Erstellt am: 14. 5. 2012 - 13:17 Uhr
Flipper, heimatlos und hinter Gitter
Brutal gemein. Wo die niedlich fiependen Schwimmsauger ein trauriges Dasein eingezäunt in miefig-trüben Suppen ihr Dasein fristen.
frittenbude
Wo Wochenendausflügler hohlen Spaß für die ganze Familie zelebrieren. Genau dort platzieren die Pandabären ihr drittes Album und sie haben die Rechnung ganz ohne Flipper gemacht. Neues musikalisches Terrain, weniger Elektrotrashpunk, mehr Melodie und Text. Die Fritties haben einen akustischen Salto mortale gewagt und geschafft. Bravissimo, Delfinarium 10 points!
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Spaß mit Tieren
Das Cover ist bereits ein Intelligenztest. Flipper, bist Du's ? Ob Nachtigall, Katzen, Amseln, Elefanten, Pandas, kein Tier ist vor der Frittenbude sicher. Hauptsache Viecher, laut Eigenaussage ist eine geliebte Freizeitbeschäftigung, Homo sapiens in Aussehen und Verhalten mit tierischen Verwandten zu vergleichen. Insekten sind bis dato übrigens untervertreten. 25 Tracks hätten die Musiker im Tascherl gehabt, 15 sind es dann geworden. Eine stattliche Anzahl Songs auf einem durchwachsenem Album.
Frittenbude
Erlös Dich vom Laptop
Auffallend am neuen Album ist die Textlastigkeit nebst den längeren Ausflügen in musikalisch neue Terrains wie Klavier, Akkordeon, sowie asiatische Hackbretter und Sithars. Viva la Sprechgesang und manchmal tauschen wir den Laptop gegen analoge Synthies. Was bei Katzengold, dem Vorgängeralbum schon spürbar ist, wird hier konsequenter weiterverfolgt. Hohles Spaßbanddasein mit viel elektronischem BummBumm, plakativen Refrains zum rauschigen Mitbrüllen. Spätestens mit Delfinarium verstummt diese sowieso haltlose Kritik. Geschichten, die erzählt werden. Satte Reime voller Kritik an Gesellschaft, Staat und einer Generation der Konsumenten.
frittenbude
Anstatt Zucker verklebt nun Eiskonfekt die Straßen. Behauptet wird in der Single, dass es einfach nicht leicht ist. Tatsächlich schaffen die Frittenbuben die fliegenden Wechsel zwischen den musikalischen Trapezen ohne Netz, ohne doppelten Boden, geschmeidig und selbstsicher.
Hallo? Hallo Eiskonfekt?
Aber keine Angst: so ein dreifacher Salto mortale, der sie komplett vom massigen Konzertspaß wegmanövriert, ist das Delfinarium dann doch wieder nicht. Partypackerln à la eh schon wissen für alle Tanzpandas bieten die Fritties klarerweise auch im Delfinarium: Deutschland 500, Erlös Dich von dem Schrott, Nur wegen dem Eiskonfekt sind Lieblinge der postmodernen Dancekultur. Straightforward, zum Mitbrüllen und Auszucken im Club der zwielichtigen Neonfarben. Daneben klingt ein wunderbar sphärisches zweites Singerl mit dem Titel Wings schon fast wie ein anderer Zoo.
zoo duisburg
Bekannte und gelungene Kooperationen mit diversen Gastmusikern werden auch am neuen Album weitergeführt, siehe zum Beispiel Miss Atari. Neue Stimmen gibt's aber auch: Ähnlich der Kelly Family, aber weniger haarig und auch (noch) nicht so zahlreich ist Familie Burkhardt in zwei Generationen vertreten: Vater Torsun, Sänger von Egotronic, ist genauso am Album zu hören, wie seine Tochter Yari Safari. Selbige singt ihren Vater im Track Die Amsel ziemlich an die Wand.
Jeder Club die Manege, bunt die Farbe
So bravourös ihnen die Vielfältigkeit des dritten Albums gelungen ist, die zukünftige musikalische Richtung der Frittenbude ist unklar. Einige Wege sind vorstellbar. Es bleibt spannend, in welche Viechereien sie sich demnächst verwickeln lassen werden. Die Richtung einer ernstzunehmenden Band der Stunde, mit Aussage, Beat und trotzdem einer fetten Prise Spaß am Leben ist nun endgültig eingeschlagen.