Erstellt am: 14. 6. 2012 - 20:24 Uhr
EM-Journal '12-38.
Das EM-Journal 2012 begleitet täglich die Euro in Polen und der Ukraine, ähnlich wie schon das WM-Journal '10 beim letzten Großereignis.
Das war das Nachmittag-Spiel zwischen Italien und Kroatien.
Das war die 1. Runde der Gruppe C, Spanien gegen Italien und Irland - Kroatien.
Die Profile der sechzehn teilnehmenden Teams:
Gruppe A
Polen
Griechenland
Russland
Tschechien
Gruppe B
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Portugal
Gruppe C
Spanien
Italien
Kroatien
Irland
Gruppe D
England
Frankreich
Schweden
Ukraine
Das alles im Rahmen des heurigen Fußball-Journals '12, welches sich - wie schon 2011 - mit den aktuellen Unwägbarkeiten dieses besten aller nicht lebenserhaltenden Systeme beschäftigt.
FM4 hat auch diesmal wieder ein EM-Quartier im Wiener WUK, mit Public Viewing, Moderation und netten Gästen.
Bei Regenwetter gibt es Indoors-Screens.
Dieses Match ist auch das erste Spiel, bei dem es mit Fortdauer nichts mehr über Strategie, Taktik, Systeme etc zu berichten gibt. Zu klar sind die Unterschiede, zu deutlich der Spielstand. Folglich wird dieses Journal jetzt zum echten Ticker...
Keane bringt in der 75. mit einem guten Schuß Casillas dazu sich ordentlich zu strecken.
Javi kriegt in der 76. eine gelbe Karte.
In der 77 kommt der local hero 22 McClean, der einzige Ire im aktuellen Team, der auch in Irland spielte, für 11 Duff.
In der 80. ersetzen 20 Santi Cazorla 6 Iniesta und 21 Green 6 Whelan. Gazorla hat dann auch eine Top-Chance.
Und in der 83. Minute setzte Cesc einen drauf, nimmt einen kurz abgespielten Corner auf, läuft halbrechts gegen die gesamte irische Abwehr vor, und nagelt den Ball dann aus spitzem Winkel ins lange Eck. 4zu0.
Star der Schlußphase sind die irischen Fans, die trotz des Spielstands fantastische Choräle singen, wunderbar stimmungsvolle Gesänge, die den unverwundbaren Kern des Sports zelebrieren. Und so endet das Spiel mit einer Freudenträne im Augenwinkel.
Das wird der erste verdiente deutliche Sieg des Turniers
Zur 2. Halbzeit kommt 14 Jon Walters für 20 Cox, Stürmer für Stürmer, Trainer Trapattoni wechselt nie anders.
In der 48. Minute kommt Arbeloa nach einer Traumkombi zu einer Schuß-Chance uind eine Minute später passiert es dann über halblinks: Iniesta schießt, Given faustet direkt zu Silva, der trickst herum und rollt dann durch drei Verteidiger hindurch den Ball ins linke Eck - 2:0.
Ich spar mir jetzt die Floskel von der endgültigen Entscheidung; weil die letztlich schon mit dem ersten Tor gefallen war.
In der 54. Minute kriegt Xabi seine Gelbe wegen eines aufbau-unterbindenden Fouls. Eine Minute später läuft ein Angriff über rechts, Arbeloa crosst, Xavi schießt und Given rettet mit einem tollen Flug - das hätte schon das dritte Tor sein müssen. In der 62. Minute hat es Busquets auf dem Fuß.
In der 65. Minute sichert Del Bosque ab und holt den gelbbelasteten Xabi raus; für ihn kommt 4 Javi Martinez ins zentrale Mittelfeld.
Das dritte Tor entsteht dann als die Spanier den Gegner mittels Ballstafette in den eigenen Strafraum lockt und so kontert - Torres kriegt einen Laufpaß ideal in die Mitte gespielt, läuft allein auf Given zu und macht es (70.). Zwei Minuten später kommt an seiner statt 10 Cesc Fabregas, als genau andersrum als im ersten Spiel. Und jetzt regt sich keiner auf.
Es ist auch nicht anzunehmen, dass Spanien jetzt zurückschrauben wird.
Eine 1:0 Führung trotz eines 2-Klassen-Unterschieds
Nach einer etwa sieben/achtminütigen, etwas lockerer gestrickten Phase zieht Spanien dann das Tempo wieder an. Genau diese Fähigkeit mittels Temposteigerung und Beruhigung ein Match derart zu kontrollieren, macht ja die Klasse dieser Mannschaft aus. Dass sich die überdeutliche Überlegenheit (rund um die 40. Minute vertändeln Torres und Iniesta tolle Chancen, in der 42. und der 44. verschießt Xavi, in der 45. Xabi, Iniesta in der 47.) nicht in Toren niederschlägt, stört aktuell noch niemanden.
Die erste gelbe Karte des fairen Spiel bekommt Captain Keane für ein Tackling in der 36. Minute. Die zweite sieht Whelan in der Nachspeilzeit für ein taktisches Foul im Mittelfeld
Es sind gleich zwei Klassen, die den Unterschied zwischen diesen beiden Teams definieren. Dass es dabei erst 1:0 steht, liegt nicht nur an den vergebenen Cancen, sondern auch an der extrastarken Lauf- und Blockleistung der Iren. Ihre seltenen Vorstöße steckt die sichere spanische Abwehr noch locker weg.
Ein Halbzeit-Fazit kann ich mir sparen - es ist alles gesagt und alles klar.
Gibt es hier eine Vorführung, eine Demonstration?
Gefühlt war es das bereits, nach fünfzehn Minuten.
Klar kann Team Eire durch einen Konter oder einen gute ausgeführten Standard zu einem Tor kommen. Aber Team Espana ist heute willens seine Chancen zu nützen und wird noch ein paar machen.
Gefühlt, wie gesagt...
Der deutsche Kommentator weist darauf hin, dass die Spanier zumeist auf Weitschüsse und komplett auf echte Corner verzichten, weil man sich lieber flach in die Spitze kombiniert - vor allem gegen die kopfballstarken Iren ist das sehr sinnvoll.
Die spanischen Angriffe rollen im Zweiminuten-Takt, in der 20. verdribbelt sich Silva in aussichtsreicher Position, in der 22. hat Iniesta seine tolle Schußchance in der 25, verköpft Silva nach tollem Alba-Spurt, in der 26. ballert Xabi drüber...
Shay Givens bester Freund ist das Handtuch, mit dem er sich und seine verregnete Umgebung trockenribbelt um nicht kompklett chancenlos zu sein. McGeady ist wie erwartet der einzige Ire, der technisch mithalten kann. Die zwei sehr sehr gut aufgebauten Viererketten, mit denen Österreich 2013 sicher Probleme kriegen wird, wirken gegen die spanische Offensive permanent überfordert.
Die ersten Erkenntnisse der ersten Minuten:
... sind nach dem schnellen 1:0 hinfällig. Zueerst ein toller Paß von Iniesta auf Silva, wieder so eine zentrale Durchstecker-Aktion der beiden eigentlichen Außenspieler, dann murkst die irische Abwehr, auch Chef Dunne, mit dem Abpraller herum, lässt zu, dass sie Torres die Kugel schnappt, um Ward herum halbrechts einen Bogen durch den Strafraum läuft und spitz über Given hinweg ins kurze Eck ballert. Führungstor nach 3 Minuten.
Und Spanien setzt nach, Silva probiert es nach 6 Minuten noch einmal mit einem Schlenzer, und Torres nach 7 Minuten mit einem Volley nach Kopfauflage. Das nur um den Variantenreichtum der spanischen Offensive zu demonstrieren.
Das Team von Del Bosque tritt wie erwartet auf. Arbeloa hinten rechts, Pique rechts in der Innenverteidigung, Ramos halblinks, nicht seine Seite, aber er macht es einfach, Alba links. Busquets zentral im Mittelfeld, Xavi halbrechts vor ihm, Xabi halblinks als Achter. Silva gehört die rechte Flanke, Iniesta die linke, Torres das Zentrum im Angriff. Aber sowohl die beiden Achter als auch vor allem die Flügel machen in der Offensive was sie wollen, rochieren und wechseln dauernd die Positionen. Weshalb Spanien in der Vorwärtsbewegung eher ein wildes 4-1-4-1 spielt, während man sich in der Rückwärtsbewegung eher am Ideal des 4-3-3 orientiert.
Ich sehe Arbeloa und Alba in den ersten Minuten im übrigen gefühlt öfter vorne als in der gesamten ersten Partie.
Die Iren spielen nach dem frühen Gegentreffer (wie schon gegen Kroatien, wo ihnen derselbe Faux-Pas passiert ist) mit einem 4-4-2, weil sich Robbie Keane natürlich als echte zweite Spitze und nicht als hängender Stürmer hinter Cox präsentiert.
Richard Dunne nimmt Xavi nach einem genialen 20-Meter-Lochpaß von Xabi Alonso den Ball in der 14. Minute im letzten Moment vom Fuß, sonst hätte es wieder eingeschlagen.
Die Ausgangslage vor dem Spiel...
SPANIEN
Tor: 1 Iker Casillas (Real Madrid), 12 Victor Valdes (Barcelona), 23 Jose Manuel 'Pepe' Reina (Liverpool/ENG).
Defenders: 17 Alvaro Arbeloa, 15 Sergio Ramos, 2 Raul Albiol (Real Madrid), 3 Gerard Pique (Barcelona), 5 Juanfran Torres (Atletico Madrid), 18 Jordi Alba (Valencia), 4 Javi Martinez (Athletic Bilbao).
Midfielders: 16 Sergio Busquets, 8 Xavi Hernandez, 6 Andres Iniesta, 10 Cesc Fabregas (Barcelona), 14 Xabi Alonso (Real Madrid), 20 Santi Cazorla (Malaga), 13 Juan Mata (Chelsea/ENG), 22 Jesus Navas (Sevilla).
Forwards: 21 David Silva (Manchester City/ENG), 9 Fernando Torres (Chelsea/ ENG), 7 Pedro Rodriguez (Barcelona), 19 Fernando Llorente (Athletic Bilbao), 11 Alvaro Negredo (Sevilla).
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EIRE
Tor: 1 Shay Given (Aston Villa), 16 Keiren Westwood (Sunderland), 23 David Forde (Millwall).
Abwehr: 4 John O'Shea (Sunderland), 12 Stephen Kelly (Fulam), 5 Richard Dunne (Aston Villa), 3 Stephen Ward, 18 Darren O'Dea (Leeds), 2 Sean St. Ledger (Leicester), 13 Paul McShane (Crystal Palace).
Mittelfeld: 5 Glenn Whelan (Stoke), 8 Keith Andrews (West Bromwich), 15 Darron Gibson (Everton), 11 Damien Duff (Fulham), 7 Aiden McGeady (Spartak Moskau/RUS), 17 Stephen Hunt (Wolverhampton), 22 James McClean (Sunder-land), 21 Paul Green (Derby County).
Angreifer: 10 Robbie Keane (L.A. Galaxy/USA), 9 Kevin Doyle (Wolver-hampton), 10 Shane Long, 20 Simon Cox (West Bromwich), 14 Jonathan Walters (Stoke).
... ist ganz klar.
Spanien, die seit Jahren dominierende und Margen setzende Nationalmannschaft in Europa muss sich nach dem schwerblütigen Auftakt gegen Italien, wo man sich einem taktisch unglaublich raffinierten Gegner gegenüber sah, der es über 90 Minuten nicht zuliess, dass das Team von Vicente Del Bosque sein gewohnt-grandioses Spiel aufzog, diesmal schaffen sich gegen eine strategisch deutlich unterlegenen Gegner durchzusetzen, zumindest was die Spielanlage betrifft.
Deutschland, die andere Maßstäbe setzende Nationalmannschaft Europas, hatte im ersten Match gegen Portugal ähnlich, durchaus ebenso überraschende Probleme sich so zu positionieren, wie man es vorhatte, konnte im zweiten Match wegen der taktische Blödheit des holländischen Coaching-Stabs bereits von dieser süßen Frucht kosten.
Spanien sollte heute nachziehen um auch ins Rollen zu kommen. Und kriegt mit Irland einen Gegner, der da eigentlich kein Mitspracherecht hat, der sich nur über reinen Kampf einbringen kann (und will).
Spanien ging mit einer hochumstrittenen Formation ins erste Spiel - mit einer Aufstellung ohne Spitzen, bei der Kritiker bereits das Ende des Stoßstürmers gekommen sahen:
1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 16 Sergio Busquets; 8 Xavi, 14 Xabi Alonso; 6 Iniesta, 10 Cesc Fabregas, 21 David Silva. Wechsel: 9 F. Torres, 22 Jesus Navas.
Diesmal vertraut Del Bosque wieder auf einen echten Mittelstürmer, lässt Torres spielen und verzichtet dafür sogar auf den einzigen bisherigen Torschützen, auf Cecs Fabregas.
Die heutige Formation, die in forschem Rot und dunkelblauen Hosen auftritt:
1 Kapitän Casillas; 17 Arbeloa, 3 Pique, 15 Sergio Ramos, 18 Jordi Alba; 16 Sergio Busquets; 8 Xavi, 14 Xabi Alonso; 21 David Silva, 9 F. Torres, 6 A. Iniesta.
Auf der Bank: 10 Fabregas, 20 Cazorla, 13 Mata, 22 Navas, 7 Pedro, 19 Llorente, 11 Negredo.
Das ist ein 4-3-3 oder ein 4-1-4-1, je nach Geschmack. Viererabwehr, Xavi und Xabi sind die Achter vor Sergi Busquets, Silva kommt über rechts, Iniesta über links.
Hinweis: von den Außenverteidigern Arbeloa und Alba muss heute deutlich mehr kommen.
Coach Giovanni Trapattoni hat Irland im ersten Match nach den Nummern aufgestellt:
1 Given; 4 O’Shea, 5 Dunne, 2 St. Ledger, 3 Ward; 11 Duff, 6 Whelan, 8 Andrews, 7 McGeady; Kapitän 10 Robbie Keane; 9 Doyle. Wechsel: 14 Walters, 19 Cox, 20 Long./
Heute wechselt er nur seine vorderste Spitze aus: Cox kommt statt Doyle, der Rest bleibt 4-4-1-1, flach mit zwei Sechsern und zwei Flügeln, berechenbar, und in grün-weiß.
1 Given; 4 O’Shea, 5 Dunne, 2 St. Ledger, 3 Ward; 11 Duff, 6 Whelan, 8 Andrews, 7 McGeady; Kapitän 10 Robbie Keane; 20 Cox.
Auf der Bank: 9 Doyle, 14 Walters, 20 Long, 15 Gibson, 17 Hunt, 22 McClean.
Man spielt im regnerischen Gdansk/Danzig, Spielleiter ist derselbe wie im Champions League-Finale, der Portugiese Proenca.