Erstellt am: 27. 5. 2012 - 17:16 Uhr
Ein melancholischer Zug in Felix Mitterers Gesicht
Warum zieht ein Tiroler nach Irland und bleibt dort mit Frau und Tochter 15 Jahre lang? Wegen der steuerlichen Vergünstigung für Künstler, ist der erste logische Gedanke. Aber Menschen sind nicht immer logisch.
Doppelzimmer Spezial mit dem Schriftsteller Felix Mitterer:
Am 28.05. von 13-15 Uhr auf FM4
Es war sowohl sein langer Wunsch, als auch der seiner Tochter, in anglophiler Umgebung zu leben. Die Engländer verstehe er nicht, also habe er sich für Irland entschieden. Die Musik, oder genauer: die Kultur des Musikmachens und die des Geschichtenerzählens kamen auch noch dazu. Und dann dieser Garten vor dem Haus!
"Wir sind nach England zu den jährlichen Gartenausstellungen gefahren. Haben uns über die Jahre alles angesehen, was es wissenswertes über Gartengestaltung zu erfahren gibt. Meine Tochter hat ein Paradies geschaffen. Das mussten wir jetzt zurück lassen. Aber in Niederösterreich, wo ich mich jetzt mit meiner Frau niedergelassen habe, wird hoffentlich ein neues Paradies entstehen."
Ob in der irländischen Abgeschiedenheit oder am Land in Niederösterreich, den Abstand von der Stadt braucht Felix Mitterer, um sich nicht ständig erfolgreich von der Arbeit abzulenken. Mir selbst fehlt ehrlich gesagt die Phantasie, um mir vorzustellen, dass man in rund vierzig Jahren über sechzig Werke schafft. Drehbücher für Spielfilme, Dramen fürs Theater, Kinderbücher, Hörspiele. Und das sind ja alles keine hingerotzten Schmonzetten!
Als Kind habe er alles gelesen, was er in die Finger bekommen konnte, auch den Bauernkalender der Adoptivmutter. Nicht weil er so ein Gscheiter gewesen wäre, erzählt Mitterer, sondern weil es die beste Ablenkung vom Leben war. Seine leibliche Mutter, eine arme Kleinbäuerin, die schon zwölf Kinder hatte, gab den kleinen Felix gleich nach der Geburt an ein befreundetes Ehepaar weiter, das keine eigenen Kinder bekommen konnte.
"Mein Adoptivvater war ein unglaublich lieber Mensch. Meine Adoptivmutter oft eine recht Jähzornige." Die beiden sind als Landarbeiter von Hof zu Hof gezogen. Ein Leben mit dem Notwendigsten.
Am Donnerstag, 31. Mai erzählt Felix Mitterer im Rahmen von achensee.literatour von seiner Kindheit am Achensee und vor allem von seiner Suche nach seinem Vater. Im Alten Vidum in Achenkirch. Beginn ist um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Felix war schlau in der Schule und fand dort einen Lehrer, der ihn unterstützte. "Ich hatte immer Glück in meinem Leben. Es gab immer jemanden, der mir weiter geholfen hat." Lehrer oder Pfarrer waren die Berufsoptionen mit 13. Er entschied sich für den Lehrerberuf, hat aber die Ausbildung irgendwann hingeschmissen und ist per Autostopp abgehauen. Richtung Irland. Gelandet ist er schließlich am Zollamt in Innsbruck. Ein Freund hat ihm einen Bürojob verschafft, eine Arbeit, die Felix nicht zu sehr von seiner Leidenschaft ablenken sollte: dem Schreiben.
"Diesen Übergangsjob habe ich elf Jahre ausgeübt. In dieser Zeit habe ich geschrieben. Meine Texte verschickt. Immer nur an einen Verlag, weil ich mir dachte: was mach ich, wenn ich von zwei Verlagen gleichzeitig eine Zusage bekomm!"
Ein junger Behinderter aus dem Dorf soll nicht mehr in das Gasthaus kommen dürfen, weil das schlecht fürs Geschäft sei und die Touristen abschrecke. So der Plot des Dramas "Kein Platz für Idioten."
1974 wird in einem Tiroler Fremdenverkehrsort eine Mutter mit ihrem behinderten Kind aus dem Gasthaus gewiesen, weil der Wirt befürchtete, sein Geschäftsgang würde durch die Anwesenheit des Kindes leiden. Daraufhin schreibt Felix Mitterer ein Hörspiel, das 1975 vom ORF Tirol produziert wird. Von dort kam das Stück auf die Volksbühne Blaas, auf der man "die besten Volksschauspieler des Landes findet, alles Laien. Fantastisch! Aber niemand wollte die Rolle des behinderten Buben übernehmen, also hab ichs selber gespielt. Ich bin sicher 200 Mal mit dieser Rolle auf der Bühne gestanden. Aber ich musste dann damit aufhören, weil ich das ja nicht gelernt hab und immer derart in die Rolle hineingefallen bin, dass ich schon so geredet und mich so bewegt hab, wie der Bub, den ich gespielt hab."
Ob in der Piefke-Saga über den Ausverkauf Tirols, in der Superhenne Hanna über tiergerechte Haltung oder seinen Tatort-Drehbüchern, die immer eine Wundstelle der Gesellschaft berühren - Felix Mitterer schaut in die Welt und hält ihr dann den Spiegel vor. Nicht moralisch, aber ohne Scheu auszusprechen, was Sache ist.
Das Doppelzimmer Spezial mit Felix Mitterer
Felix Mitterer über sein Verhältnis zum Fernsehen, seine Suche nach seinem leiblichen Vater und warum die Superhenne Hanna ein Role Model für die heutige Tierschützerszene ist.
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