dieser hochbegabten Generation Arshavin/Zhirkov.

Griechenland hat sich im ersten Match am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen, hat sich aber vor allem in der zweiten Begegnung, der Niederlage gegen Tschechien meinen Respekt erspielt. Dass sie just mit der letztlich schwächsten Leistung des Turniers das Weiterkommen schafften, ist auch deshalb okay, weil sie so offensiv wie nie in dieses Spiel gegangen sind. Dass sie dann drin nicht gut, aber erfolgreich waren, kann ich ihnen nicht vorwerfen.

Russischer Untergang ohne echte Gegenwehr

Der letzte russische Wechsel im Turnier (81.): 9 Izmailov kommt für 2 Anyukov, eine rechte Spitze für einen rechten Verteidiger. Das wird jetzt zu einem 3-1-4-2, recht verzweifelt.
Zwei Minuten später kommt der gute Ballhalter 18 Ninis für 14 Salpingidis, also ein spielerischer Offensiver anstatt einer echten Spitze für die linke Seite, schlau.

Den Matchball hat dann Dzagoev, der dreifache Torschütze auf dem Kopf. In der 84. Minute setzt er eine Arshavin-Flanke hauchzart nebens lange Eck. Das Ding hätte alles im letzten Moment noch drehen können.

Die ich-bin-urverletzt!-Spielerei von Neo-Kapitän Katsouranis dient dem Zeitschinden, allerdings bringt Russland auch keine echte Druckphase mehr zustande.

Kleine Rudelbildung in der Nachspielzeit - auch scheinbar nette Tätscheleien können harte Bandagen sein.
In der Nachspielzeit probiert es Progrebnyak mit der Hand (und sieht gelb), in der 94. Minute kriegt Holebas noch eine Matchsperre (seine zweite gelbe) aufgebrummt.

Eine echte Chance die drohende Niederlage abzuwenden sucht und findet Russland nicht mehr. Eine echte Torchance ist zu wenig, wenn die Mutlosigkeit sich so breit macht.

Sich nicht gegen den Worst Case auflehnen können

Nach der Karagounis-Haareraufaktion kommen zwei Wechsel von Fernando Santos. In der 64. bringt er Linksverteidiger 20 Holebas für Strümer 17 Gekas, in der 67. Minute dann 6 Makos für den gefrusteten 10 Karagounis. Das ist ein Tausch in derselben Position. Kapitän ist jetzt Mittelfeld-Mitstreiter 21 Katsouranis.

Holebas spielt übrigens im linken offensiven Mittelfeld vor Tzavellas, und das auch rfecht offensiv, Samaras ist in die Mittelstürmer-Position gewechselt.

In der 70. Minute ballert Tzavellas einen 20-Meter-Freistoß genau ans Lattenkreuz, bum!

Gelbe Karten gibt es in dieser Phase für Anyukov, Zhirkov und Dzagoev - sie sind aber kein Zeichen für großes Engagement, sondern für zunehmende Fahrlässigkeit im fahrigen russischen Spiel. Dann kommt der dritte Stürmer, 20 Pogrebnyak für 22 Glushakov. Das bedeutet dass Advocaat sein Dreier-Mittelfeld auflöst.

Denisov, der in der 75. Minute wieder einmal gut weitschießt, bleibt als Sechser übrig, vor ihm agiert zentral 6 Shirokov; Arshain und Dzagoev bleiben auf ihren Seiten, mit Pavlyuchenko und Pogrebnyak gibt es zwei anzuspielende Spitzen. Das ist also jetzt ein 4-1-3-2 jetzt.

Im Parallelspielt ist das tschechische Tor gefallen, dass die Russen jetzt aus dem Turnier kegelt. Worst Case.

Nichtigkeiten zu Beginn der 2. Halbzeit

Zu Beginn von Halbzeit 2 kommt 14 Pavlyuchenko für 11 Kerzhakov, ein reiner Stürmerwechsel, kein Tausch gegens System.

Aktuell ist man zwar Gruppenerster, aber das ist auf Sand gebaut.
Advocaats Team braucht schlicht und einfach ein Tor um ins Viertelfinale zu kommen, dann können die beiden im Parallelspiel sich auf den Kopf stellen und die Griechen hält man auch auf Distanz.

Der Aktivposten der Anfangsphase von Halbzeit 2 ist aber Samaras, der sich scheinbar mit der ganzen russischen Abwehr anlegen will. Immerhin setzt Shirokov dann einen Ball (Vorlage Anyukov-.Cross, Arshavin-Auflage) übers Tor. Euine weitere Halbchance, wieder fehlt da der letzte Nachdruck, der Wille wirklich ins Spiel, ins Rollen zu kommen.

Immerhin: nach diesem Warnschuß übernimmt Rossija das Kommando und schnürt den griechischen Gegner ein. Denisovs Schuß in der 57. geht echt nur knapp vorbei. Pavlyuchenko ist nicht im Spiel.

Dann eine griechische Phase Torosidis' Paß blockt Anyukov vor Gekas (59.), den Cornerball danach köpft Salpingidis fast rein. Dabnn kriegt Karagounis keinen Elfer, sondern eine gelbe Karte (61), der sich darüber gar nicht mehr beruhigen kann. Auch weil das die Matchsperre für das mögliche Viertelfinale bedeutet. Selber schuld, wer im Strafraum künstlich abhebt, fliegt eben.

Halbzeit-Tweet

Die absurde Arithmetik erklärt beim aktuellen Spielstand Russen und Griechen zu Aufstzeigern - jedes Tor dreht allerdings alles wieder um.

Wenn die Rusen nicht ins Rollen kommen...

Nach 22/24 Minuten schläft das Match ein: von den Griechen kommt seit dem guten Intro wenig, aber auch die Sbornaja schraubt sich zurück. Als wäre sie beleidigt, dass die ersten paar Halbchancen nicht drin waren und man sich in einer bequemen Führung suhlen kann.

Ich möchte da meinen finalen Satz zum 2. Spiel zitieren: "Gut, dass ich schon nach dem ersten Match drauf bestanden habe: die Russen sind kein Wunderteam, sie funktionieren nur gut, wenn sie wirklich ins Rollen kommen... Zeitweise war das wirklich klasse, manchmal dann wieder ein wenig mutlos."

Aktuell (nach einer hallben Stunde) sehen wir nicht die mut-, sondern die blutlose Variante dieser Spielweise.

Erst rund um die 40. Minute kommt wieder etwas, Schüsse von Glushakov und Zhirkov zumindest. Und in der 44. wird ein schöner Angriff geblockt.

Dann die zweite Minute der Nachspielzeit: nach einer russischen Eckballserie als sich Fernando Santos schon erschreckt an den Kopf greift, holt sich Karagounis einen Ball nach einem schlimmen Fehler von Ignashevich, zieht halblinks vor und schießt flach ins lange Eck.
Ein Tor völlig gegen den Spielverlauf, ein Tor gegen die unkonzertrierte Handhabung eines Euinwurfs, der die letzte Aktion der Halbzeit war.

Die ersten Erkenntnisse der ersten Minuten...

Beide Mannschaften kommen schnell ins Spiel bzw vors Tor. Das wird ein Spiel ohne großes Abwarten. Der erste Corner dedr Griechen bringt gleich echte Gefahr: Malefeev muss einen Katsouranis-Abscherzler wegfausten. Und in der 10. Minute hat Arshavin eine Spitzler-Chance nach Dzagoev-Cross. In der 13. Minute verschießt Kershakov nach guter Aktion knapp.

Hier gleicht sich also anfänglich alles schön aus.

GRIECHENLAND

Tor: 1 Konstantinos 'Kostas' Chalkias (PAOK Saloniki), 12 Alexandros Tzorvas (Palermo/ITA), 13 Michalis Sifakis (Aris Saloniki).

Abwehr: 15 Vasilios 'Vasilis' Torosidis, 8 Avraam Papadopoulos,
20 Jose Holebas (Olympiakos Piräus), 19 Sokratis Papastathopoulos (Werder Bremen/DEU), 5 Kyriakos Papadopoulos (Schalke/DEU), 4 Stelios Malezas (PAOK Saloniki), 3 George/Yiorgos Tzavellas (Monaco/FRA).

Mittelfeld: 6 Grigoris Makos (AEK Athen), 2 Ioannis 'Giannis' Maniatis (Olympiakos Piräus), 10 Georgios Karagounis, 21 Konstantinos 'Kostas' Katsouranis, 18 Sotiris Ninis (Panathinaikos), 16 Giorgos Fotakis (PAOK Saloniki), 22 Konstantinos 'Kostas' Fortounis (Kaiserslautern/DEU), 23 Ioannis Fetfatzidis (Olympiakos Piräus).

Angriff: 14 Dimitrios Salpingidis (PAOK Saloniki), 7 Giorgos Samaras (Celtic/SCO), 11 Konstantinos 'Kostas' Mitroglou (Olympiakos Piräus), 9 Nikolaos 'Nikos' Liberopoulos/Lymperopoulos (AEK Athen), 17 Theofanis Gekas (Samsunspor/TUR).

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RUSSLAND

Tor: 1 Igor Akinfeev (ZSKA Moskau), 16 Vyacheslav Malafeev (Zenit St Peters-burg), 13 Anton Shunin (Dinamo Moskau).

Abwehr: 2 Aleksandr Anyukov (Zenit St Peters-burg), 21 Kirill Nababkin, 12 Aleksei Berezutski, 4 Sergei Ignashevich (ZSKA Moskau), 19 Vladimir Granat (Dinamo Moskau), 3 Roman Sharonov (Rubin Kazan), 5 Yuri Zhirkov (Anzhi Makhachkala).

Mittelfeld: 7 Igor Denisov, 6 Roman Shirokov, 8 Konstantin Zyryanov (Zenit St Petersburg), 22 Denis Glushakov (Lokomotiv Moskau), 23 Igor Semshov (Dinamo Moskau), 9 Marat Izmailov (Sporting/POR), 17 Alan Dzagoev (ZSKA Moskau), 18 Aleksandr Kokorin (Dinamo Moskau), 15 Dmitri Kombarov (Spartak Moskau).

Angriff: 10 Andrey Arshavin, 11 Aleksandr Kerzhakov (Zenit St Petersburg), 14 Roman Pavlyuchenko (Lokomotiv Moskau), 20 Pavel Pogrebnyak (Fulham/ ENG).

Bei den Russen ist es das übliche 4-3-3, Glushakov ersetzt Zyryanov in seiner Position als halblinker Achter.

Bei den Griechen spielt nicht die dritte, sondern die wahrscheinlich bereits fünfte Abwehr des Turniers - von rechts nach links Torosidis-Kyriakos-Sokratis-Tzavellas. Die beiden jungen in Deutschland spielenden Innenverteidiger sind also drin, der Deutsche Linksverteidiger Holebas sitzt auf der Bank.

Im Mittelfeld ist der zentrale Katsouranis der defensivste, Maniatis spielt hallinks, Kapitän Karagounis halbrechts davor. Die Sturmreihe: rechts Salpingidis, zentral Gekas, links Samaras.

Die beiden Systeme sind, richtig, völlig identisch. Einziger Unterschied: die griechische Angriffsreihe besteht aus echten Spitzen, bei Russland ist mit Arshavin links eher ein Einfädler im Spiel.

Dieser Arshavin schickt in der 16. Minute links Zhirkov los, dessen flachen Cross die Verteidigung fast zum Eigentor zwingt. Die russischen Angriffe (Arshavin, Dzagoev) häufen sich danach deutlich

Die Ausgangslage vor dem Spiel...

... ist ganz klar.

Russland reicht ein Remis um die Konkurrenz auf Distanz zu halten, ein Sieg hat aber den Vorteil des Gruppensiegs, der wiederum helfen würde Deutschland im Viertelfinale zu vermeiden.
Griechenland nützt nur ein Sieg etwas.

Fernando Santos Team ist aber bis in die Grundfesten erschüttert, hat einen Tormann und zwei Innenverteidiger verloren.

Im ersten Spiel sah Griechenland noch so aus:
1 Chalkias, 15 Torosidis, 19 Sokratis, 8 Avraam, 20 Holebas; 2 Maniatis, 21 Katsouranis, Kapitän 10 Karagounis; 18 Ninis, 17 Gekas, 7 Samaras. Wechsel: 5 Kyriakos, 16 Fotakis, 14 Salpingidis.
Das war ein vorsichtiges 4-3-3, nach dem Ausschluß von Soktratis wurde daraus ein recht mutiges 4-2-3.

Im zweiten Spiel fiel der verletzte Avraam aus. Man spielte mit:
1 Chalkias; 15 Torosidis, 21 Katsouranis, 5 Kyriakos, 20 Holebas; 2 Maniatis, 16 Fotakis, Kapitän 10 Karagounis; 14 Salpingidis, 7 Samaras, 22 Fortounis. Wechsel: 12 Sifakis, 17 Gekas, 11 Mitroglou. Gesperrt: 19 Sokratis, verletzt 8 Avraam, angeschlagen 18 Ninis.

Auch diesmal begann Fernando Santos mit einem vorsichtigen 4-3-3, und stellte erst in der 2. Halbzeit auf seinen Prunksturm Salpingidis-Gekas-Samaras um.
Der wird im dritten Spiel, in dem nicht mehr taktiert werden kann, auf den Platz kommen. Sokratis kehrt neben Kyriakos zurück, Sifakis wird nach Chalkias Selbstauswechslung ins Tor kommen und Tzavellas ersetzt Holebas links hinten. Verletzt sind 8 Avraam und 1 Chalkias.

Ganz in weiß:
12 Sifakis; 15 Torosidis, 5 Kyriakos, 19 Sokratis, 3 Tzavellas; 2 Maniatis, 21 Katsouranis, Kapitän 10 Karagounis; 14 Salpingidis, 17 Gekas, 7 Samaras.

Dirk Advocaats Russland in Spiel 1:
16 Malafeev; 2 Anyukov, 12 Aleksei Berezutski, 4 Ignashevich, 5 Zhirkov; 7 Denisov, 6 Shirokov, 8 Zyryanov; 17 Dzagoev, 11 Kerzhakov, 10 Kapitän Arshavin. Wechsel: 14 Pavlyuchenko, 18 Kokorin. Tormann 1 Akinfeev ist angeschlagen.

Dick Advocaats Russland in Spiel 2:
16 Malafeev; 2 Anyukov, 12 Aleksei Berezutski, 4 Ignashevich, 5 Zhirkov; 7 Denisov, 6 Shirokov, 8 Zyryanov; 17 Dzagoev, 11 Kerzhakov, 10 Kapitän Arshavin. Wechsel: 14 Pavlyuchenko, 9 Izmailov. 1 Akinfeev fehlt weiter.

Dieses sehr gut eingespielte 4-3-3 wird auch für Spiel 3 erwartet. Einzige Änderung: 8 Zyryanov fehlt, statt seiner spielt Glushakov.

Ganz in Rot:
16 Malafeev; 2 Anyukov, 12 Aleksei Berezutski, 4 Ignashevich, 5 Zhirkov; 7 Denisov, 6 Shirokov, 22 Glushakov; 17 Dzagoev, 11 Kerzhakov, 10 Kapitän Arshavin.

Das Spiel findet im Warschauer Nationalstadion statt, geleitet wird es vom Schweden Eriksson.