Erstellt am: 12. 6. 2012 - 10:23 Uhr

Es burrt gewaltig

Die FM4 Soundpark Studio2 Session mit James Hersey und Bilderbuch war entspannend schön, musikalisch perfekt und insgesamt ein riesen Spaß.

So einige Studio2 Sessions haben Clemens Fantur und ich im Namen des FM4 Soundparks nun schon gemeinsam auf die Beine gestellt. Es gibt vieles, was ich an diesen Konzerten mag: ob nun das Studio2 selbst mit seiner einschüchternden Geborgenheit, das Funktionieren von Technik und Kunst als Einheit, das man hautnah miterleben kann, oder den Fakt, dass meistens zwei Acts eingeladen werden, die sonst nie die gleiche Bühne betreten hätten. Diesmal waren das der Singer/Songwriter James Hersey und die Indie-Poeten von Bilderbuch.

Pamela Rußmann

Alle Fotos: Pamela Rußmann

Als erster hat James Hersey die Ehre. Der Sohn einer österreichischen Mutter und eines amerikanischen Vaters begrüßt das Publikum mit "Hallo, ich bin der James. Hi, I am James." und schon ist man ihm verfallen. Es braucht nicht viel Gestik oder Gerede zwischen den Songs damit James Hersey das Publikum für sich einnehmen kann, seine Songs erzählen alles über ihn, was man wissen muss.

Keine Nervosität, oder doch?

Ins Studio2 kommt der Musiker nicht allein: mit dabei sind die "Twintowas" ein Bass- und Schlagzeugspielendes Zwillingsbrüderpaar aus Wien. Mit diesen drei Grundinstrumenten bestreitet James Hersey sein ganzes Set, noch nie habe er so unmittelbar, so direkt gespielt, erzählt er mir noch während der Probe. "Nervös bin ich gar nicht", erklärt er weiter - ein Statement, dass er mitten im Konzert charmant zurücknimmt, die Aufnahmesituation im Studio2 kann eben doch auch einschüchternd sein, selbst wenn man schon tausend größere Bühnen bespielt hat.

Pamela Rußmann

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From Austin to Austria

Seit einiger Zeit lebt Hersey nun schon in Austin, Texas. In der "Live-Music Capital of the United States" hat er den richtigen Nährboden für seinen unaufhörlichen Schreibfluss gefunden und auch das richtige Klima: "It's always sunny there. It's Summerland, Candyland!" Und dennoch hat er extra seine Lieblings-Gitarre in Austin gelassen, weil er einen Grund braucht, um sich selbst dazu zu zwingen Wien wieder zu verlassen.

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Nachdem er also extra für diese Session um die halbe Welt geflogen ist, bespielt er mit seinen Kumpanen das Studio2 wie ein Weltmeister: perfekt arrangierte Songs sind hier gleichzeitig auch perfekt live gespielte Songs. Während einem Herseys Lieder in Aufnahmen eher entspannt vorkommen und so, als wären sie von ihm unter einer Palme in einem Liegestuhl liegend geschrieben worden, merkt man hier im Studio2 - wo man so nah an den Musikern dran ist - dass hinter jedem seiner Songs einiges an Arbeit und Schweiß steckt. Das Publikum ist hingerissen von dem jungen Songwriter und hätten wir Rosen dabei gehabt, wir hätten sie ihm zu Füßen geworfen.

Pamela Rußmann

Wir bedienen Klischees

Wenig Gestik und Geschichten zwischen den Songs? Bei Bilderbuch ist davon keine Spur. Diese Band inszeniert sich gerne und nicht zu knapp. Jeder Song bekommt eine detailierte Einführung: man solle sich vorstellen auf einer Cocktailparty zu sein, in der Karibik, oder gar auf einem Dixie Chicks-Konzert. Es werden Geschichten erzählt vom GIS-Eintreiber, der heute noch bei Sänger Maurice geklingelt hat, oder was die gesamte Band zu Mittag gegessen hat.

Zwischen den Songs wird also gescherzt und geblödelt, doch beim ersten Taktschlag sind die vier Oberösterreicher wieder vollkommen konzentriert und spielen ihr Set mit einer Souveränität, bei der sich andere noch etwas abschauen können. Auch die Instrumentendichte ist erstaunlich: ich sichte ein Klavier, Congas, eine Klarinette und etwas ganz neues für Bilderbuch: Akustik-Gitarren.

Pamela Rußmann

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"Diese Art von Gitarren ist uns viel zu hölzern.", albern die vier herum und dennoch haben sie sich extra für diese Studio2 Session ein noch nie dagewesenes Akustik-Live-Set überlegt. Sogar einen extra eingeladenen Trompetenspieler namens Richard ("ein Miles Davis auf der Trompete") holen sie für zwei Nummern auf die Bühne und bescheren mir damit meinen persönlichen Highlight-Moment des Abends. Ich freue mich jetzt schon auf die Aufnahme, um diese Trompetenklänge nochmal hören zu können.

Karibische Träume

Jedem Song hat die Band eine neue Note verliehen, ob durch Flamenco-, Country-, oder Blues-Elemente, und auch sonst wurde viel neues ausprobiert. So wurde ein noch unfertiges Lied mit improvisiertem Text vorgetragen und bei einer anderen Nummer hat Bassist Peter auf glänzende Art und Weise die Klarinette bespielt. "Man sieht: Es zahlt sich aus, wenn man als junger Mensch zur Musi geht", honoriert ihn auch Sänger Maurice und meine Kollegin Conny Lee und ich nicken uns wohlwissend zu, denn auch wir sind einst in eine Blasmusikkapellen-Karriere eingetaucht.

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Für das letzte Lied kommt auch noch Tanz Baby!-Sänger David als Arzt verkleidet auf die Bühne und performt zusammen mit der Band den Hit "Calypso", ein würdiger Abschluss für zwei wunderbare Konzerte.

Am 14. Juni in der FM4 Homebase

Den Mitschnitt dieser FM4 Soundpark Studio2 Session gibt es am Donnerstag, 14. Juni 2012, in der FM4 Homebase (19-22 Uhr) zu hören. Ein Video zur Session und mp3s zum Download demnächst auf fm4.ORF.at.

Pamela Rußmann

Am Ende des Abends geht mir ein Satz von James Hersey nicht mehr aus dem Kopf: "Studio2, that's where awesome things happen." Wie wahr, wie wahr.