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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

16. 6. 2012 - 20:17

EM-Journal '12-43.

Polen spielt sein drittes Finale. Tschechien macht den Party-Spielverderber.

Das EM-Journal 2012 begleitet täglich die Euro in Polen und der Ukraine, ähnlich wie schon das WM-Journal '10 beim letzten Großereignis.

Die bisherigen Spiele der Gruppe A:

Runde 1: Polen - Griechenland, 1:1; und Russland - Tschechien 4:1.

Runde 2: Griechenland gegen Tschechien, 1:2 und Polen - Russland, 1:1.

Die Profile der sechzehn teilnehmenden Teams:
Gruppe A
Polen / Griechenland
Russland / Tschechien
Gruppe B
Niederlande / Dänemark
Deutschland / Portugal
Gruppe C
Spanien / Italien
Kroatien / Irland
Gruppe D
England / Frankreich
Schweden / Ukraine

Das alles im Rahmen des heurigen Fußball-Journals '12, welches sich - wie schon 2011 - mit den aktuellen Unwägbarkeiten dieses besten aller nicht lebenserhaltenden Systeme beschäftigt.

FM4 hat auch diesmal wieder ein EM-Quartier im Wiener WUK, mit Public Viewing, Moderation und netten Gästen. Für Regenwetter gibt es Indoors-Screens.

Letztlich hat das tschechische Team das Spiel weniger gewonnen als dass es Polen einfach brachial verloren hat. Wieder brach da ein hoffnungsfroher Offensiv-Beginn völlig in sich zusammen. Wieder machte man durch schwache Gegenwehr und offensichtliche Spielideen-Armut einen fast schion kaputten gegner stark genug für ein Tor. Und das reichte diesmal (im Vergleich zu den Spielen gegen Griechenland und Russland) zu einem tschechischen Sieg.

Von sechs Halbzeiten des Turniers hat Smudas Team zwei komplett w.o. gegeben und zwei weitere nur halb durchgespielt. Das ist, insgesamt gesehen, eben zuwenig; sowas reicht (man erinnert sich an der österreichischen Auftritt von 2008) nicht einmal für ein Heimteam.

Team Tschechien hat sich von der Faustwatsche in Spiel 1 erholt und danach ein ganz gutes Spiel und final eine gute Hälfte geboten. Das ist mehr als das polnische Positiv-Drittel, nämlich positive 50%. Und in der Gruppe A, die eben nicht die Bestbesetzte ist, geht sich das dann aus.

Die strauchelnden Polen reißen die Rusen quasi mit

Petr Jiracek nützt in der 72. Minute dann einen tschechischen Konter, witzigerweise kommt er über links gelaufen, nach einem schönen Haken.

Sofortige Konsequenz: 23 Brozek kommt für Obraniak und 18 Mierzejewski für Murawski, aus dem 4-2-3-1 wird jetzt ein 4-1-3-2. Dudka ist jetzt alleiniger Sechser, Mierzejewski kommt übers Zetrum, Brozek unterstützt Lewandowski.

Baros macht in der 75. dann auch ein Tor, aber natürlich eines aus dem Offside. Und in der 77 verliert er ein Laufduell mit Tyton, der allzu Lahme. Bitte um einen Wechsel!

Interessanterweise kontert Tschechien jetzt nnicht nur, sie greifen weiter in voller Breite an, holen Standards raus und dominieren weiter. Polen bräuchte aktuell zwei Treffer, ist völlig im Eck.

In der 84. Minute geht der frisch angeschlagene Jiracek runter, für ihn kommt 12 Rajtoral. In der 86. köpft Wasilewski knapp drüber, das erspart uns die Offside-Diskussion.

Absurd: ein polnischer Ausgleich würde ihnen nix nützen, aber den Russen zum Aufsteig verhelfen.

In der 87. gelb für Plasil und Kuba nach einem Catfight, es kommt 9 Rezek für Pilar, ein reiner Links-Wechsel. In der 89. dann der übliche Kuba-Cross, den Lewandowski knapp verköpft. In der 90. kriegt Perquis eine Karte, in der 91. kommt 20 Pekhart für Baros, der nichts tut außer sich auch gleich eine Karte zu holen.

Nachspielzeit, die Polen sind weg, aber für die anderen drei Teams ist noch alles drinnen.

In der 94. Minute kommt noch ein polnischer Cross über rechts, der fast seinen Weg ins Tor findet - Spannend bis zum Ende. mit einem überaus überraschenden Ausgang. Nicht beim Spiel hier, das haben die Tschecehn öetztlich verdient für sich entschieden, sondern wegen der weirden Konstellation beim anderen Match.

Das schau ich mir später noch zur Gänze an, bin schon gespannt wie das passieren konnte.

Und wieder gibt Polen ein Spiel zunehmend aus der Hand

Bleibt Baros in der Kabine? Nein. Die zweite Halbzeit startet also mit einer Enttäuschung. Immerhin ist der ganz böse Regen jetzt weg: es kann also ein echtes Spiel beginnen.

Das erste Zeichen setzen die Tschechen: sie drücken. Polanski fängt sich eine gelbe Karte und eine Sperre fürs nächste Spiel ein.

Team Polska kommt überhaupt nicht in die Halbzeit rein, ganz wie im ersten Spiel, wo sie sich nach Suitenwechsel auch das Heft aus der Hand nehmen liessen. Erstaunlich.

Deshalb kommt in der 56. dann auch 21 Grosicki zu seinem Turnier-Debut, unverständlicherweise für 7 Polanski, der sich in diesen seinem letzten Spiel wohl noch in Stücke reißen lassen würde.
Smuda hat also umgestellt, wieder auf ein 4-2-3-1. Dudka-Murawski allein in der Zentrale, Grosicki jetzt als linke Entsprechung zu Kuba, Obraniak wieder, wie im 1. Spiel, zentral.

Statt Polanski hätte Smuda Dudka rausnehmen sollen, der legt rund um die 60. eine Foulserie hin, die zu Freistoßserien führt. In der 65. Minute legt Sivok seine Kopfball fast hinein, Tyton verhindert's.

An der fehlnden Ordnung liegt es nicht: Smudas 4-2-3-1 steht gut, allein der Zug nach vorne fehlt total, ist in dieser Halbzeit wie abgeschnitten.

Halbzeit-Tweet

Nach etwa 20 Minuten flacht das bis dorthin tolle polnische Angriffsspiel ab. Da muss mehr kommen. Auch von den Tschechen, die kaum stattfinden.

Auch weil denen aktuell ein Remis gar nicht reicht. In der Blitztabelle haben drei Mannschaften vier Punkte, Russland mit 4:2 die beste Tordifferenz, Griechenland hat 2:2, die Tschechen aber nur 3:5. Hoho - Dotoho!

Wenn es hier im Spiel einen Sieger gibt, dann ist der weiter. Im anderen Spiel braucht Russland ein Remis, sonst ist der Außenseiter aus Griechenland im Viertelfinale.

Das Regenwetter lässt das Spiel dann deutlich abfließen

Es ist nicht so, dass Tschechien zu vorsichtig, zu defensiv oder zu verhalten agiert - sie werden von einer druckvollen polnischen Mannschaft recht einfach in Schach gehalten und teilweise an die Wand gedrückt. Mittlerweile hat Obraniak auch die linke Seite gefunden und Boenisch packt seine Weitschuß-Qualitäten aus (21.); gleich darauf hat Lewandowski wieder eine Kopfchance - und auch die gelbe Karte für Murwaski (22.) drückt nur die Überlegenheit aus.

Jiracek und Gebre Selassie bringen über ihre rechte Seite keinen Druck zustande, werden frühzeitig gedoppelt und geblockt, - damit ist Tschechien seiner stärksten Waffe beraubt. Noch dazu agier vorne mit Baros ein Akteur mit der Form von Faymann auf Facebook.

Seinen Teil zur insgesamt matten tschechischen Turnier-Leistung trägt auch Plasil bei, der eigentlich als Hoffnungsträger, als der Mann, der Rosicky am ehesten unterstützen/ersetzen kann, gehandelt wurde. Auch ich hab mir von ihm deutlich mehr erwartet.

Immer stärker verhindert der immer dichtere Regen ein halbwegs niveauvolles Spiel - das Match fällt im Vergleich zur Anfangsphase deutlich zurück.

Eugen Polanksi fällt heute als aggressive leader auf. Allerdings fehlt seit nun einiges Zeit die nötiger Konsequenz, was auch damit zu tun hat, dass sich Team Ceski hinten recht sicher einigelt. Der Lupfer auf Baros, der den Ball natürlich verfehlt, bleibt eine Ausnahme. Rund um die 40 Minute bringen die Tschechen ein paar Schusserl zusammen, aber wirklich eindrucksvoll ist das nicht.

Der abgefälschte Schuß von Murawski in der 42. ist da deutlich gefährlicher.

Die ersten Erkenntnisse der ersten Minuten...

... werden von einem Dudka-Fallrückzieher ins Außennetz und einem Verstolperer von Pilar überlagert.

Bei den Tschechen spielt Hübschmann halblinks etwas vor Plasil halbrechts in der Mittelfeldzentrale, ansonsten ist alles wie erwartet, Kolar zentral in der Rosicky-Position, Jirecak an der rechten, Pilar an der linken Flanke.

TSCHECHIEN

Tor: 1 Petr Čech (Chelsea/ ENG), 16 Jan Laštůvka (Dnipropetrovsk/UKR), 23 Jaroslav Drobný (HSV/D).

Abwehr: 2 Theodor Gebre Selassie (Slovan Liberec), 5 Roman Hubnik (Hertha BSC/D), 6 Tomáš Sivok (Besiktas/TUR), 4 Marek Suchy (Spartak Moskau/ RUS), 3 Michal Kadlec (Leverkusen/D), 8 David Limberský, 12 František Rajtoral (Viktoria Plzen).

Mittelfeld: 13 Jaroslav Plašil (Bordeaux/FRA), 17 Tomáš Hübschman (Shakhtar Donetsk/UKR), 19 Petr Jiráček(Wolfsburg/ D), 10 Tomáš Rosický (Arsenal/ ENG), 9 Jan Rezek (Famagusta/CYP), 11 Milan Petržela, 18 Daniel Kolář, 14 Václav Pilař, 22 Vladimír Darida (Viktoria Plzen).

Stürmer: 15 Milan Baroš (Galatasaray/TUR), 21 David Lafata (Jablonec), 20 Tomáš Pekhart (Nürnberg/D), 7 Tomáš Necid (ZSKA Moskau/ RUS)

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POLEN

Tor: 1 Wojciech Szczęsny (Arsenal/ENG), 22 Przemysław Tytoń (PSV Eindhoven/NED), 12 Grzegorz Sandomierski (Jagiellonia Białystok -> Genk/BEL).

Abwehr: 20 Łukasz Piszczek (Borussia Dortmund/D), 2 Sebastian Boenisch (Werder Bremen/D), 13 Marcin Wasilewski (Anderlecht/ BEL), 15 Damien Perquis (Sochaux/FRA), 14 Jakub Wawrzyniak (Legia Warszawa), 3 Grzegorz Wojtkowiak, 4 Marcin Kamiński (Lech Poznań).

Mittelfeld: 16 Jakub "Kuba" Błaszczykowski (Borussia Dortmund/D), 5 Dariusz Dudka (Auxerre/FRA), 6 Adam Matuszczyk (Fortuna Düsseldorf/D), 7 Eugen Polanski (Mainz/ D), 11 Rafal Murawski (Lech Poznań), 10 Ludovic Obraniak (Girondins Bordeaux/FRA), 8 Maciej Rybus (Terek Grozny/ RUS), 21 Kamil Grosicki (SivasSpor/TUR), 19 Rafał Wolski (Legia Warszawa).

Angriff: 18 Adrian Mierzejewski (Trabzon/ TUR), 23 Paweł Brożek (Celtic Glasgow/ SCO), 9 Robert Lewandowski (Borussia Dortmund/D), 17 Artur Sobiech (Hannover/ D).

Polen erhöht nach einem weiteren Außennetz-Freistoß-Ball (Obraniak von rechts mit links) die Schlagzahl - Lewandowski macht sich frei und scheitert knapp an Cech (8. Minute). Dann vertändelt Plasil den Ball, Lewandowski zuieht halblinks durch und verfehlt das Tor nur knapp.

Auch die Polen spielen wie erwartet: Murawski ist der vorderste im zwar sehr defensiv orientierten, aber bei Ballgewinn enorm marschfreudigen Mittelfeld. Obraniak finde ich bislang recht selten links außen vor, hm...

Limbersky, der sich der starken rechten polnischen Seite entgegenstemmen muss, kriegt (12.) eine gelbe Karte für ein Foul, Boenisch findet nach einem Freistoß (13.) eine Schußchance vor, Polanski verzieht (15.) einen Rechtsschuß... die polnische Welle rollt.

Und ein Gewitter ist im Anmarsch, schon wieder. Der Regen wird nicht schwächer.

Die Ausgangslage vor dem Spiel...

... ist ganz klar.

Ich werde immer bei einem Spiel bleiben, das Parallelspiel wird zwar mitbedacht, kriegt aber erst später seinen Extra-Eintrag.

Hier jetzt live Tschechien gegen Polen. Die volle Beobachtung von Griechenland und Russland dann erst nächtens.

Tschechien reicht wohl ein Unentschieden für den Aufstieg, Polen muss gewinnen, hat aber ein Heimspiel. Wer wann wie genau weiterkommt, steht hier.

Franciszek Smuda hat Polen in Spiel 1 so auf den Platz geschickt:
1 Szczesny; 20 Piszczek, 13 Wasilewski, 15 Perquis, 2 Boenisch; 7 Polanski, 11 Murawski; Kapitän 16 Kuba Blaszczykowski, 10 Obraniak, 8 Rybus; 9 Lewandowski.
Wechsel: 22 Tyton, nach Rot für Szczesny.

Das war ein echtes 4-2-3-1, das nach dem Ausschluß dann zu einem 4-4-1 mutierte, mit Obraniak auf der linken Seite.

Für Spiel 2 stellte Smuda auf ein 4-3-3 um:
22 Tyton; 20 Piszczek, 13 Wasilewski, 15 Perquis, 2 Boenisch; 7 Polanski, 5 Dudka, 11 Murawski; Kapitän 16 Kuba Blaszczykowski, 10 Obraniak; 9 Lewandowski. Wechsel: 23 Brozek, 18 Mierzejewski, 6 Matuszczyk. Gesperrt: 1 Szczesny.

Für das entscheidende Spiel greift Smuda wieder darauf zurück. Polen kommt in weiß mit einem schmucken roten Balken auf der Brust.

22 Tyton; 20 Piszczek, 13 Wasilewski, 15 Perquis, 2 Boenisch; 7 Polanski, 5 Dudka, 11 Murawski; Kapitän 16 Kuba Blaszczykowski, 10 Obraniak; 9 Lewandowski.

Michal Bilek schickte Tschechien im ersten Spiel so auf den Platz:
1 Cech; 2 Gebre Selassie, 5 Hubnik, 6 Sivok, 3 Kadlec; 10 Plasil, 19 Jiracek; 9 Rezek, 10 Rosicky, 14 Pilar; 15 Baros. Wechsel: 17 Hübschmann, 11 Petrzela, 21 Lafata.

Das ist ein 4-2-3-1, das Bilek im Lauf des Matches dann personell umstrukturierte.

In Match 2 setzte er diese Maßnahmen dann fort, außerdem stabilsierte er die Abwehr:
1 Cech; 2 Gebre Selassie, 6 Sivok, 3 Kadlec, 8 Limbersky; 13 Plasil, 17 Hübschmann; 19 Jiracek, Kapitän 10 Rosicky, 14 Pilar; 15 Baros. Wechsel: 18 Kolar, 12 Rajtoral, 20 Pekhart.

Für Spiel 3 fällt Rosicky, wie zu erwarten stand, erst einmal aus. Kolar ersetzt ihn in der Mittelfeldzentrale, Cech als Kapitän, sonst kommt die Formation aus dem zweiten Spiel raus. Diesmal in Rot mit blauer Schmuckfarbe.

1 Cech; 2 Gebre Selassie, 6 Sivok, 3 Kadlec, 8 Limbersky; 13 Plasil, 17 Hübschmann; 19 Jiracek, 18 Kolar, 14 Pilar; 15 Baros.

Fürs Protokoll hat Tschechien das Heimspiel, in Breslau/Wroclaw. Schiri ist der Schotte Craig Thomson. Und es regnet schon wieder.