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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

10. 6. 2012 - 20:16

EM-Journal '12-26.

Besuch am Katzentisch der Gruppe C. Hallo, jetzt spielen ja auch noch Kroatien und Irland!

Das EM-Journal 2012 begleitet täglich die Euro in Polen und der Ukraine, ähnlich wie schon das WM-Journal '10 beim letzten Großereignis.

Das war das andere Spiel der Gruppe C, Spanien gegen Italien.

Die Profile der sechzehn teilnehmenden Teams:

Gruppe A
Polen
Griechenland
Russland
Tschechien

Gruppe B
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Portugal

Gruppe C
Spanien
Italien
Kroatien
Irland

Gruppe D
England
Frankreich
Schweden
Ukraine

Das alles im Rahmen des heurigen Fußball-Journals '12, welches sich - wie schon 2011 - mit den aktuellen Unwägbarkeiten dieses besten aller nicht lebenserhaltenden Systeme beschäftigt.

FM4 hat auch diesmal wieder ein EM-Quartier im Wiener WUK, mit Public Viewing, Moderation und netten Gästen. Bei Regenwetter gibt es Indoors-Screens.

Fazit des Außenseiter-Duells in der Spanien/Italien-Gruppe

Wer riskiert, hat mehr vom Leben.

Bilic wollte drei Punkte und hat das in jeder Sekunde zum Ausdruck gebracht.
Und wurde dafür belohnt.

Trapattoni hat auch bei einem Zwei-Tore-Rückstand nur per Position gewechselt und sein altbackenes Defensiv-Korsett nicht gelöst.
Das geht heute einfach nicht mehr.

Und dann den Sieg sicher nach Hause spielen...

Dann böse Vibes in der 61/62. Minute: Mandzukic bleibt liegen, die Iren spielen trotzdem weiter, heftiges Gebuhe. Als dann bei diesem unsportlichen Angriff Keane im Strafraum ein von Schildenfeld verschuldetes Aua hat und umfällt, gibt es - karmapunktetechnisch ganz logisch - natürlich keinen Elfer. Jetzt auch Gebuhe von dieser Seite.

Wirkliche Gefahr bringen immer nur irische Standards: Dunne-Kopfball nach Freistoßflanke, Pletikosa hält sicher.

In der 73. kommt auch 19 Niko Kranjcar, der eben von Tottenham zu Dinamo Kiev gewechselt ist für Jelavic (9); Bilic schraubt die Offensive zurück. In der 75. Minute ersetzt 19 Shane Long (ein Name, der den Gag massiv herausfordert) Robbie Keane, wie immer nur ein verhaltener Wechsel. Dunne (5) ist jetzt der Captain, gemeinsam mit Keane, Duff und Given ist er der letzte Veteran des 2002er-WM-Teams.

Der Ball den Rakitic dann in der 78. Minute hauchzart neben Givens Kasten setzt, hätte das Zeug zum Tor der Runde gehabt, das was messimäßig in die Ecke geschlenzt. Irland wehrt sich mit zwei brauchbaren Andrews-Chancen (per Kopf, per Weitschuss und später noch einmal per Kopf) hat sein Glück für den heutigen Abend aber bereits mit dem Ausgleichstor verbraucht. Kranjcar holt sich in der Folge auch noch eine gelbe Karte ab.

In der 86. wankt Mandzukic angeschlagen raus; mit Olic und Ilicevic hat man kurz vor Turnierbeginn schon genug Offensiv-Krfäte verloren... In der letzten Minute kommt dann noch 22 Eduardo, aber für 20 Perisic. Danach noch 16 Dujmovic für 7 Rakitic.

Nachspielzeit: Andrews vergibt seine dritte tolle Kopfball-Chance (siehe oben...)

Die frühe Entscheidung treibt Trap zu Notmaßnahmen

Und dann kommt auch noch ein Deja Vu: wieder sofort nach Beginn (49.), wieder ein Kopfball, wieder Mandzukic -> 3zu1. Das nach einem schönen weiten Linkscross und mit Innenstange-Givens Kopf-Unterstützung.

Rakitic und Srna setzen mit Top-Szenen gleich nach. Kroatien hat einen Lauf in diesem Match, wie der der Russen vorgestern.
Dann setzt Team Eire aber die letzten Reserven ein, was Modric zu einer gelben Karte treibt. Und Trapattoni tut etwas was ich ihm nicht zugetraut habe: er reagiert sofort und wechselt. Allerdings dann so, wie es seine Art ist: ein bisserl zaghaft, mutlos. 14 Jonathan Walters, ein Offensiv-Paket kommt für 9 Doyle und 20 Cox für 7 McGeady. Das sind Positions-Wechsel, am flachen 4-4-2 und der Tatsache, dass man sechs Defensive auf dem Feld hat, ändert das nichts.
Buh, Trap, buh!

Bilic' Team beruhigt jetzt, versucht die irischen Angriffe zu blocken und das Tempo rauszunehmen, zieht das Spiel in die Breite, will so die Hektik hintanhalten.

Traps Team spielt mit, weil Whelan-Andrews im Zentrum nicht können, was jetzt verlangt wäre: konstruktiv aufbauen.

EIRE

Tor: 1 Shay Given (Aston Villa), 16 Keiren Westwood (Sunderland), 23 David Forde (Millwall).

Abwehr: 4 John O'Shea (Sunderland), 12 Stephen Kelly (Fulam), 5 Richard Dunne (Aston Villa), 3 Stephen Ward, 18 Darren O'Dea (Leeds), 2 Sean St. Ledger (Leicester), 13 Paul McShane (Crystal Palace).

Mittelfeld: 5 Glenn Whelan (Stoke), 8 Keith Andrews (West Bromwich), 15 Darron Gibson (Everton), 11 Damien Duff (Fulham), 7 Aiden McGeady (Spartak Moskau/RUS), 17 Stephen Hunt (Wolverhampton), 22 James McClean (Sunder-land), 21 Paul Green (Derby County).

Angreifer: 10 Robbie Keane (L.A. Galaxy/USA), 9 Kevin Doyle (Wolver-hampton), 10 Shane Long, 20 Simon Cox (West Bromwich), 14 Jonathan Walters (Stoke).

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KROATIEN

Tor: 1 Stipe Pletikosa (Rostov/RUS), 23 Danijel Subašić (Monaco/FRA), 12 Ivan Kelava (Dinamo Zagreb).

Abwehr: 5 Vedran Ćorluka (Tottenham/ENG), 21 Domagoj Vida, 3 Josip Šimunić (Dinamo Zagreb), 13 Gordon Schildenfeld (Eintracht Frankfurt/D), 4 Jurica Buljat (Maccabi Haifa/ISR), 2 Ivan Strinić (Dnipropetrovsk/UKR), 6 Danijel Pranjić (Bayern München/D).

Mittelfeld: 11 Darijo Srna (Shakhtar Donetsk/UKR), 8 Ognjen Vukojević (Dynamo Kyiv/UKR), 14 Milan Badelj (Dinamo Zagreb), 16 Tomislav Dujmović (Dinamo Moskva), 19 Niko Kranjčar (Tottenham/ENG -> Din. Kiev/UKR), 10 Luka Modrić (Tottenham/ENG), 7 Ivan Rakitić (Sevilla/SPA), 20 Ivan Perišić (Borussia Dortmund/D), 15 Šime Vrsaljko (Dinamo Zagreb).

Angriff: 22 Eduardo da Silva (Shakhtar Donetsk/ UKR), 9 Nikica Jelavić (Everton/ ENG), 17 Mario Mandžukić (VfL Wolfsburg/ D),18 Nikola Kalinić (Dnipropetrovsk/ UKR).

Eine energetische Halbzeit in britischem Wetter...

... hat Irland nicht geholfen. Slaven Bilic (wieder mit extraschicker Haube) hatte sich entschlossen den Trap-Riegel mit wellenbadartigen Angriffen zu unterspülen; und sein Kalkül ist aufgegangen.
Eine spielerisch mäßig begabte Mannschaft, die ihr Heil in Defensive, Standards und Kontern sucht, lässt sich nur mit dem Roll-Kommando begegnen.
Zumindest sechs Leute greifen immer an (die Stürmer, die offensive Mittefeld-Dreierreihe und immer einer der Außenverteidiger), das ist zuviel für Traps Eire.

Die bringen offensiv deutlich zu wenig zustande, die Außen (Duff, McGeady) sind nicht im Spiel, nur Keane rackert brav.

Es gab ja schon einige sehr klare Halbzeit-Stände, aus denen sich dann eine völlig andere 2. Hälfte herausentwickelt und alles auf den Kopf gestellt hatte.
Diesmal würde ich mich aber sehr über so eine Entwicklung wundern.

Rauch, Krach und eine herausgespielte Führung

Jetzt geht das Match von Neuem los. Rakitic, der am besten aufgelegte Kroate, schießt gut (in der 21. Minute), Perisic noch besser eine Minute später - Shay Given hat alle Mühe.

Kroatien will es wirklich wissen. Sie wollen wirklich drüberrollen, mit nassforscher Offensive. Und sie haben die Mittel und das Personal, die Iren auszuknocken. Weil nach dem Remis der beiden Großen ein Sieg hier schon sehr viel wert ist.

Die irischen Angriffe fahren sich oft fest, nur Standards bringen Gefahr, egal aus welcher Distanz oder von welcher Seite. Das kroatische Flügelspiel lässt zudem die irischen Außen recht alt aussehen. Und die Schüsse aus der Zentrale (Modric in der 33., Perisic in der 36. Minute) können sich sehen lassen.

Das mündet in einem Rapid-Tor: Jelavic startet in einen Rebound-Preßball hinein, nach einem der vielen Distanzschüsse (wieder Modric) und einer Deflektion, womöglich war das Offside, egal, das ist das 2:1 in der 43. Minute für die bessere Mannschaft.
Kein Offside! Der Querschläger kam von einem Grünen,

Das zieht die erste Rauchbombe aus dem irischen Sektor nach sich, die zweite Pyro-Sache nach einem leuchtenden russischen Böller. Und Andrews zeigt mit einem Gelb-Foul gegen Mandzukic, das man sich nur mit viel Rauch und Krach geschlagen geben will.

Zum Abschluss, in der Nachpsielzeit noch ein toller Raktic-Kopfball nach tollem Perisic-Cross.

Die ersten Erkenntnisse in den ersten Minuten:

... werden durch ein schnelles Tor von Mandzukic über den Haufen geworfen. Das irische Spiel auf Abwarten und Remis-halten ist mit diesem Start hiermit obsolet. Jetzt muss was kommen.

Schön wie der eigentlich schon gestürzte Mandzukic sich aufrappelt und den Treffer setzt. Gefällt mir natürlich, dass das Tor über die starke rechte Seite und den heute als Verteidiger nominierten Srna kam...

Bei den Kroaten orientiert sich Luka Modric, der Zehner, gerade recht verhalten, was zu einem 4-4-2 mit zwei Ketten führt, also dem Spiegel des irischen Spiels. Damit federn die Kroaten den leichten irischen Druck ab.
Rakitic und Perisic wechseln ihre Flügelpositionen laufend, auch Modric rochiert mit; Jelavic und Mandzukic vorne spielen auch alles andere als statisch.

Bei Irland spielt Duff rechts, McGeady links offensiv, unterstützt von Robbie Keane, der ein wenig um die Spitze Doyle herumspielt. In der Abwehr ist Dunne der rechte, der heilige Saint Ledger der linke Innenverteidiger, O'Shea, den man von ManU kennt ist Rechtsverteidiger.

Und just St.Ledger nützt die einzige Stärke der Iren, die Kopfhoheit bei Standards, überlistet als letzter Mann der aufgefädelten Reihe nach dem Freistoß-Cross von links seinen gegenspieler Corluka und köpft das 1:1.

Das ist eben die Schattenseite einer so offensiven Abwehr: die echten Innenverteidigerpfosten fehlen (der halbrechte Corluka eh nicht, und der halblinke Schildenfeld ist ja auch kein Lackl).

Die Ausgangslage vor dem Spiel...

... ist recht unklar.

Irlands Aufstellung ist zwar ein offenes Buch. Traps Team kommt, das zeigen schon die Rückennummern, im Einser-Anzug daher. Klares klassisches 4-4-2, flach, bieder, aber mit viel viel Wucht.
Was sie aber auf diesem internationalem Level wirklich abrufen können, bleibt offen. Man to watch: McGeady.

Irland. in grün-weiß.

1 Given; 4 O’Shea, 5 Dunne, 2 St. Ledger, 3 Ward; 11 Duff, 6 Whelan, 8 Andrews, 7 McGeady; Kapitän 10 Robbie Keane; 9 Doyle.

Coach Trapattoni hat eine Vergangenheit bei Salzburg.

Der Gegner hingegen ist recht ungewohnt aufgestellt.
Slavan Bilic hat bei Kroatien entweder Mühe eine Abwehr zusammenzukriegen oder er will mit einer Offensivwelle drüberrollen über die abwehrstarken Iren.

Corluka macht den zweiten Innenverteidiger neben Schildenfeld (statt Schwachpunkt Simunic), dabei ist der eher ein rechter Außenspieler. Dort ist aber Srna aufgeboten, eigentlich ein echter Flügelstürmer.

Auch im Mittelfeld: mit Vukojevic nur ein Defensiver.
Ergibt ein 4-1-3-2 mit einem Extra-Srna rechts hinten.
Gefällt mir.

Kroatien, ganz in blau.

1 Pletikosa; Kapitän 11 Srna, 5 Corluka, 13 Schildenfeld, 2 Strinic; 8 Vukojevic; 7 Rakitic, 10 Modric, 20 Perisic; 9 Jelavic, 17 Mandzukic.

Jelavic hat eine Vergangenheit bei Rapid, Schildenfeld eine bei Sturm. Überhaupt ist Kroatien das Euro-Team das Österreich bezugstechnisch am Nächsten ist, trotz der echten Nachbarn wie Deutschland, Tschechien oder Italien.
Niko Kranjcar, die Nummer 19, der in Österreich geboren wurde, sitzt derweil auf der Bank, ebenso wie Stürmer Eduardo, der nicht vollfit ist.

Das Spiel läuft in Poznan, Schiri ist Herr Kuipers (Holland), es regnet in Polen wie in Österreich.