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Marc Carnal

Wer sich weit aus dem Fenster lehnt, hat die bessere Luft. Lach- und Sachgeschichten in Schönschrift.

27. 5. 2012 - 15:00

Ameisen-Tampons, Pangasius und ein Geschenk

Eier, Butter, Bier - Texte zu Einkaufslisten unbekannter Provenienz (22)

marc carnal

Marc Carnal, der schönste Mann von Wien, sammelt seit geraumer Zeit Einkaufslisten.

Unterstützt wird er dabei von einem stetig wachsenden Kreis an redlichen Helfern, die ihn regelmäßig mit am Wegesrand oder in Supermärkten aufgelesenen Zettelchen beliefern, auf denen Fremde seltsame, amüsante, wirre, ungesunde oder fragwürdige Gedankenstützen notiert haben.

Zu diesen teils zauberhaften Stichwortsammlungen verfasst Herr Carnal dann Texte und trägt diese zwischendurch auch öffentlich vor.

Termine findet man hier.

Ameisen-Tampons

marc carnal

"Wie groß ein Bienen-Monokel ist, mein Sohn? Das ist ungefähr so groß wie… ein Ameisen-Tampon."

(Kein schlechter Vergleich, wenn auch etwas ungeschickt. Jetzt muss die Mutter ihrem Kind bestimmt erklären, was ein Tampon ist. Andererseits: Dass der Sohn offenbar weiß, was ein Monokel ist, spricht für seine schon recht umfassende Allgemeinbildung! Wäre ich wohlhabend, würde ich mein Vermögen wahrscheinlich zu beträchtlichen Teilen dafür opfern, fragwürdige Studien in Auftrag zu geben. So könnte ich auch meine Überzeugung bestätigen lassen, dass mehr Achtjährige die Bedeutung von "Tampons" als jene von "Monokel" kennen. Tampons und Monokel haben übrigens ihre geschlechtsspezifische Verwendung gemeinsam: Erstere werden meist von Frauen benutzt, Monokel sieht man dagegen fast nur in männliche Augenhöhlen eingeklemmt. Gut, man sieht sie eigentlich kaum mehr. Monokel waren schon so lange nicht mehr "in", dass sie gar nicht "out" sein können. Nachdem sich auf dem Gebiet der Fehlsichtkorrektur modisch allerdings seit Jahren sehr wenig bewegt, prophezeie ich nun einfach mal so, dass optische Eingläser schon demnächst ein globales Comeback feiern werden. Getönte, mit Glitzersteinen umrandete oder achteckige Monokel werden wieder die Antlitze der trendbewussten Jugend zieren!)

100 Dönerfladen

marc carnal

Ich schenk dir zum Geburtstag keine
sündhaft teuren Edelsteine,
weder Wellness-Kram noch Rosen
und auch keine einfallslosen
Marzipan-Likör-Pralinen,
kann dir nicht mal damit dienen,
dich zum Essen einzuladen.

Ich schenk dir 100 Dönerfladen.

Dein Blick verrät mir, dass dich mein
Präsent bis jetzt nicht ungemein
begeistert. Du hast Recht, es wäre
hilfreich, wenn ich es erkläre.

Du könntest deine Weißbrothüllen
doch mit Fleisch und Zwiebeln füllen.
Feiner wird die ganze Chose
mit ein bisschen Knoblauchsauce
und dann würzt du bei Bedarf
alles obendrein mit scharf.

Dann verkaufst du die pikanten
Snacks am besten an Passanten
und machst dergestalt mithin
einen tüchtigen Gewinn.

Damit kannst du einen Haufen
prächtiger Geschenke kaufen,
welche dich wohl mehr erfreuen
werden als die x-ten neuen
Armbanduhren oder Ringe,
die ich dir sonst immer bringe.
Mit dem Döner-Brot-Erlös
kannst du vielmehr glamourös
shoppen gehn nach Herzenslust,
was du doch so gerne tust.

P.S.: Ich gebe zu, die Fladen,
waren jüngst im Billigladen,
ergo BILLA reduziert,
darum hab ich ungeniert
gleich mal an die 100 Stück
gekauft, und wünsch dir alles Glück
mit deiner Döner-Stand-Karriere!
(Womit ich nun auch fertig wäre)

"Pangasius-Dreierlei auf Pangasius-Sud"

marc carnal

Immer wieder trieze ich mein Umfeld mit Erfindungen und Geschäftsideen und werde dafür verspottet.

Schon vor Jahren erdachte ich ein Kirschkernweitspuckrohr, das mittels einer Membran am Rohrende die Geschwindigkeit jener Kerne misst, die Jugendliche hinein speien. Ich glaubte durchaus an das Potenzial dieses reizenden Gimmicks, doch man riet mir von allen Seiten, nicht in die teure Patentierung zu investieren. Ebenso bei meiner Freisprecheinrichtung für Autofahrer: Anstatt das Handy irgendwo umständlich einzustöpseln, erlaubte meine Konstruktion erstens uneingeschränkte Mobilität und war kinderleicht zu bedienen. Kurz: Ich dachte an eine Art Helm, in den man das Telefon einfach in Ohrnähe hineinsteckt. Doch auch hier waren die spontanen Reaktionen verhalten.
Die romantische Idee eines Transportunternehmens, das sich ausschließlich auf den Versand kleiner Mengen von Styropor innerhalb Wiens spezialisiert, durfte dagegen zu Recht verlacht werden, genau wie mein Einfall, den Betuchten die Kohle mit der Behauptung aus der Tasche zu ziehen, Rosinenbäder wären wohltuend und gesund.

Das alles ist aber immer noch nichts gegen die zweifellos schlechteste Geschäftsidee aller Zeiten, die mir kürzlich einfiel: Ein Lokal, das sich ausschließlich auf Pangasius-Filet spezialisiert.