Erstellt am: 7. 5. 2012 - 16:10 Uhr
Samantha Cristoforetti, die twitternde Astronautin
"Hello Twitterverse! We r now LIVE tweeting from the International Space Station -- the 1st live tweet from Space! :) More soon, send your s" - Das twitterte am 22. Jänner 2010 der amerikanischer Astronaut Timothy Creamer alias @astro_TJ. Seither folgten weitere ungezählte Tweets, hochauflösende Fotos und Blogposts internationaler Astronauten aus dem All aber auch aus ihrem Alltagsleben und ihrer Ausbildung. Um diese Themen ging‘s vergangene Woche auch auf der Webkonferenz re:publica12 in Berlin.
twitter.com
DIY Öffentlichkeitsarbeit
„Der Astronautenjob hat eine unglaubliche Anziehungskraft auf Menschen. Das weiß ich ganz genau, weil es mir genauso gegangen ist“, sagt die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti. Vor drei Jahren wurde sie als eine von sechs Azubis der Europäischen Weltraumorganisation unter Tausenden Bewerbern ausgewählt. Seiher will sie der Welt über Twitter und Flickr einen Einblick in ihren zugegebenermaßen recht außergewöhnlichen beruflichen Alltag geben. „Journalisten stellen oft banale oder immer nur dieselben Fragen, durch soziale Medien können wir die Berichterstattung zu einem Teil selber übernehmen.“
FM4/Anna Masoner
”You know you're an astronaut …
… when it takes 3 people to put on your trousers (3rd one hidden)“, schrieb sie etwa zu einem Foto, dass sie bei der Anprobe ihres unförmigen Weltraumanzuges zeigt. Darin übt sie auf dem Boden eines Swimmingpools schwerelose Weltraumspaziergänge. „Das Training ist wahnsinnig anstrengend, weil der Druckanzug steif ist, und man die ganze Zeit dagegen ankämpfen muss. Trotzdem gehört das zu den spannendsten Seiten des Trainings.“
Ins All oder auf die Internationale Raumstation wird sie erst in ein paar Jahren fliegen. Von dort hat ihr italienischer Kollege Paolo Nespoli vergangenes Jahr wunderschöne Bilder von der Erde auf Flickr hochgeladen. Über Twitter konnte man bei ihm sogar Bilder vom Lieblingsort bestellen.
Internet sobald Satellit richtig liegt
So einfach wie auf der Erde ist es nicht, ein Bild bei Flickr hochzuladen oder via Twitter zu verbreiten. Bis 2010 konnten Astronauten ihre Botschaften nur an die Bodenstation schicken, dort saß dann ein Mitarbeiter, der sie unter ihren Accounts veröffentlichte. Inzwischen gibt es an Bord der ISS aber Internet. Von Breitband ist allerdings noch keine Spur. Die Kamera die Nespoli an Bord der ISS verwendetet, musste vor ihrem Flug ins All übrigens auf Herz und Nieren getestet werden. An die zwanzig Kameras wurden zerstört um herauszufinden wie sie auf Feuer oder unterschiedliche Explosionen reagieren. Nach ein paar Monaten im All ist eine handelsübliche Kamera nicht mehr verwendbar. Die kosmische Hintergrundstrahlung zerstört ihren Sensor.
Interna ausplaudern?
Die ESA und die NASA freut sich über ihre twitternden und bloggenden Astronauten. Für die Raumfahrtsagenturen ist das Teil der Öffentlichkeitsarbeit und in Zeiten in denen klassische Medien weniger über Weltraumforschung berichten notwendig.
Samanthas Tweets werden von mehreren Tausend Followern gelesen und kommentiert. Kann man sich bei ihr eigentlich Tipps für das nächste Astronauten Auswahlverfahren holen? Samantha Cristoforetti lacht: „Keine Ahnung wann das nächste Auswahlverfahren der ESA sein wird. Möglicherweise erst in 20 Jahren. Aber dann kann man natürlich schon darüber reden.“