Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "EM-Journal '12-31."

Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

12. 6. 2012 - 17:42

EM-Journal '12-31.

Das erste Spiel der letzten Chance. Tschechien muss sich gegen Underdog Griechenland beweisen.

Das EM-Journal 2012 begleitet täglich die Euro in Polen und der Ukraine, ähnlich wie schon das WM-Journal '10 beim letzten Großereignis.

Die erste Runde der Gruppe A: Polen - Griechenland 1:1 und Russland - Tschechien 4:1.

Die Profile der sechzehn teilnehmenden Teams:
Gruppe A
Polen
Griechenland
Russland
Tschechien
Gruppe B
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Portugal
Gruppe C
Spanien
Italien
Kroatien
Irland
Gruppe D
England
Frankreich
Schweden
Ukraine

Das alles im Rahmen des heurigen Fußball-Journals '12, welches sich - wie schon 2011 - mit den aktuellen Unwägbarkeiten dieses besten aller nicht lebenserhaltenden Systeme beschäftigt.

FM4 hat auch diesmal wieder ein EM-Quartier im Wiener WUK, mit Public Viewing, Moderation und netten Gästen.
Bei Regenwetter gibt es Indoors-Screens.

Auch Spiele auf nicht ganz so erstklassigem Niveau können Drama und Erkenntnis beinhalten. Hier, beim letztlich verdienten, aber auch glücklichen Sieg der Tschechen über einen Gegner, der nach einem Katastrophenstart wieder zurückgekommen war, trifft das speziell zu.

Den Griechen ist es hoch anzurechnen alles in ihren Möglichkeiten stehende probiert zu haben, da noch einmal zurückzukommen. Mit den Mitteln, die gegen Polen zu einem Remis gereicht hatten, war hier nur ein 1:2 drin. Trotzdem, Respekt.

Dass der Rückfall der Tschechen in der 2. Hälfte direkt mit der Absenz von Rosicky zu tun hat, möchte ich bestreiten. Rosicky war auch im ersten Spiel als es Prügel setzte auf den Platz; und er war nicht entscheidend für die schnelle Führung, ließ gegen Ende der 1. Hälfte die Zügel zu deutlich schleifen, war zu schwach. Meine These. man wäre auch mit ihm nicht besser gewesen.

Ich freue mich jetzt auf das direkte Duell um den Aufstieg zwischen Polen und Tschechien.

Eine griechische Mannschaft im 4-2-4, zum Heulen schön

Dann, endlich, nicht zu spät in diesem Spiel, aber zu spät, was die verlorenen Partien bisher betrifft: 20 Pekhart kommt für the invisible Milan Baros, ein reiner Stürmerwechsel in nder 64. Minute. Eine Minute später sieht Kolar gelb, tja, Referee Lannoy gehört eher zur Erbsenzähler-Fraktion seiner Zunft, ist nur ein Stuchlick, kein Webb oder Collina.

Im übrigen spielt jetzt bereits das tschechische Team für die WM 2014 - eines ohne Rosicky und Baros. Früh übt sich. Und da muss einiges geübt werden, da hat sich noch keine echte Hierarchie entwickelt.

Santos bringt dann in der 72.) einen vierten Stürmer und stellt so endgültig auf ein 4-2-4 um: 11 Mitroglou, in Deutschland geborener Grieche mit türkischem Namen, kommt für 22 Fortounis, den offensivsten im Mittelfeld.

Wenn sich jetzt Karagounis und einer der Außenverteidiger einschalten, dann rollen jetzt sechs Griechen auf Cechs Tor los. Wann hat es sowas (gegen einen seriösen Gegner) zuletzt gegeben? Mir kommen fast die Tränen vor Freude. Vor allem Samaras und Salpingidis arbeiten sich auf das Wildeste ab.

Bis auf das Gewurstel in der 46. Minute ist von der tschechischen Offensive nichts mehr gekommen - das erinnert fatal an Polen in der 2. Hälfte des ersten Spiels.

Das tschechische Team hat zwar nach vorne nix mehr gebracht, aber auch hinten kaum etwas zugelassen. In der 90.) kommt 12 Rajtoral, ein Verteidiger für den erst zur Halbzeit gebrachten 18 Kolar. Absichern bis zum Abwinken.

Die Griechen haben viele Meter gemacht, aber den letzten Paß nie genau serviert und so nach dem Abnschluß nie mehr für Torgefahr gesorgt. Insofern geht das Resultat schon in Ordnung.

Und wieder kommt Hellas besser aus der Kabine

Zweite Hälfte, zwei Wechsel:
18 Daniel Kolář kommt für Rosicky, bei dem es scheinbar wieder gezwickt hat und übernimmt auch dessen offensive Freigeistrolle. Kapitän ist jetzt Tormann Petr Cech.

Und 15 Theofanis Gekas, der für 16 Fotakis reinkommt. Das heißt wohl, dass 22 Fortounis sich ins Mittelfeld fallen lassen und es so offensiver machen wird.
Exakt: Fortóunis spielt eine Art Zehner vor der Zweier-Reihe 2 Maniatis und Karagounis, direkt hinter dem Dreier-Angriff.
Gekas kommt in der Stürmer-Dreierreihe im Zentrum, Samaras weicht auf links aus, Salpingidis bleibt rechts.

Es gibt sofort Stress: eine tschechische Chance in der 46., danach Wickel um den umgestoßenen Jiracek.

Und dann etwas Absurdes, eigentlich Unmögliches: ein Fehler von Tormann Cech, der neue Captain nimmt ein Schusserl auf, stößt mit Sivok zusammen, lässt den Ball aus, der Gekas vor die Füße kollert - Tor in der 53. Minute, Anschlußtreffer zum 1:2.

Kyriakos sieht drei Minuten später gelb, weil er Baros abheben lässt. Und sofort danach noch einmal gelb gegen Salpingidis. Es wird wieder dichter und enger.

Interessanterweise macht die reine Stürmer-Dreierreihe vorne durch ihre Abschlußgeilheit deutlich mehr Druck als die vorsichtigere Version in der 1. Halbzeit. Und auch die von Karagounis geschossenen Standards sorgen wieder für mehr Gefahr.

Ein paar hastig geordnete Halbzeitgedanken...

Hm, ich habe schon einmal in einer Halbzeit angenommen, dass die Griechen jetzt mausetot sind.
Im Unterschied zum Polen-Match haben es Santos' Leute aber diesmal mit zwei Toren Unterschied und einem Gegner, der mehr internationale Erfahrung hat und auch mit dem Rücken zur Wand stand, zu tun.

Um da noch einmal reinzukommen müssten sie jetzt die Verve der 2. Halbzeit gegen Polen noch einmal auspacken. Da wird es dann nicht reichen, sich auf die Außenverteidiger zú verlassen, da muss mehr aus dem Mittelfeld kommen.

Team Tschechien kann sich auf den Zorn von Jiracek, die Giftigkeit von Pilar und die Ruhe von Hübschmann-Plasil verlassen. Außerdem ist Rosicky im direkten Duell gegen Karagounis fast immer Sieger.

Im Gegensatz zu den Polen hat die heutige Abwehr auch noch keine Probleme mit Samaras und Co gezeigt.

Eins noch: der Unterschied zwischen Baros und Shevchenko liegt nicht so sehr in der dem Alter geschuldeten Langsamkeit - Baros verschleppt das Spiel durch seine eher gedankenlosen Aktionen; Sheva hat es gestern durch reine Willenskraft, durch massive geistige Fokussierung schneller gemacht als er selber war.

War's das schon? Wird da noch was kommen?

Kann die bislang doch pflichtspieltechnisch so lang ungeschlagene Truppe von Fernando Santos noch zurück in dieses Match?
Wie?
Braucht es dazu nicht eine offensiver (als mit einem destruktiven Maniatis) agiernde Mittelfeldreihe? Oder gar Ninis oder Fetfatzidis?

Lässt das tschechische Team, dass die russische Watsche müde gemacht hat, seine Wut jetzt am Gegner aus? Wird man diesen Vorsprung jetzt mit Pressing, Kontern und eindrucksvoller spielerischer Überlegenheit nach Hause schaukeln?

Dann eine seltsame Situation in der 22. Minute: Tormann Chalkias mekldet sich beim Schiri ab, geht zur Outlinie und lässt sich auswechseln. 13 Sifakis kommt. Hat sich da ein Spieler einfach selber ausgewechselt? Chalkias kann für die beiden Tore nichts; vielleicht ist er doch angeschlagen, der Oberschenkel?

Dann (26.) trifft Rosicky in einem Kapitänsdulle Karagounis, was eine blutende Wunde und eine gelbe Karte nach sich zieht. Zwei Minuten später prüft er dann erstmals den neuen Tormann Sifakis, der besteht den Test.

Die Fragen von zu Beginn dieses Absatzes lassen sich aktuell so beantworten: Nein. Keine Ahnung. Ja. Ja. Nein. Ja.

Gelb in der 34. Minute für Torosidis, den Rechtsverteidiger, der seinen Mann, Pilar, ungut legt. Eine Minute später passiert Jiracek ähnliches gegen Maniatis.

Dann ein griechisches Offsidetor, Fotakis-Kopfball nach einem langen Rechtscross von Torosidis, direkt neben die Stange, keine Chance für Cech; aber er war drei Handbreit im Offside.

Die Aktion kam auch zustande, weil Torosidis und Holebas, die beiden Außenverteidiger, sich deutlich mehr in die Offensivarbeit eingemischt haben, was dann zu einer teilweisen personellen Überlegenheit führen kann - das wäre ein Weg.

Die ersten Erkenntnisse der ersten Minuten

... werden von sofort fallenden Tor von Jiracek zunichte gemacht. Jiracek, eh schon der beste Tscheche im ersten Match, beißt sich nach einem extaguten Lochpaß durch die Abwehr und schießt flach ein.
Das Match beginnt mit einem 1:0, das kennen die Griechen aber, einem Rückstand nachlaufen...

Tun sie aber nicht, nach einem guten Rechtslauf von Gebre Selassie (toller Paß von Rosicky) kann sich Pilar gegen zwei mit ihm balgende Verteidiger durchwursteln, bzw den Ball per Knie zum 2:0 reinlegen.

Okay, nochmal das Match beginnt nach 6 Minuten mit 2:0 - das kennen die Griechen nicht. Und sehen dementsprechend hinich aus. In der 8. Minute entlastet Salpingidis erstmals.
14 Salpingidis spielt einen echten rechten Flügel, der junge 22 Fortounis einen echten Linken, zentrale Spitze ist 7 Samaras.

Bei den Griechen spielt keiner der mitgenommenen Innenverteidiger innen, sondern 21 Katsouranis neben 5 Kyriakos Papadopoulos. Was für eine Mißtrauenserklärung für Malezas und Co. Im Mittelfeld macht 2 Maniatis den vorsichtigsten, Kapitän 10 Karagounis spielt halblinks, 16 Fotakis halbrechts vor ihm.

GRIECHENLAND

Tor: 1 Konstantinos 'Kostas' Chalkias (PAOK Saloniki), 12 Alexandros Tzorvas (Palermo/ITA), 13 Michalis Sifakis (Aris Saloniki).

Abwehr: 15 Vasilios 'Vasilis' Torosidis, 8 Avraam Papadopoulos,
20 Jose Holebas (Olympiakos Piräus), 19 Sokratis Papastathopoulos (Werder Bremen/DEU), 5 Kyriakos Papadopoulos (Schalke/DEU), 4 Stelios Malezas (PAOK Saloniki), 3 George/Yiorgos Tzavellas (Monaco/FRA).

Mittelfeld: 6 Grigoris Makos (AEK Athen), 2 Ioannis 'Giannis' Maniatis (Olympiakos Piräus), 10 Georgios Karagounis, 21 Konstantinos 'Kostas' Katsouranis, 18 Sotiris Ninis (Panathinaikos), 16 Giorgos Fotakis (PAOK Saloniki), 22 Konstantinos 'Kostas' Fortounis (Kaiserslautern/DEU), 23 Ioannis Fetfatzidis (Olympiakos Piräus).

Angriff: 14 Dimitrios Salpingidis (PAOK Saloniki), 7 Giorgos Samaras (Celtic/SCO), 11 Konstantinos 'Kostas' Mitroglou (Olympiakos Piräus), 9 Nikolaos 'Nikos' Liberopoulos/Lymperopoulos (AEK Athen), 17 Theofanis Gekas (Samsunspor/TUR).

-------------------

TSCHECHIEN

Tor: 1 Petr Čech (Chelsea/ ENG), 16 Jan Laštůvka (Dnipropetrovsk/UKR), 23 Jaroslav Drobný (HSV/D).

Abwehr: 2 Theodor Gebre Selassie (Slovan Liberec), 5 Roman Hubnik (Hertha BSC/D), 6 Tomáš Sivok (Besiktas/TUR), 4 Marek Suchy (Spartak Moskau/ RUS), 3 Michal Kadlec (Leverkusen/D), 8 David Limberský, 12 František Rajtoral (Viktoria Plzen).

Mittelfeld: 13 Jaroslav Plašil (Bordeaux/FRA), 17 Tomáš Hübschman (Shakhtar Donetsk/UKR), 19 Petr Jiráček(Wolfsburg/ D), 10 Tomáš Rosický (Arsenal/ ENG), 9 Jan Rezek (Famagusta/CYP), 11 Milan Petržela, 18 Daniel Kolář, 14 Václav Pilař, 22 Vladimír Darida (Viktoria Plzen).

Stürmer: 15 Milan Baroš (Galatasaray/TUR), 21 David Lafata (Jablonec), 20 Tomáš Pekhart (Nürnberg/D), 7 Tomáš Necid (ZSKA Moskau/ RUS)

Tschechien wie angekündigt, mit einer starken rechten Seite mit Gebre Selassie und Jiracek, wie gesehen. In der Innenverteidigung spielt 6 Sivok halbrechts, der links 3 Kadlec hakblinks, eh klar. Der recht blonde 13 Plasil spielt halbrechts in der Mittelfeldzentrale, der noch blondere 17 Hübschmann links von ihm. 14 Pilar greift über linksaußen an, Rosicky hat zentral alle Freiheiten, Baros ist wieder nicht zu sehen bis jetzt.

Die Ausgangslage vor dem Spiel...

... ist ganz klar.

Tschechien muss gewinnen um im Bewerb zu bleiben, sonst sind sie weg, ausgeschieden, draußen, finiton, kaputt. Griechenland könnte sich auch ein zweites Remis leisten.

Für Fernando Santos' Team ändert sich die Ausgangslage im Vergleich zum ersten Spiel also nicht. Wieder wird eine Mannschaft, die großen Support hinter sich hat, versuchen sie niederzurollen, wieder werden sie zuerst absichern und dann ihre mittlerweile schon gefürchteten Nadelstiche dagegensetzen.

Für Michal Bilek hat offiziell zwar die Lehre aus der (zu) deutlichen Niederlage gegen die Russen in seinem Auftaktmatch gezogen, sagt er. Belässt trotzdem den zu blassen, noch zu wenig fitten Tomas Rosicky sowie Milan "unsichtbar" Baros in der der Aufstellung. Such weil es gar keine echten Alternativen gibt. Die wachsen erst heran, sind noch nicht EM-reif.

Griechenland hat zwei Innenverteidiger verloren. Avraam durch eine böse Verletzung; da beschwert sich Olympiakos, sein Verein zurecht - er wurde erst eine Vierteilstunde nachdem er seinen Kreuzbandriß anzeigte rausgenommen; jetzt fällt er ein halbes Jahr aus. Sokratis nach einer gelb/roten Karte.
Stattdessen läuft der junge Schalker Kyriakos auf; neben ihm womöglich Mittelfeld-Oldie Katsouranis,

Im ersten Spiel sah das so aus:
1 Chalkias, 15 Torosidis, 19 Sokratis, 8 Avraam , 20 Holebas; 2 Maniatis, 21 Katsouranis, Kapitän 10 Karagounis; 18 Ninis, 17 Gekas, 7 Samaras. Wechsel: 5 Kyriakos, 16 Fotakis, 14 Salpingidis.

Im zweiten Spiel sieht das jetzt so aus - Griechenland in weiß mitr dezentem Blau-Schmuck mit einem 4-3-3, wieder:

1 Chalkias; 15 Torosidis, 21 Katsouranis, 5 Kyriakos, 20 Holebas; 2 Maniatis, 16 Fotakis, Kapitän 10 Karagounis; 14 Salpingidis, 7 Samaras, 22 Fortounis.

Überraschend dass Junior Fortounis statt Gekas randarf.
Nur Ersatz: der nicht vollfite 18 Ninis, eben 17 Gekas und 23 Fetfatzidis.

Bei Tschechien wird nur in der Abwehr umgestellt, Sicherheitsrisiko Hubnik muss raus, Kadlec rückt in die Mitte, Limbersky nach links. Das ist eine Variante, mit der man vor dem Turnier eh eher gerechnet hatte.

Im ersten Spiel sah das so aus:
1 Cech; 2 Gebre Selassie, 5 Hubnik, 6 Sivok, 3 Kadlec; 10 Plasil, 19 Jiracek; 9 Rezek, 10 Rosicky, 14 Pilar; 15 Baros. Wechsel: 17 Hübschmann, 11 Petržela, 21 Lafata.

Im zweiten Spiel ist das jetzt so - Tschechíen in rot, auch mit ein bissl blauer Schmuckfarbe mit einem 4-2-3-1, wie zuvor.
1 Cech, wie immer mit Kopfschutz; 2 Gebre Selassie, 6 Sivok, 3 Kadlec, 8 Limbersky; 13 Plasil, 17 Hübschmann; 19 Jiracek, Kapitän 10 Rosicky, 14 Pilar; 15 Baros.

Jiracek hat sich auf der rechte Seite offenbar bewährt, in jedem Fall war Rezek zu schwach, Hübschmann kommt in die Zentrale neben Plasil

Ersatz: 5 Hubnik, 9 Rezek, 11 Petrzela, 20 Pekhart und 21 Ex-Austrianer Lafata.

Man spielt in Wroclaw, also Breslau für die Treudeutschen, nicht weit der tschechischen Grenze, was für Heimvorteil spricht, Schiedsrichter ist der Franzose Lannoy, sein zweiter Einsatz nach seinem Naja-Match Deutschland - Portugal.