Erstellt am: 11. 5. 2012 - 06:00 Uhr
Escape the golden cage
Zugegeben: Ausstellungen über Street Art und Graffiti hat es in den letzten Jahren mehr als genug gegeben. Das MOCA in Los Angeles, die Kunsthalle in Wien oder die Art Basel in Miami - sie alle haben sich der subversiven Kunst aus der Spraydose gewidmet. Der Hype um Kunst im öffentlichen Raum hat aus Menschen, die regelmäßig von der Polizei gesucht werden, gleichzeitig gut bezahlte Künstler werden lassen. Ein Paradoxon, das es schon in den 80er Jahren gab, als New Yorker U-Bahn-Sprayer von der internationalen Kunstwelt entdeckt, umgarnt und gleichzeitig vom Bürgermeister Ed Koch verteufelt wurden.
Escape the golden cage widmet sich heuer zum zweiten Mal der so genannten Urban Art. Das ist eine Bezeichnung für Kunst, die im Spannungsfeld Graffiti/Street Art entstanden ist, sich teilweise gleicher Techniken bedient, die aber nicht zwingend draußen stattfinden muss. Kuratiert wird die Ausstellung von Sarah Musser, die mit ihrem Team seit Monaten daran arbeitet, dass "Escape the golden cage 2012" ein Erfolg wird.
Telegrafenamt
Downtown
Die feudale Location, in der die Ausstellung heuer stattfindet, befindet sich in bester Lage in der Wiener Innenstadt. Gleich beim Ring an der Börse liegt das ehemalige K&K Telegrafenamt, das seit längerem leer steht. Paulus Manker nutzt die Räumlichkeiten regelmäßig für Aufführungen seiner atemberaubenden Theater-Inszenierung von Alma.
In den kommenden 14 Tagen "gehört" das Gebäude der Urban Art Szene. Mit Mark Jenkins (USA), dem New Yorker Street Art Pionier Dan Witz (USA), WK Interact (USA) oder Christian Awe aus Berlin sind prominente Vertreter dieser Sparte in Wien vertreten. Bei einem Lokalaugenschein gestern Nachmittag hab ich zufällig Dan Witz kennengelernt.
Dan Witz
Dan Witz amüsiert sich über Vorwürfe von Menschen, die meinen, Street Art hätte in Galerien und Museen nichts verloren. "Wer sagt das?" und "Was tun diese Menschen für Street Art?", lauten seine Gegenfragen. Dass er mit seinen Bildern Geld verdient, sei mehr als gerecht. Denn einen Großteil reinvestiert er in illegale Projekte in zahlreichen Städten dieser Welt. So finanzieren laut ihm übrigens viele Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten.
Was hat ihn Ende der 70er Jahre dazu motiviert, seine Kunst in den Straßen New Yorks anzubringen? Das Gefühl von Freiheit und die Tatsache, keine Regeln einhalten zu müssen. Dass der ehemalige Kunststudent 30 Jahre später in Wien ausstellt, hätte er damals selbst nicht gedacht. Übrigens hat er seinen Aufenthalt in Wien gleich genutzt, um sich im Stadtbild zu verewigen. Wo und wie? Das werden aufmerksame Menschen bald sehen.
Plattform für Begegnungen
"Escape the golden cage" versteht sich als Plattform, um frische Kunst zu präsentieren und Künstler mit potentiellen Sammlern zu connecten. Viele der gezeigten Werke sind zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Hier ein kleiner Überblick:
Mark Jenkins
Christian Awe
Katrin Fridriks
Low Bros
Abner Preis
Von 11. Mai bis 25. Mai 2012 zu sehen
Die Ausstellung eröffnet heute, Freitag, und dauert bis 25. Mai. Außer den oben gezeigten Bildern werden noch einige andere Künstlerinnen und Künstler wie zum Beispiel SatOne aus München bei "Escape" vertreten sein.
Das Rahmenprogramm besteht aus DJ-Lines, Live-Konzerten und Diskussionsrunden. Die Details sind auf der Webseite von Escape the golden cage zu lesen. Der Eintritt ist frei.