Erstellt am: 1. 6. 2012 - 19:49 Uhr
Fußball-Journal '12-16.
Das ist ein weiterer Eintrag in das auch heuer wieder regelmäßig publizierte Fußball-Journal '12, das wie schon in den Vorjahren (das war das Fußball-Journal '11) die heimische Bundesliga, den Cup, Nationalteam und ÖFB, den Nachwuchs, das europäische Geschäft und das Umfeld begleitet.
Heute mit dem schon traditionellen Live-Ticker des ÖFB-Länderspiele - Österreich gegen Ukraine, Innsbruck Tivoli neu, 20.30 Uhr. Das war das Hinspiel im November.
Wie schon öfter zuvor wird der jeweils neueste Eintrag dieses livetickermäßigen Journals immer oben zu lesen sein.
Zum Gegner, dem EM-Co-Host empfiehlt sich die Lektüre des EM-Journals 2012 das täglich die Euro in Polen und der Ukraine begleitet, ähnlich wie schon das WM-Journal '10 beim letzten Großereignis. Heute Mittwoch war, welch Zufall, die Vorstellung des Teams Ukraine dran.
Deren Kader sieht so aus:
Tor: 12 Andriy Pyatov (Shakhtar Donetsk), 1 Maxym Koval (Dynamo Kiev), 23 Oleksandr Goryainov (Metalist Kharkiv).
Abwehr: 21 Bohdan Butko (Illychivets Mariupil), 3 Yevgen Khacheridi, 17 Taras Mikhalik (Dynamo Kiev), 5 Olexandr Kucher, 20 Yaroslav Rakitskiy, 13 Vyacheslav Shevchuk (Shakhtar Donetsk), 2 Yevhen Selin (Vorskla Poltava).
Mittelfeld: 4 Anatoliy Tymoshchuk (Bayern München/DEU), 6 Denys Garmash, 8 Olexandr Aliyev, 9 Oleg Gusev, 11 Andriy Yarmolenko (Dynamo Kiev), 14 Ruslan Rotan, 19 Yevhen Konoplyanka (Dnipro Dnipropetrovsk), 18 Sergiy Nazarenko (Tavriya Simferopol).
Angriff: 10 Andriy Voronin (Dinamo Moskau/RUS), 7 Andriy Shevchenko, 15 Artem Milevskiy (Dynamo Kiev), 22 Marko Devic alias Devych (Metalist Kharkiv), 16 Yevgen Seleznyov (Shakhtar Donetsk).
Alles über das Team der Ukraine steht hier.
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Der Kader für das erste echte Koller-Trainingslager ab 24. Mai bis hin zu den Spielen am 1. Juni (gegen die Ukraine) und 5. Juni (Rumänien):
Tor: 1 Christian Gratzei (Sturm), 31 Lukas Königshofer (Rapid), 24 Heinz Lindner (Austria).
Abwehr: 2 György Garics (Bologna/ITA), 17 Florian Klein, 5 Manuel Ortlechner, 13 Markus Suttner (Austria), 4 Aleksandar Dragovic (Basel/SUI), 16 Paul Scharner (WestBrom/ ENG), 15 Sebastian Prödl (Werder/D), 3 Martin Hinteregger (Salzburg).
Mittelfeld: 27 David Alaba (Bayern/D), 6 Yasin Pehlivan (Gaziantep/TUR), 14 Julian Baumgartlinger, 25 Andreas Ivanschitz (Mainz/D), 19 Veli Kavlak (Besiktas/TUR), 10 Zlatko Junuzovic (Werder/ D).
Sturm: 7 Marko Arnautovic (Werder/D), 30 Guido Burgstaller (Rapid), 18 Marcel Sabitzer (Admira), 21 Marc Janko (Porto/ POR), 9 Patrick Bürger (Mattersburg).
Auf Abruf waren: Jörg Siebenhandl (Wr. Neustadt), Ekrem Dag (Besiktas/TUR), Georg Margreitter (Austria), Manuel Weber (Sturm), Erwin Hoffer (Frankfurt/D).
Verletzt abgereist ist: Robert Almer (Düssel-dorf/D).
Verletzt gesagt haben: Stefan Maierhofer, Andreas Ulmer Jakob Jantscher, Christoph Leitgeb - alle aus Salzburg. Absenz wegen Hochzeit: Franz Schiemer (auch Salzburg).
Verletzt schon im Vorfeld: Christian Fuchs (Schalke/ D), Martin Harnik (Stuttgart/D), Emanuel Pogatetz (Hannover/D), Jürgen Säumel (Sturm), Christopher Dibon (Admira), Andreas Weimann (Aston Villa/ ENG), Tanju Kayhan (Besiklas/TUR), Christopher Trimmel (Rapid), Pascal Grünwald (Austria), Mika Gspurning (Seattle/US), Jürgen Macho (Panionios/GRE).
Rücktritt: Martin Stranzl (Gladbach/D), Alex Manninger (Juve/ITA), Andreas Ibertsberger (Hoffenheim/D).
Unberücksichtigt: Markus Berger (TM Odessa/UKR), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D), Ümit Korkmaz (Frankfurt/ D), Florian Mader, Roman Kienast, Roland Linz (Austria), Thomas Schrammel, Stefan Kulovits (Rapid), Anel Hadzic, Daniel Beichler (Ried), Andreas Hölzl, Darko Bodul (Sturm), Philip Hosiner (Admira), Jonathan Schmid (Freiburg/D) uvam.
Im U21-Kader für das Match gegen Luxemburg am 5.6. stehen der A-Team-Abrufler Jörg Siebenhandl (Wr. Neustadt), Florian Kainz (Sturm), Christopher Drazan, Deni Alar (Rapid), Daniel Royer (Hannover/ D) oder Marco Djuricin (Hertha/D).
Wie viele Salzburger nach seiner Nominierung verletzt: Stefan Hierländer.
Nimmt man die beiden Ukraine-Matches zum Maßstab, dann hat eine im Hinspiel noch recht undeutliche Handschrift mittlerweile schon recht verselbstständigt. Der aktuelle Kader, vor allem die, die jetzt Teil des Trainingslagers waren, hat die Basics, die ihnen das Koller-Team präsentierte, ansatzweise verinnerlicht.
Das ist nicht die Welt (auch weil die Ukraine einfach kein Welt-Team ist), aber ein klar erkennbarer Schritt nach vorne. Und deshalb so viel wert.
PS: der nicht eingesetzte Marcel Sabitzer wäre bei der U19-Quali diese Woche deutlich besser aufgehoben gewesen.
PPS: die Qualität des Matches relativiert sich blitzschnell, wenn man sich wie ich nachher noch die Aufzeichnung des High-Speed-Spiels Italien-Russland ansieht. Da ist in jeder Hinsicht noch unglaublich viel Luft nach oben; auch für die Ukraine.
Nachschlag. Die Beteiligten sehen alles recht realistisch
Koller ist zufrieden, eh klar. Er weist nochmal drauf hin, dass man die letzte Woche an der Defensiv-Performance gearbeitet hat - wollte also nicht allzuviel verlangen, offensiv.
Und er deutet an, dass er im nächsten Spiel gegen Rumänien auch wieder was probieren wird.
Alaba und Arnautovic deuten an, dass sie wissen, dass sie die Vorgaben des Coaching-Teams nicht komplett erfüllen konnten. Beide betonen, dass sie in der letzten Woche ziemlich geschunden wurden, sind mit dem Schlauch aber merklich zufrieden.
Das Fazit für den WM-Quali-Teilnehmer:
Das war mehr Glück als Verstand. Eine Halbzeit geistig abwesend zu sein, das verzeiht nur ein pomadiger Gegner wie der Heutige; andere brechen dir das Genick.
Andererseits: die zweite Halbzeit hat gut begonnen, gut geendet und war dazwischen auch nicht so schlecht. Man hat demonstriert, das man sich nicht beugen will, man hat das taktische Konzept durchgehalten bzw. ausgefüllt. Und viel mehr geht sich in so einer Aufbau-Phase, in einer geistigen Erneuerung nach dem Elend der dumpfen Nationalmannschaftsvergangenheit der letzten Jahre auf die Schnelle eben nicht aus.
Die Coaches und Spieler werden dieses Spiel einzuordnen wissen. Was das Mainstream-Medien und die resultatsfixierte Großteilöffentlichkeit daraus macht, liegt sowieso jenseits ihrer oder auch meiner Einflussnahme. Quengler wie Prohaska werden ohnehin weiter dafür sorgen, dass Teamchef Koller nicht zu gut dasteht, also relativiert sich auch der morgen wahrscheinlich deutlich übertriebene Jubel der Trötianer.
Das Fazit für den EM-Endrundenteilnehmer:
Nichts hat sich geändert: es gibt kein Konzept für die Problemzonen Tor, Außenverteidiger und Stürmer. Man agiert oft recht statisch und anstrengungslos.
Aber: durch diese Testniederlage sind die Erwartungen noch weiter runtergeschraubt. Und das kann noch enorm viel wert sein.
Man kriegt nicht immer, was einem gefällt
Arnautovic macht einen guten Haken nach innen, nach einem grandiosen Verlagerungspass von Junuzovic und hebt die Frucht ins Kreuzeck. Schönes Tor trotz matter Vorstellung, in der es nur vier, fünf gelungene Aktionen gab.
Das lädt die ergebnisfixierte Öffentlichkeit dazu ein, eine insgesamt maue Vorstellung zu einem tollen Ding hoch zu sterilisieren wie Nutella.
Soll es einen Sieger geben heute?
Ich denke: nein.
Im Hinspiel gewann die Ukraine auf den letzten Abdruck, nicht unverdient, aber glücklich mit 2:1.
Und auch diesmal powern sie mit weniger Anstrengung als die Österreicher mehr rein in der Schlussphase. Das ist ja vielleicht ihr Markenzeichen: diese bewusst ausgestellte Nicht-Anstrengung. Aber immer kann das nicht für einen Sieg reichen, oder?
Das ÖFB-Team hat in der 2. Halbzeit entsprochen, spielerisch, taktisch und vom Tempo her. Mit einem Sieg würde man aber die gruselige 1. Halbzeit belohnen/vergessen machen: Das gefiele mir nicht.
How do you do, little black man, whom i do not know?
Gut, Mister Country-Head-Man, mittlerweile. David Alaba nimmt einem Ball, den ihm Garics nach einem tollen Lauf und Doppelpass mit Bürger über rechts auflegt, volley, knapp vorbei. Tolle Aktion, hätte einen Treffer verdient.
30 Guido Burgstaller kommt für 25 Ivanschitz, das heißt Arnautovic geht auf die linke Seite, Burgstaller spielt rechts offensiv. Und das heißt, es gibt einen dritten Kapitän in diesem Spiel. Obwohl - ich seh keinen, der die Schleife hat, vielleicht hat sie Ivanschitz mit raus genommen.
Dann (75. Minute) rettet Suttner bei einem Corner auf der Linie. Genau deshalb postiert man genau dort Leute.
Alaba erhöht den Offensiv-Druck, lässt Kavlak zunehmend allein in der Zentrale; was aber nichts ausmacht.
Der Teamchef will das wohl anders und bringt 6 Pehlivan für 27 Alaba. Ha, jetzt spielen Pehli und Veli nebeneinander in der Zentrale.
... und wieder der ukrainische Ausgleich.
Nach einer guten Kombination, die eher aus dem Stand gekommen ist, legt Yarmolenko auf den halblinken Offensiven zurück. Das ist wieder Gusev, Schuss, Tor, 2:2.
Das riecht jetzt nach offenem Schlagabtausch, wenn auch ohne großes Tempo und auf spielerisch nicht überragendem Niveau.
19 Kavlak kommt für 14 Baumgartlinger, interessant, soll der Veli in der Defensiv-Zentrale spielen?
Ja, soll er. Und es klappt dann auch ganz gut.
Junuzovic ist inzwischen fast eine zweite Spitze neben Bürger.
Marcel Kollers Offensiv-Zeichen heißt Patrick Bürger...
... das Zeichen der Mannschaft auf dem Platz ist das beherzte Weiterspielen über die Seiten. Wieder Alaba über links, nach Kombination mit Suttner und Junuzovic, wieder ein guter Pass in die Mitte, Ivanschitz' Schuss wird geblockt und Arnautovic kann halbrechts flach und präzis einschießen. Very well done, von allen Beteiligten.
Bürger kommt in den Jubel hinein für Janko, das ist ein Debut für den Mattersburger. Kapitän der Österreicher ist jetzt Andreas Ivanschitz... Wie das Leben so spielt...
Bei der Ukraine kommt 14 Rotan für 18 Nazarenko, das ist ein reiner Positionswechsel.
Ausgleich durch Offsidetor von Gusev
Nach einem Nazarenko-Freistoß flippert der Ball irgendwie zu Yarmolenko und weil kein Österreicher mitgelaufen ist, kann der für Gusev auflegen, der den Ball nur noch über die Linie laufen muss.
Ein billiges Gegentor (in der 57. Minute).
Immerhin ist gleich die nächste Aktion der Österreicher wieder gefährlich, ein gutes Zeichen.
Danach kommt 21 Butko für 19 Konoplyanka, ein Rechtsverteidiger für einen Linksaußen.
Ich schätze, dass Gusev die Konoplyanka-Position einnehmen wird, während Butko den braven rechten Außenprackler geben wird.
Und genauso ist es dann auch...
... und Österreich steigert sich spielerisch...
Bei Österreich bleibt es beim Alten - Garics kam bereits für Klein. Kavlak steht aber bereit.
Aber: es gibt deutliche Ansätze für ein bewusstes Kreativspiel, vor allem über die Seiten.
2. Halbzeit - die Ukraine stellt um...
... aber nicht dort, wo es nötig wäre, sondern im Angriff: 7 Andriy Shevchenko und 15 Artem Milevskiy kommen für 10 Voronin und 22 Devic. Das heißt, es wird zwei echte Spitzen geben.
Dazu ein Tormannwechsel: 1 Maxym Koval, nicht Pyatov, wie einige annehmen, für 23 Goryainov.
Gusev muss rechts jetzt deutlich defensiver spielen - da merkt man zumindest eine nötige Positionsbereinigung. Immerhin. Vielleicht bessert das ja das ukrainische Spiel.
Halbzeit-Fazit für...
...Österreich:
Die Dressen sehen gut aus, schick, vor allem das Nummern-Design. Alles andere, inklusive Publikum, ist beschämend.
...die Ukraine:
Da ist taktisch einiges in die Hose gegangen. Bitte abstellen und umstellen. Damit aus diesem Nichts noch ein Spiel wird.
Das war 43 Minuten gar nichts, ÖFB-Truppe...
... und ja, gerade wenn man in einer Phase des Erlernens von Grundlagen im taktischen Bereich steckt, braucht es Dirigismus von außen, auch während des Spiels. Leichte Umstellungen, bereits in und nicht erst nach dieser völlig verschenkten Halbzeit. Sowohl von Koller als auch von den Spielern (und zwar von allen, von Alaba angefangen) kommt zuwenig. Die laufen nur mit.
Seit der etwa 35. Minute tut aber auch der mit ein wenig Blau im vielen Gelb geschmückte Gegner nichts.
Die Seltsamkeit des österreichischen Spiels...
... ist, dass man nach einer schnellen Führung genau gar nicht nachsetzt und sich selbstzufrieden in ein Nichts von Spiel fügt.
Das geht gar nicht.
Und es erfordert auch direkte und schnellere Einflussnahme von außen. Da ist Koller wieder einmal zu zögerlich und zu langsam. Nur bei jedem Schubserl Elfmeter fordern ist deutlich zu wenig, das könnte jeder. Coaching hingegen kann nur der Coach.
Die Seltsamkeit des ukrainischen Spiels...
... ist dem Experiment Blokhins auf den Außenverteidiger-Positionen geschuldet. Weil er dort - zurecht - massiv unzufrieden ist, testet er rechts Gusev, einen offensiv-zentralen und links Rakitskiy, an sich Innenverteidiger.
Überraschenderweise funktioniert Rakitskiy gut - der findet die Balance zwischen Def/Offensive und bindet zudem auch Gegenspieler Arnautovic wie einen kleinen Hund an einen Zwirnfaden.
Gusev, der einen rechten Flügel macht, tut für hinten gar nix und bedrängt seinen Vordermann Yarmolenko, macht also die schärfste Waffe der Ukrainer stumpf.
Durch sein taktisch unreifes Verhalten sind Tymoshchuk und Nazarenko (das ist der Glatzkopf) dauernd in die Defensive gezwungen, weshalb die zentrale Offensive oft unbesetzt bleibt. Das zieht dann eher planlose Bälle aus der Abwehrzentrale nach sich.
Blokhin wäre gut beraten, wenn er Gusev in der Pause er- oder anderwo hinsetzt.
Nach dem Führungstor kommt der Rückzug...
... denn seitdem ist vom ÖFB-Team nichts zu sehen. Maximal bei Standards oder bei Fehlern des Tormanns wird man ansatzweise gefährlich. Natürlich wirkt sich auch die tiefgedrückte Spätabendmessen-Stimmung im vom heiligen Land Tirol besetzten Stadion aus. Heuliche Jungfrau Maria, bitt' für uns!
In der 21. Minute bringt die gelbe Flügelzange einen tollen Spielzug zustande, der nur deshalb nicht im Tor landet, weil man überkombiniert - das ist die beste Chance aus dem Spiel heraus.
Klein verletzt sich ohne gegnerische Einwirkung und wird wohl rausgenommen werden müssen. In der 28. Minute kommt (2) Garics für ihn.
Wie präsentieren sich die Formationen zu Spielbeginn?
Österreich (in weiß-schwarz, mit einer hübschen kleinen Schulter-Schärpe) in 4-2-3-1, eh klar. Mit Arnautovic rechts, Juno zentral und Ivanschitz links. Das hat alles Hand und Fuß.
24 Heinz Lindner - 17 Klein, 15 Prödl, 16 Scharner, 13 Suttner - 14 Baumgartlinger, 27 Alaba - 7 Arnautovic, 10 Junuzovic, 25 Ivanschitz - 21 Janko (Kapitän).
Die Ukraine (in gelb) spielt in einem höchst undurchsichtigen 4-1-3-1-1, in dem Gusev eigentlich nie innerhalb einer Viererabwehr agiert, was dann in einem recht grotesken (unbeabsichtigtem) 3-1-4-1-1 mündet.
23 Goryainov - 9 Gusev, 17 Mikhalik, 3 Khacheridi, 20 Rakitskiy - 4 Tymoshchuk (Kapitän) - 11 Yarmolenko, 18 Nazarenko, 19 Konoplyanka - 22 Devic - 10 Voronin.
Devic spielt manchmal neben Voronin, meist aber um ihn herum.
Rakitskiy, an sich Innenverteidiger, macht als linker Back eine recht gute Figur, vor allem offensiv. Rechts hinten spielt eigentlich niemand (Gusev pickt auf der Linie, aber in der gegnerischen Hälfte) - Tymoshchuk muss dauernd aushelfen.
Nazarenko mimt einen Box-to-Box-Akteur.
Zu Chancen kommt man eher zufällig, Probleme bereitet Österreichs hoch gestellte Offside-Falle.
Schöner Beginn: Junuzovic-Freistoß und gleich ein 1:0
Da zeigt sich dass der ukrainische Goalie die Nummer 3 ist. Junuzovic hat einen Freistoß aus günstiger Position (20 Meter vorm Tor, halblinks) und verwertet diesen Ball, gleich in der 3. Minute.
Danach stellt die Ukraine alles zu und lässt Österreich im Aufbau echt schlecht aussehen. Dafür glänzt Goryainov mit Folgeunsicherheiten, gruselig. Dabei hat der Mann mit Metalist Kharkiv sowohl Salzburg als auch die Austria viermal klar bezwungen.
Wie macht sich Innsbruck?
Der neue Tivoli sieht sehr gut besucht aus, die Stimmung beim Einlauf der Teams passt. Das Wetter ist deutlich fußballfreundlicher als zu den Deutschen gestern gegen Israel. Man begleitet die Hymne der Gäste mit brauchbarem Respekt und singt bei der eigenen brav mit. Selbst Arnautovic schaut zumindest gerührt. Nicht dass Sinisa Mihailovic da auf Ideen kommen müsste...
Das Schiri-Team kommt aus Deutschland, Felix Zweier führt es an. Oleg Blokhin hat deutlich zugenommen in den letzten Monaten, oder? Arnautovic aber auch...
14.500 Zuschauer hätte ein ausverkauftes Haus. 13.000 sind da. Nach Spielbeginn verhält man sich aber eher dezent, teilweise tonlos.
Die Aufstellungen sind da...
Österreich:
24 Heinz Lindner; 17 Klein, 15 Prödl, 16 Scharner, 13 Suttner; 14 Baumgartlinger, 27 Alaba; 7 Arnautovic, 10 Junuzovic, 25 Ivanschitz; 21 Janko (Kapitän).
Taktisch ist das, wie immer bei Koller, ein 4-2-3-1, mit Viererabwehr, Baumgartlinger als Sechser, Alaba als Achter und drei offensiven Mittelfeldspielern davor. Wie die sich die Aufgaben aufteilen, wird man sehen. Davor Janko als zentrale Spitze.
Zum Personal: Im Tor und in der Abwehr will Koller also einmal die anderen sehen - Lindner, Klein, Scharner und Suttner. Dragovic wird wegen seiner Meisterfeier-Tachtel für den Schweizer Sportminister bestraft. Dass Scharner in der Innenverteidigung erprobt wird, ist längst abgesprochen; hat sich aber bis zum "Experten" Prohaska (der sich wieder in seiner Lieblingsrolle als wehleidiger Koller-Basher gefällt und sich dabei nicht die Blöße geben will, auf Fakten zurückzugreifen oder sich Infos beschafft zu haben, gottbewahr!) nicht herumgesprochen.
Im Mittelfeld und vorne setzt Koller auf Kontinuität - durch das Fehlen von Harnik stellt man sich da letztlich von selber auf. Alaba bleibt klarerweise im Zentrum, als linker Abwehrspieler wäre er verschenkt, Österreich ist nicht Bayern München.
Ersatz: 1 Gratzei, 31 Königshofer; 2 Garics, 4 Dragovic, 5 Ortlechner, 3 Hinteregger; 6 Pehlivan, 19 Kavlak; 30 Guido Burgstaller; 9 Bürger, 18 Sabitzer.
Sechs Wechsel sind erlaubt.
Als Nummer 1 im Tor sieht Koller weiterhin Robert Almer. Lindner soll heute durchspielen.
Ukraine:
23 Goryainov; 9 Gusev, 17 Mikhalik, 3 Khacheridi, 20 Rakitskiy; 11 Yarmolenko, 4 Tymoshchuk (Kapitän), 18 Nazarenko, 19 Konoplyanka; 10 Voronin, 22 Devic.
Das, pardon, durchsteig ich noch nicht ganz.
Dreier-Abwehr (schließlich sind das drei Innenverteidiger!)? Oder spielt Gusev einen rechten Außenverteidiger? Es wäre eine Variante, schließlich ist man da nicht optimal besetzt.
Ob Oleg Blokhin vorne mit zwei Spitzen spielt oder einen davon hängen lässt, werden wir auch dann auf dem Platz erkennen. Wie offensiv Nasarenko neben seinem Captain Timo spielt, wird sich auch weisen.
In jedem Fall spielt der dritte Goalie. Und in jedem Fall ist die Flügelzange Yarmolenko (rechts) und Konoplyanka (links) auf dem Platz.
Vor dem Spiel ist vor der Euro...
... vor allem für die Ukraine, die bei dieser Live-Begleitung auch ordentlich berücksichtig werden sollen. Die letzte direkte Begegnung im November 2012 ist schon ein Weilchen her, und österreichische Zuschauer neigen ja dazu Spieler, die sie nicht im heimischen oder deutschen Boulevard oder per High Class-Champions-League geliefert bekommen (samt Image und dem, was man über sie zu denken hat, inklusive) und nur als Gegner des ÖFB-Teams zu sehen kriegen, nicht zu erkennen, obwohl man sie 90 Minuten gesehen hat.
Vor dem Spiel ist aber vor allem vor der WM-Qualifikation,
die für Österreich im September beginnen wird. Und weil Marcel Koller in diesen Tagen das einzige längere Trainingslager abhalten kann, ist in erster Linie so etwas wie Teambuilding angesagt. In Seefeld soll zusammenwachsen, was sich im Herbst dann bereits als einheitlicher Organismus präsentieren soll.
Das heißt aber auch: nicht die Resultate der beiden Tests gegen die Ukraine heute und Rumänien am Dienstag sind wichtig, sondern die Gesamtperformance. Vor allem in taktischen Belangen konnte Koller mit seinem Co-Trainer Fritz Schmid wohl einiges an konzeptionellen Ideen an die Berufenen bringen.
"Grundlagen im taktischen Bereich" nennt Koller das Gelehrte, "Spielidentität" ist ein Begriff, den er den Journalisten einbläut, 16 Betreuer sind es, die sich an allen Bereichen um das ÖFB-Team kümmern, Mental-Coaches inklusive.
Taktisch unbehandelt bleiben wollen die Salzburger. Bis auf Martin Hinteregger sagte und -reiste gesamte Salzburger Abordnung (inkl. U21-Berufene) nacheinander ab (einer mit der Ausrede einer nicht anders zu terminisierenden Hochzeit) - das wirkt wie eine konzertierte Aktion der Ignoranz und stellt leider wieder einen weiteren Schandfleck des Missverständnisses "Fußball-Engagement" im Red Bull-Imperium dar.
Für alle anderen, vor allem die zahlreichen Legionäre, ist die Extraportion an Strategie und Taktik durchaus willkommen, auch wenn Christian Fuchs, Martin Harnik und Emanuel Pogatetz bereits im Vorfeld verletzt absagen mussten.