Erstellt am: 9. 6. 2012 - 09:22 Uhr
Heimkommen
Nun ist die lang geplante Reise zum ESC nach Baku vorbei, auch so schöne Städte wie Budapest wirkten auf der Heimfahrt ganz unspektakulär, und in Berlin könnte die Ankunft trister nicht sein: Es regnet in Strömen bei 13 Grad.
Berlin zeigt sich grau in grau, ein bisschen mehr Graffity an den Häuserwänden als woanders, ein bisschen mehr Grün, aber die Straßen sind leer und alles ist so uninteressant. "Und was war hier los?", fragt man die Freunde. "Nicht so viel", sagen die. "So lange wart ihr ja jetzt auch nicht weg".
Hebbel am Ufer
Ach so, ja: Großer Skandal und Riesen-Blamage für Berlin, weil der neue Willy-Brandt-Flughafen nicht wie geplant am 3. Juni eröffnet werden konnte.
Dann natürlich der Hertha-Abstieg und das Skandalspiel mit Massenschlägerei.
Und eine Gräueltat ereignete sich in Kreuzberg: Eine sechsfache Mutter wurde von ihrem Mann enthauptet und zerstückelt. Man geht davon aus, dass der Täter unter paranoider Schizophrenie litt. Danach kamen mehrere Hundert Menschen, darunter auch viele türkische Männer, zu einer Demonstration gegen häusliche Gewalt zusammen.
Dann gab es noch den kanadischen Pornodarsteller, der vor laufender Kamera einen Menschen ermordet und zerstückelt und die Leichenteile an Kanadas Regierungsparteien geschickt haben soll. Er war bis Berlin geflüchtet und wurde hier von einem libanesischen Internetcafébesitzer in Neukölln erkannt und der Polizei übergeben.
Hebbel am Ufer
Die Bar 25 baut wohl eine Zweigstelle am Schlesischen Tor aus.
Bei Wowereits zu Hause hat es gebrannt, der Lebensgefährte des Berliner Bürgermeisters hatte im Bett geraucht, die Matratze geriet in Brand, Wowi musste die Feuerwehr rufen. Die Touristen sind alle da, der neue Sacha-Baron-Cohen-Film soll sehr schlecht sein.
Auf dem Tempelhofer Feld verabschiedet sich Hau-Intendant Matthias Lilienthal mit einer Weltausstellung aus Berlin. Thema: "The World ist not fair". Außerdem wird der David Foster Wallace Roman "Unendlicher Spaß" in einem 24-stündigen Theatermarathon an verschiedenen Schauplätzen im alten Westberlin aufgeführt.
So weit, so gut. Wie immer, wenn man eine Zeit weg war, muss man sich Berlin wieder neu zu eigen machen, sich wieder eingewöhnen.
Christiane Rösinger
Eigentlich wäre es Zeit sich auf einen Berliner EM-Sommer zu freuen, aber auch da bleibt die rechte Euphorie bis jetzt aus. Die Bars und Restaurants rüsten sich nur spärlich, und auch die sonst so enthusiastischen Fußballgucker sind noch nicht so recht vom diesjährigen Sommertheater angefixt. Lediglich die hässlichen, schwarz-rot-goldenen, so genannten Fanartikel verschandeln schon die Stadtlandschaft. Von der Rassel über falsche Fingernägel und Wimpern bis zum Cowboyhut mit sechs Biergläsern ist alles zu haben. Für motorisierte Fans sind 2012 die widersinnigen Außenspiegelüberzüge und Scheibenwischerhände ein Must-Have.