Erstellt am: 29. 5. 2012 - 10:52 Uhr
"Just don't be so silly"
Im Oktober 2009 springt Mohamed Nasheed, damals noch Präsident der Malediven, mit Taucherbrille und Sauerstoffflaschen ins kristallklare Wasser um das Nord-Malé-Atoll im Indischen Ozean. Auch mehrere seiner Minister tauschen Nadelstreif- gegen Neoprenanzug, und tauchen mit ihm ab. Sie veranstalten die weltweit erste Regierungssitzung unter Wasser, um auf die durch den Klimawandel steigenden Meeresspiegel aufmerksam zu machen. Die Bilder dieser Aktion sind um die Welt gegangen.

Mohammed Seeneen/AP
Hält der aktuelle Trend bei den CO2-Emissionen an, wird sich die Erdoberfläche laut UN-Weltklimarat (IPCC) bis 2100 um zwei, drei oder gar vier Grad Celsius erhöhen.
Knappe drei Jahre später ist Mohamed Nasheeds Botschaft weiterhin dieselbe: Steigen die CO2-Emissionen, steigen Erdtemperatur und Meeresspiegel, sinken die Malediven. Die über 1000 Inseln und Atolle des Urlaubsparadieses liegen nur knapp eineinhalb Meter über der Meeresoberfläche. "The highest point is about as high as me", fehlt es dem kleinen Mann weder an Selbstironie noch an Galgenhumor.
"What good is democracy if we don't have a country?"
Auch andere Länder wie die Bahamas, Mauritius oder Singapur von der globalen Erwärmung bedroht. Sie haben sich in der "Alliance of Small Island States" (AOSIS) zusammengeschlossen.
Mit seinen medienwirksamen Aussagen und Aktionen ist Mohamed Nasheed mittlerweile zum Star unter den Klima-Aktivisten avanciert. Er verleiht denjenigen eine Stimme, die am unmittelbarsten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Dabei ist es nicht zuletzt sein politischer Werdegang, der ihn als Identifikationsfigur für die internationale Climate Change Community attraktiv macht.
Dreißig Jahre lang kämpft er gegen das autoritäre Regime in seinem Heimatland. Nach mehrfacher Folter, Einzelhaft und Exil, wird er 2008 zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten des Inselstaats. Umweltpolitik steht von Anfang an im Zentrum seines Programms. Unter ihm verpflichten sich die Malediven, bis 2020 zum ersten klimaneutralen Land der Welt zu werden.
Ein ambitioniertes Ziel, das Nasheed als gutes Beispiel in die Verhandlungen auf der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 trägt. Vor allem für die Entwicklungsländer und kleinen Inselstaaten gilt er dort als Hoffnungsträger. Noch im Vorfeld wirft er den weltweit größten CO2-Emittenten USA und China auf einer UN-Versammlung ein "If you continue business as usual, we will die!" an den Kopf.
In den Verhandlungen fordert er schließlich, dass die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt wird. Doch die Verhandlungen scheitern. Die Industrienationen setzen ihr 2-Grad-Ziel durch. Einen verbindlichen Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll gibt es bis heute nicht.
"The Island President" ist am Mittwoch, den 30. Mai um 19.30 Uhr im Votivkino in Wien zu sehen.
Eintritt gegen freie Spende. Anmelden kannst du dich hier.

Neongreen Network
ERDgespräche 31. Mai in der Hofburg in Wien. Zu Gast sind: Bianca Jagger, Trägerin des Alternativen Nobelpreises; Klimaforscher Stefan Rahmstorf und Umweltpädagoge und Musiker Mike Edwards. Eintritt gegen freie Spende. Anmelden kannst du dich hier.
Ein Filmteam hat Nasheed während der Verhandlungen in Kopenhagen begleitet.
"We refuse to give up hope!"
Im Februar 2012 tritt Nasheed nach einem Polizeiputsch vom seinem Amt zurück. Wieder ist er im eigenen Land nicht mehr sicher. Seinen Kampf gegen den Klimawandel setzt er aber fort. Derzeit verbreitet er seine Botschaft vor allem bei Konferenzen und Fernsehauftritten, und scheut sich - wie erst vor wenigen Wochen in John Stuarts "Daily Show" - auch weiterhin nicht vor klaren Worten:
"Simply because the United States and die industrial world have been poisoning the atmosphere for the last 300 years, doesn't mean that the rest of the world should be doing exactly that. I hope that people would start recognizing this and come to a more amicable understanding. Just don't be so silly."