Erstellt am: 5. 5. 2012 - 16:33 Uhr
Alles neu macht der Mai
In Berlin müssen es ja immer alle gleich übertreiben und schon vor dem Tag der Arbeit sammelten sich in Kreuzberg die Eventtouristen. Trugen natürlich alle sofort Hotpants und Flip Flops und setzten sich in Scharen so demonstrativ locker auf die Gehwege und Plätze und mitten in den Weg. Und gucken blöd, wenn man seinen ganz normalen Alltagsgeschäften nachgeht und nicht so unkonventionell wie sie in den Liegestühlen vor den Cafes lungert.
Christiane Rösinger
Berlin hatte am Maiwochenende zwei Millionen Touristen zu Besuch und es scheint dass die Hälfte nach Kreuzberg kam. Manche Straßenzuge waren schwarz vor Menschen, man dachte schon an eine verfrühte Maidemonstration - aber es waren nur Flaneure aus aller Damen und Herren Länder.
Bei den Kreuzbergtouristen handelt es sich ja eher um studentische Nichts- und Wichtigtuer, hinzu kamen dann auch noch die ganzen Brückentag-Touristen.
Der Brückentag ist für uns Lo-Fi-Bohemiéns ja ein großes Mysterium. Wir wundern uns immer über Leute, die schon im Januar ihre Brückentage fürs Jahr planen können. Aber Nachforschungen haben ergeben, dass es sogar eine Webseite zum Brückentag gibt, auf der man wichtige Informationen findet:
"Wie jedes Jahr liegt Christi Himmelfahrt an einem Donnerstag. Für Sie eröffnen sich damit folgende Möglichkeiten".
Dann wird in Tabellen ausgeführt wie man mit möglichst wenig Urlaubstagen möglichst weit kommt. Wir Freiberufler können damit natürlich nix anfangen. Wir haben nie Brückentage- oder ist unser ganzes Leben ein Brückentag? Oder ein "Fenstertag" oder ein "Zwickeltag" wie man angeblich in bestimmten Gegenden sagt?
Christiane Rösinger
Die Touristensaison ist auf jeden Fall in Berlin eröffnet und es bringt nichts, sich aufzuregen. Touristenfeindlichkeit ist ja eine neue Art der Fremdenfeindlichkeit, das stand letztens in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Denn man müsse schließlich auch sehen, wie die vielen deutschen Erasmusstudenten seit Jahren in Barcelonas Altstadt einfallen. Clubbetreiber und Wirte nennen die Scharen amüsierwilliger junger Spanier, die Berlin durchstreifen, inzwischen auch
"Die Rache des Ballermanns".
Es hilft eigentlich nur eins: Selber Tourist werden und weg fahren! Am Mittwoch geht es los, mit dem Auto zum Eurovision Song Contest nach Baku. Und unterwegs laufen wir dann glotzend durch Budapest, Belgrad, Sofia, Istanbul, Prabzon, Batumi, Tiflis, Sekhi und Baku und gehen dort den Einheimischen auf die Nerven.