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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

22. 5. 2012 - 17:15

EM-Journal '12-01.

Der Countdown zur Fußball-EM. Heute: sich einmal einen Überblick verschaffen.

Das EM-Journal '12 wird, ab heute täglich die Euro in Polen und der Ukraine begleiten, ähnlich wie das WM-Journal '10 beim letzten Großereignis.

Heute versuche ich mir und euch einmal einen Überblick zu verschaffen.

Das alles im Rahmen des heurigen Fußball-Journal '12, welches sich - wie schon 2011 - mit den aktuellen Unwägbarkeiten dieses besten aller nicht lebenserhaltenden Systeme beschäftigt.

Siehe auch: Afrika-Cup-Journal '12 . Upcoming, im August: ein Journal zu dem London-Olympics.

FM4 hat auch diesmal wieder ein EM-Quartier im Wiener WUK, mit Public Viewing, Moderation und netten Gästen.

Übernächsten Freitag - das ist im Übrigen ein Fenstertag - geht sie los, die TM-UEFA-Europameisterschaft 2012, die Euro, die ich ganz altmodisch zumeist EM nennen werde, Europa-Meisterschaft. Die Engländer (die's ja erfunden haben), die die WM irreführenderweise World Cup nennen, sagen zur EM nicht European Cup - weil es den ja in begrifflicher Übermächtigkeit auf Club-Ebene gibt - sondern European Championship und kürzen das mit dem kecken Euro-Begriff ab. Aber der Euro ist ja auch eine Währung und ein Geldschein und so. Für EM hingegen lassen sich auf Wikipedia nur nicht verwechslungstaugliche Definitionen finden - EM macht schnell klar, dass man nicht zahlen will, sondern das Championat meint.

England besiegt Deutschland; und auch Spanien...

Die Engländer werden auch im Finale stehen. Sag ich zumindest, wenn man mich dieser Tage nach dem Sieger fragt (was zu viele Menschen tun, auch solche, die sich wundern, warum denn Argentinien und Brasilien gar nicht dabei sind). Sag ich aus einem Analogie-Impetus heraus. Da es die großen Teams des logischen Favoriten Spanien (Real und Barca) im Halbfinale nicht gegen Bayern und Chelsea geschafft haben, muss man von einem Finale Deutschland - England ausgehen. Und dann von einem englischen Sieg im Elferschießen, trotz eklatanter Unterlegenheit.

Ganz so unsinnig ist diese Annahme insofern nicht, als England in einem sehr präzise geplanten Testspiel im letzten November Spanien trotz deutlicher Unterlegenheit besiegen konnte. Andererseits: auch Deutschland hat einen Test, bei dem einiges riskiert und taktisch experimentiert wurde, verloren, gegen das wiedererstarkte Frankreich, was wiederum eigentlich für ein Finale Frankreich - England sprechen würde.

Und apropos wiedererstarkt: Wie wäre es mit Italien? Aber: Werden die beiden Teams, die sich aus der Höllengruppe B (mit Holland, Deutschland und Portugal) durchsetzen, mit ihrer dann breiten Brust nicht direkt ins Finale düsen? Oder werden die Leichtmatrosen aus der Pimperlgruppe A soviele Kräfte sparen, dass sie (Russland? Polen?) ihrerseits dann...?

... aber besiegt nicht Frankreich Deutschland? Oder Italien?

Ihr merkt, UserInnen: alles nur spielerischer Unsinn, nicht mehr wert als der Satz im selbstgepressten Kaffee. Und es wird nicht besser werden bis zum Anpfiff am 8.Juni. Alle Fans und alle Medien und die allermeisten Experten werden Klischees aus der Mottenkiste bemühen, ihre Einzelbeobachtungen hochrechnen, falsche Kader und falsche Systeme und falsche Aufstellungen angeben, bei (den zahlreichen) blinden Flecken von anderen abschreiben und so letztlich nur Desinformation betreiben.

In Österreich, dessen Team nicht vertreten ist und dessen Medien-Mainstream generell über zwei Augenklappen verfügt, wenn es um echte Informationen über fremdländischen Fußball geht, wird das besonders schlimm werden. Klatsch, Hörensagen und Spekulationen werden dominieren, das, was wirklich zählen wird (nämlich das, was auf dem Platz passiert) wird kaum jemand behandeln.

Ich kann nicht versprechen alles besser zu machen, aber ich werde es versuchen. Zuerst einmal mit einer täglichen Team-Präsentation; ab morgen, jeden Tag eine Mannschaft: die Nominierten, die Abwesenden, das Coaching, das aktuelle Momentum, eine Einschätzung. Ich werde mir erlauben das bis zum 7.6. auch jeweils upzudaten - es wird bis dahin noch einige Testspielen, einige Aus- und Unfälle geben.

Ab morgen täglich: eine Mannschaft im Fokus

Um das Drumherum wird sich auf FM4 und fm4.orf.at auch flächendeckend gekümmert. Sei es in Fragen der Sicherheit/Überwachung, oder in Fragen der politischen und Menschenrechts-Situation in der Ukraine. Zwei neue Webhosts werden aus Polen (Aleksandra Kolodziejczyk) und der Ukraine (Michael Riedmüller) berichten, dazu kommt auch ein Rückblick auf die Euro 08 in Österreich (hallo ungebrauchte Stadien! hallo Fanzonen-Debakel!). Weshalb ich mich im EM-Journal '12 ausschließlich auf die Spiele (und natürlich das, was sie nach sich ziehen) konzentrieren kann. Es wird, wie schon beim EM-Journal '08 für jedes Match einen eigenen Eintrag geben; auch wenn das manchmal logistisch (WUK-Moderation, Parallelspiele...) schwierig werden wird.

Mir ist schon klar, dass ihr UserInnen mittlerweile schon deutlich mehr seht als noch 2002, als ich mit dieser Art der Berichterstattung über Strategien, Systeme, Taktik und Spielanalyse begonnen habe; ihr seid mittlerweile gut vernetzt und habt mehr als nur eine Anlauf-Station, ihr seid es gewohnt Spiele differenzierter zu lesen, die Spielsysteme sind euch geläufig. Das, was die EM/WM-Journale im letzten Jahrzehnt teilweise einzigartig gemacht hat, der neuartige verschobene Blickwinkel, das ist mittlerweile Common Sense; zumindest in einer avancierten Community, die sich über die mittlerweile gut etablierten, auch partizipativ funktionierenden Webmedien austauscht und nicht mehr von daneben-liegenden TV-Experten und drögen Zeitungs-Berichten abhängig ist.

Was das EM-Journal aber auch 2012 leisten kann ist das schnellst-mögliche Erfassen von Entwicklungen, vor, während und auch nach den Spielen - dazu braucht es nämlich mehr als nur einen Ticker, der die aktuellen Geschehnisse und Spielszenen aufzählt, sondern einen Beobachter, der das, was sich in der gediegenen Analyse am Folgetag, nachdem man's überschlafen hat, recht leicht herstellen lässt, im Moment des Geschehens aber nirgendwo zu finden ist. Klar, das ist ein recht hochgesetztes Ziel; aber aktuell, bei einer medial durchgecoverten EM auch das einzige das sich lohnt.

Morgen hier im EM-Journal '12-02: England; oder auch Tschechien, mal sehn...