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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

15. 5. 2012 - 16:16

Popstar werden auf der Pop-Akademie

Ab Herbst wird es in Wien eine sogenannte Pop-Akademie geben. Im Gasometer können junge Menschen zwischen 12 und 18 Jahren das Handwerk der Popmusik erlernen: mit Musikunterricht und in weiterführenden Kursen wie Songwriting oder Aufnahmetechnik.

Infos und Anmeldung bei der Johann Sebastian Bach Musikschule

"Wir wollen allen Interessierten, die schon eine Vorbildung am Instrument haben und sich gewisse Dinge noch holen möchten, die Möglichkeit bieten, dass sie nicht nur ein Instrument lernen, sondern dass sie in Bands spielen, lernen wie sie sich auf der Bühne bewegen, wie man ein Konzert organisiert. Ich möchte das eigentlich weiterführend machen. Und wir sind eben gerade daran, diese Musikausbildung aus der Taufe zu heben. Noch ist alles ein Work in Progress", erklärt Moritz Pedarnig das Konzept. Er ist der zukünftige Leiter der Pop-Akademie Wien, selbst Schlagzeuger, unter anderem bei Coshiva und wird auch an der Pop-Akademie unterrichten.

Musikunterricht plus Erweiterung

Es wird also am neuen Standort im Gasometer ganz klassisch Musikunterricht geben, von Klavier, Gitarre und Bass bis zu Schlagzeug oder Akkordeon. Auch Trommelgruppen oder Bouzouki-Unterricht ist geplant. Zusätzlich können die Pop-SchülerInnen Hintergrundwissen in sogenannten Modulkursen erwerben. Dabei geht es um Themen wie Musiklizenzen, Studioaufnahme oder Konzertorganisation. Auch Workshops mit "Promis" wird es geben. Wer das sein wird, steht noch nicht fest bzw. werden bis jetzt noch keine Namen genannt.

120 Personen werden ab Herbst aufgenommen, als Zielgruppe hat man junge Menschen im Alter von 12 bis 18 Jahren festgesetzt. Diese Altersgrenze ist aber nicht in Stein gemeißelt, erklärt Pedarnig "Ich werde nicht jemanden rausschmeißen, nur weil der zufällig 19 ist." Es gibt Aufnahmekriterien, wie ein Casting von einer Popstars-Show darf man sich das aber nicht vorstellen, versichert der Musiklehrer. Vielmehr sollte man mindestens ein Instrument beherrschen, idealerweise hat man schon eine Elementarstufe darin abgeschlossen.

Gitarren

flickr.com/malias/

Beruf oder Hobby

Grundsätzlich gibt es zwei Wege, die man bei der Popakademie einschlagen kann: Einerseits kann man eine sehr straighte Musikausbildung durchlaufen, mit gewissen vorgeschriebenen Modulen, wo man zwischendurch auch immer wieder Übertrittsprüfungen bestehen muss. "Du kannst aber auch sagen: ich möchte nur das Instrument lernen und buche mir dann separat ein paar Module dazu."

810 bis 950 Euro pro Jahr soll so ein Kurs inklusive einiger Nebenmodule kosten. Nicht ganz billig, wenn man keine konkrete Berufsausbildung vor Augen hat. Berufsausbildungen in Sachen Pop gibt es in Wien bereits: Zum Beipiel einen Ableger der Musikakademie "Deutsche Pop" in der Ankerbrotfabrik oder diverse Studiengänge an privaten Konservatorien.

Beware of the Flatterhand -
Robert Rotifers Gedanken zur ersten Wiener Pop-Akademie

Diesen Ausbildungen wird die Wiener Pop-Akademie allerdings um eines voraus sein, meint Moritz Pedarnig: "Das Netzwerk, das wir mit den verschiedensten Institutionen zu knüpfen versuchen. Wir wollen Workshops gemeinsam mit der MIKA machen, mit der Wien Xtra ist eine Kooperation angedacht. Wir haben außerdem vor Ort einen Live-Club, der komplett professionell eingerichtet ist, wo man auch auftreten kann. Es gibt die Nähe zur Bank-Austria-Halle, die natürlich auch in das Ganze eingebunden ist und es gibt die Einbindung der Klangfarbe, als größten Musik-Einzelfachhandel. Von dem her ist die Breite, die dort herrscht und das Wollen, das etwas geschieht, groß."

Hintergrund

Dass die Popakademie jetzt in dieser Form eingerichtet wird, dahinter steht auch die Stadt Wien. Die MA13 für Bildung und Jugend hatte vergangenes Jahr eine Umfrage zum Thema "Zukunftsbild Musik in Wien 2015+" gemacht. Bei der Auswertung der Fragebögen, die von SchülerInnen ausgefüllt wurden, zeigte sich, dass es im Bereich Popmusik eine große Nachfrage gibt. Denn während der klassische Musikunterricht in Wien flächendeckend vorhanden ist, gibt es für Junge Menschen kaum die Möglichkeit, Pop- oder Weltmusik zu erlernen. Diese Lücke soll mit der Pop-Akademie nun geschlossen werden. Die Stadt Wien unterstützt den Ausbau des neuen Musikschulzentrums im Gasometer mit 1,2 Millionen Euro.

Geführt wird es dann von der evangelischen Johann Sebastian Bach Musikschule, unter der Leitung von Moritz Pedarnig. Auf die Frage, ob sich die Pop-Akademie und ihre Bühne dann wieder die üblichen Wiener Konzert- und Musikgrößen unter den Nagel reißen, meint er: "Ich weiß bis jetzt nichts davon, Muff Sopper macht soweit ich weiß die Gasometer-Halle, das macht er sehr gut, das ist auch okay. Es gibt diesen Einfluss nicht, nein. Hoffentlich bleibt es so."

Vielmehr wolle man sich möglichst breit aufstellen und LehrerInnen aus den verschiedensten Wiener Musikschulen aufnehmen. Eine direkte Verknüpfung mit der Musikindustrie, wie bei den internationalen Vorbildern Popakademie Baden-Württemberg oder der Brit School in London gibt es noch nicht. "Aber das wäre natürlich toll, wenn die Industrie sagt, sie will sich da irgendwie einbringen", meint Moritz Pedarnig. "Man sieht ja gerade in London, wie großartig der Output dort ist. Klar hinkt der Vergleich mit Österreich. Aber warum nicht probieren und schauen, was am Ende herauskommt. Auch, dass wir ein Bewusstsein schaffen: Österreich hat so viele talentierte, gute Musiker und Bands, ich finde, das soll man ruhig weiterpushen!"