Erstellt am: 3. 6. 2012 - 14:37 Uhr
Song Zum Sonntag: Dexys
Ich kenne keine romantische Situation die mich glücklich macht, das ist nicht Selbstmitleid, das ist die Wahrheit die Wahrheit. Ich bin hier in eine irische Familie reingeboren, aber das reicht mir nicht, nationale Identität füllt mich nicht aus, ich passe nicht in ein Taubenloch. Ich weiß nicht, wo ich hingehöre, ich war auf der ganzen Welt und dachte, es gäbe einen Ort, wo ich bleiben könnte und ich sein, das ist aber eine dreckige Lüge, keine Stadt, kein Land. Nehmt eure irischen Stereotypen und schiebt sie euch in den Arsch, Nirgends ist mein Zuhause und ich werde frei sein.
Buback/ Indigo
In guter Dexys Midnight Runners Tradition könnte man ja obenstehendes Foto als Ankünder stehen lassen. Nach dem überraschenden Riesenhit "Come On Eileen" und der dazugehörigen "Too- Rye- Ay" hatte Kevin Rowland das Nachfolgealbum "Don't Stand me Down" mit einem ganzseitigen Foto im NME angekündigt. Die ehemaligen Young Soul Rebels waren in Upperclass / Schreibtischtäter Uniformen und Stickjacken gewandet und schauten auf dem Foto unverwandt in die Linse. Kein Text, kein Titel, nur das Foto und das Veröffentlichungs-Datum. Das Album war der Flop und das Ende der Dexy's Midnight Runners, der vielleicht besten Fusionsband zwischen Irischer Musik und Stax Soul, die England je gesehen hatte.
- Der Song zum Sonntag auf FM4
- Über die Dexys (Midnight Runners) macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Nächste Woche kommt das erste Dexys Midnight Runners Album seit 27 Jahren raus. Rowland nennt die Band nun nur mehr Dexys, sein Sidekick ist Mick Talbot, der schon Paul Wellers Partner bei dessen Soul / Jazz Ausflug Style Council in den 80ern gewesen war. Das "Celtic" aus den Celtic Soul Brothers ist weit dezenter vorhanden, "Soul" wird größer geschrieben, der Sound ist smoother, runder, etwas weniger dringlich, Rowland ist immer noch einer der Sänger mit dem höchsten Wiedererkennungwert der Insel und auch einer der letzten großen, stylischen, proletarischen Soul Men des Landes.
Kevin Rowland dürfte auch kein einfacher Typ sein. Seine Bandbesetzung wechselte ständig, er zwang seine Musiker stets zu (wenn auch grandiosen, antizyklischen, sehr stylischen) uniformen Looks, Alkoholverbot und gemeinsamem Fitnesstraining. Und er hatte es auch nicht einfach: Das sehr gute, letzte DMR Album "Don't Stand Me Down": gefloppt, Soloalbum 1 (mit dem bei uns durch Peter Alexander bekannt gewordenen "Heartaches by the Number"): gefloppt, seine Karriere als Crooner, trotz kurzem Drag Queen Skandälchen und der eigentlich guten Coverplatte "My Beauty" mit Versionen von Liedern der Mokees, Cass Elliot, Whitney Houston und der Fußballhymne "You'll never Walk alone": gefloppt. Drogen, Streitereien, Armut.
Doch all das liegt hinter ihm, er ist zurück.
Nun scheint alles überwunden und die Dexys Reunion perfekt. Ich würde ihm eine späte zweite Karriere gönnen.