Erstellt am: 5. 6. 2012 - 19:00 Uhr
STEOP forward?
von Michael Fiedler und Paul Pant
"Es geht um das Studiengebührenchaos, Knock-Out-Prüfungen, fehlende soziale Absicherung für Studierende, den schlechten Zugang für ausländische Studierende zu Universitäten, fehlende Integration von behinderten Studierenden, die Frage der Zugangsbeschränkungen, die schlechte Finanzierung und die STEOPs." Janine Wulz, momentan Vorsitzende der ÖH, könnte noch weiter aufzählen, worum es am Bildungsaktionstag geht. In mehreren österreichischen Universitätsstädten wurde am Dienstag demonstriert. Und das neben der ungelösten Frage der Studiengebühren gerade aktuellste Unithema der Studieneingangs- und Orientierungsphase macht einen großen Brocken der Kritik aus.
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Dem Gesetzestext nach würde sie eigentlich von der ÖH begrüßt: "Die Studieneingangs- und Orientierungsphase ist als Teil der Diplom- und Bachelorstudien, zu deren Zulassung keine besonderen gesetzlichen Regelungen bestehen, so zu gestalten, dass sie der oder dem Studierenden einen Überblick über die wesentlichen Inhalte des jeweiligen Studiums und dessen weiteren Verlauf vermittelt und eine sachliche Entscheidungsgrundlage für die persönliche Beurteilung ihrer oder seiner Studienwahl schafft."
fm4 / irmi wutscher
Laut ÖH machen aber viele Universitäten bzw. Institute daraus ein beinhartes Knock-Out-Verfahren in den ersten ein bis zwei Semestern, sagt Janine Wulz. In Foren ist von Durchfallquoten bis über 70 Prozent zu lesen und so manche der Erlebnisberichte auf der Plattform Stop STEOP sind besogniserregend.
Was sagen die Unis?
Radio FM4 hat bei mehreren Universitäten um Interviews angefragt, keine einzige war dazu bereit. Lediglich die TU Wien - von Wulz wird die dortige Informatik-STEOP als besonders schlimmes Beispiel genannt - hat eine schriftliche Stellungnahme abgegeben, in der sich das Rektorat gegen den Vorwurf von Knock-Out-Prüfungen wehrt:
"Man muss den Studierenden die Chance geben, sich in der Studieneingangsphase zu entwickeln. Deshalb ist für uns an der TU Wien die zweite Wiederholungsmöglichkeit von Prüfungen so wichtig. Sollte mit diesen und ähnlichen Maßnahmen das Missverhältnis zwischen der Anzahl der Studierenden und den verfügbaren Kapazitäten nicht abzugleichen sein, muss der gesetzliche Rahmen für möglichst faire, begabungsorientierte Zugangsregelungen geschaffen werden."
Also: Wenn die STEOP nicht für weniger Studierende sorgt, dann bitte Zugangsbeschränkungen. Dabei gibt es Positivbeispiele, sagt Wulz: "Im Studium Geschichte an der Uni Wien muss man eine reflektierende Seminararbeit schreiben, in der man sich mit dem Studium auseinandersetzt. Oder an der Uni Graz, wo die STEOP je nach Studienrichtung zwar unterschiedlich schwierig ausgefallen ist, aber man Vorlesungen aus späteren Semestern vorziehen kann." Und damit leichter auf die erforderliche Anzahl an ECTS-Punkten kommt, um etwa die Familien- oder Studienbeihilfe nicht zu verlieren.
In einer ersten Bilanz haben einige Unis im Mai ein durchwachsenes Resümee gezogen. An den Universitäten Wien, Linz, Innsbruck und Klagenfurt hat bis jetzt etwas mehr als die Hälfte der Studierenden die STEOP positiv absolviert. Der Rest hat das Probesemester aber negativ oder noch gar nicht abgeschlossen. Und in Wien sind überhaupt schon 240 Personen dauerhaft für ihr Studium gesperrt worden.
Nach derzeitigem Stand heben im Herbst insgesamt sieben Unis in Eigenregie Gebühren ein: Neben der Uni Linz sind das die Universität Wien, die Wirtschaftsuniversität (WU), die Universität Graz, die Technische Universität (TU) Graz, das Mozarteum Salzburg und die Veterinärmedizinische Universität.
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Uni Linz führt Studiengebühren ein
Als letzte Universität hat die Uni Linz am Dienstag bekannt gegeben, dass im kommenden Wintersemester wieder Studiengebühren eingehoben werden. Der Senat der Uni Linz hat laut Studierendenvertretern mit 13 zu zehn Stimmen den Antrag des Rektorats zugestimmt. Damit führt die Uni Linz jene gesetzliche Gebührenregelung autonom wieder ein, die zuletzt vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) aufgehoben worden war. Zahlen müssen damit jene Studenten, die die Mindeststudiendauer um mehr als zwei Semester überschritten haben, sowie Studierende aus Nicht-EU-Staaten. Das betrifft voraussichtlich ca. 15 Prozent aller Inskribierten.
Protest gegen Unipolitik
Mit einem "Bildungsaktionstag" hat die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) am Dienstag gegen die aktuelle Situation auf den Hochschulen demonstriert. Am Nachmittag hat es auf der Uni Linz, dem Salzburger Mozarteum und der Uni Wien Street Lectures, Diskussionsrunden und Improvisationstheater gegeben. Unter dem Motto "Uns reicht's" ist vor der Uni Wien ein Zeltlager errichtet worden. Am Abend zogen die Studierenden vom Hauptgebäude der Uni Wien am Ring weiter in Richtung Museumsquartier zu einer Schlusskundgebung. Dort wurde für Töchterle auch ein "Denk-Mal" errichtet, auf dem die Studenten negative Folgen des UG 2002 anprangerten.